Beim SK Sturm ist viel los.
Nach dem Abgang von Transfer-Mastermind Andreas Schicker ist auch Erfolgstrainer Christian Ilzer mit einem Großteil seines Teams weg.
Auf dieses Spektakel abseits des Platzes antwortete das spielende Personal der „Blackies“ auf dem grünen Rasen: 7:0-Kantersieg gegen Austria Klagenfurt im letzten echten Heimspiel des Jahres, ein Traum-Debüt für Interimscoach Jürgen Säumel.
Ein "überragendes Gefühl" für Säumel
Der Anhang der Grazer ist mit dem ehemaligen Mannschaftskapitän Jürgen Säumel als Trainer sofort warm geworden. Nach dem Jubel über William Bövings zweiten Treffer waren von Tribünen Sprechchöre mit seinem Namen zu hören, auch „Der Kapitän ist wieder da“ skandierten die Fans.
Für den so geehrten Interimstrainer fast schon zu viel des Ruhms: „Das ist natürlich ein überragendes Gefühl. Trotzdem war es mir dann schon ein bisschen zu viel. Die Mannschaft, das Trainerteam mit Chris Ilzer und das Betreuerteam haben über Jahre überragende Arbeit geleistet. Das Lob und der Dank gilt der Mannschaft und dem Team rundherum,“ verwies Säumel im Interview mit Sky auf die Arbeit seines Vorgängers.
„Viel Inhalt reinzubringen oder irgendetwas anders zu machen, macht wenig Sinn und ist auch nicht notwendig. Die Mannschaft funktioniert und die Abläufe sind so klar, dass ich da keinen großen Bedarf sehe.“ Beim engen Spielplan mit Bundesliga, Cup und Champions League sieht Jürgen Säumel seine dringendsten Aufgaben in einem anderen Bereich: „Am Ende der Saison geht es darum, dass die Mannschaft frisch ist, dass sie spritzig ist.“
Ein neues Kapitel: Der Trainer Jürgen Säumel
Manchmal funktioniert die Mannschaft auch ganz spontan. Niklas Geyrhofer konnte mit seinem Treffer zum 4:0 erstmals ein Tor in der höchsten Spielklasse des Landes erzielen. Sein Premierentor beschreibt er nach der Partie lapidar so: „Ich hab’ irgendeinen Pass gespielt und gedacht, na ich geh mal mit nach vor. Dann ist der Ball perfekt zu mir gekommen und dann hab ich in halt reingehaut.“
Sein neuer Trainer ist beim Schmähführen sofort dabei. „Im 58. Bundesligaspiel? Länger hab’ nur ich gebraucht“, kommentiert Säumel Geyrhofers Statistik. Tatsächlich um genau 10 Spiele länger: Säumel erzielte seinen ersten Bundesliga-Treffer in seinem 68. Einsatz, bei einer 1:2-Niederlage im März 2005 in Pasching - mit gerade 20 Jahren schon als Kapitän der "Blackies". Für den den Interimscoach der Grazer selbst hat seine lange Geschichte bei Sturm aber keine große Bedeutung mehr: „Ich möchte mich nicht über die Spielerkarriere definieren, sondern ein neues Kapitel aufschlagen: Der Trainer Jürgen Säumel.“
Bleibt Säumel dauerhaft Sturm-Trainer?
Für Vereinspräsident Christian Jauk ist Säumel der Favorit auf den Posten. Die Entscheidung liegt allerdings bei Neo-Sportdirektor Michael Parensen. Er und Jürgen Säumel kennen einander erst seit wenigen Tagen.
Ein Grundvertrauen in seine Schlüsselkraft ist bei dem Deutschen trotzdem schon vorhanden, Parensen lässt den als Trainer noch relativ unerfahrenen Säumel bei seinem ersten Spiel einfach machen. Nicht, dass der seit kurzem 40-jährige Trainer sich anderes hätte gefallen lassen: „Selbst wenn er in der Kabine war, ich hätte es nicht mitbekommen. Ich war voll fokussiert, meine Analysten haben mir Szenen gezeigt aus der ersten Halbzeit, was wir besser hätten machen müssen. Im Spiel gegen den Ball waren die Abstände zu groß, in der Tiefe und in der Breite.“
Noch schmiedet Säumel nur Pläne für die nächsten paar Spiele. Wenn er aber auch nur annähernd ähnliche Resultate einfährt, wird er wohl bald langfristiger denken können.