Thomas Sageder ist bedient.
Nachdem der 39-Jährige mit riesigen Ambitionen seinen Trainerjob beim LASK antrat, herrscht nach Spieltag vier in der Admiral Bundesliga Ernüchterung beim Oberösterreicher vor.
Ein glückliches Remis gegen Rapid, eine chancenlose Niederlage gegen Sturm und nach einem überzeugenden Derby-Sieg über Blau-Weiß Linz nun das: Eine über weite Strecken katastrophale spielerische Darbietung gegen Schlusslicht WSG Tirol, die am Ende "nur" mit einem Remis bestraft wurde (Spielbericht>>>).
"Es war eine extrem enttäuschende Halbzeit. Für mich ist es völlig unverständlich, wie wir ins Spiel gehen. Wir nehmen uns richtig viel vor, in der Kabine stehen die Jungs beisammen, schreien, brüllen und machen Stimmung und dann gehen wir so raus und hauen so ein Spiel raus", ringt Sageder nach der Partie im Innsbrucker Tivoli gegenüber "Sky" um Worte.
Lawal: "Weiß nicht, wo wir heute mit dem Kopf waren"
Seine Mannschaft wusste einer hochpressenden Tiroler Heimmannschaft im ersten Durchgang nichts entgegenzusetzen, leistet sich viele leichtfertige Ballverluste und hatte es vor allem Torwart Tobias Lawal zu verdanken, zur Pause nur 0:1 zurückzuliegen.
"Mit dem Ball haben wir viel zu leichte Fehler gemacht. Ich weiß nicht, wo wir heute mit dem Kopf waren. Wir hatten Ballverluste dabei, die eigentlich unerklärlich sind", schüttelt der Linzer Schlussmann den Kopf.
Er fordert: "Du musst zumindest gegen den Ball Herz und Leidenschaft zeigen. Da sind wir mit 70 Prozent aufgetreten."
Auch für Sageder ist das schlampige Spiel seiner Mannen nicht zu erklären: "Ich denke an sechs, sieben Ballverluste, wo wir dem Gegner ohne viel Druck einfach in die Füße spielen. In der Halbzeit war ich richtig sauer."
Sageder wirkt erstmals konsterniert
Der Oberösterreicher präsentierte sich in seinen bisherigen Auftritten als LASK-Coach stets als Optimist, verwies nach dürftigen Leistungen zum Saisonstart auf einen Prozess, den seine Mannschaft durchlaufe. Nun wirkt er konsterniert.
Eine Erklärung für die Unleistung seiner Mannschaft gegen die WSG in den ersten 60 Minuten habe er momentan noch nicht: "Ich werde mit meinem Team darüber beraten und mit den Spielern reden, weil mir nicht verständlich ist, wie wir derart motiviert ins Spiel gehen, bzw. die Mannschaft mir dieses Gefühl gibt, und dann sowas abliefert."
Erst in der Schlussphase gelang es dem LASK, die Wattener, denen langsam die Kräfte ausgingen, in Bedrängnis zu bringen. Für den Ausgleich brauchte es dennoch ein Tiroler Geschenk: WSG-Kapitän Felix Bacher hatte bei einem Rückpassversuch Pech, dass die Kugel unmittelbar vor der Ballberührung am Rasen aufsprang und somit genau in die Laufrichtung von Joker Elias Havel fiel.
Havel: "Es war wie im Traum"
Die ÖFB-Stürmerhoffnung bedankte sich mit einem wunderbaren Lupfer zum 1:1 - und das 23 Sekunden nach seiner Einwechslung mit seiner allerersten Ballberührung in der Admiral Bundesliga.
"Es ging alles so schnell. Ich habe auf den Rückpass spekuliert. Es war eigentlich wie ein Traum, auf einmal war er drinnen", so der pfeilschnelle 20-Jährige.
Havel ist einer von zehn Neuzugängen in der schwarz-weißen Stahlstadt in diesem Sommer. Sageder lernte ihn als Co-Trainer des FC Liefering kennen und nahm ihn mit nach Linz.
Nicht der Linzer Anspruch
"Ich freue mich natürlich für ihn, er hat sich das verdient. Er trainiert in den letzten eineinhalb Jahren richtig gut, ist ein super Stürmer, an dem wir noch viel Freude haben werden", so der Linzer Coach, der seinen Ärger auch im Lob über Havel nicht verbergen kann: "Aber wesentlich lieber wären mir heute drei Punkte gewesen."
Nun, vor der Aufgabe im Europa-League-Playoff gegen Bosniens Meister Zrinjski Mostar am Donnerstag und dem richtungsweisenden Heimspiel gegen die Wiener Austria am kommenden Wochenende, nimmt Sageder seine Spieler in die Pflicht:
"Mein Anspruch und, ich hoffe, auch der von allen ist, dass wir hier besser auftreten. Es bringt aber nichts über unseren Anspruch herumzuphilosophieren und dann so eine erste Halbzeit rauszuhauen."