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Darauf liegt aktuell der Fokus von Salzburg

Trainer Jesse Marsch macht eine stabilere Abwehr zur Mannschaftsaufgabe:

Darauf liegt aktuell der Fokus von Salzburg Foto: © GEPA

Der FC Red Bull Salzburg geht mit der unrühmlichen Herbstbilanz, in 23 Pflichtspielen nur vier Mal ohne Gegentor geblieben zu sein, ins neue Jahr.

Zwei Mal stand bisher in der Saison 2020/21 die Null bei den "Bullen" im ÖFB-Cup, zwei Mal in der Bundesliga. In insgesamt acht Europacup-Spielen blieb der Kasten der Mozartstädter niemals leer.

Zum Start in die Frühjahrssaison gibt Salzburg-Coach Jesse Marsch seiner Mannschaft deshab nun eine klare Mission mit:

"Wir können in vielen Bereichen eine Verbesserung finden. Ein Bereich, der sicher ein Thema ist, ist die Verteidigung. Zu Null spielen, die Mentalität, alles zu retten vor unserem Tor - wir reden ab heute über dieses Thema. Das betrifft aber nicht nur Cican (Stankovic, Anm.) oder die Verteidiger sondern die ganze Mannschaft", trägt Marsch seinem Team in der Vorbereitung auf.

Marsch: "Haben trotzdem unsere Ziele erreicht"

Trotz der nicht von der Hand zu weisenden defensiven Schwächen können Marsch und Co. wieder auf einen erfolgreichen Herbst zurückblicken. Die "Bullen" schafften erstmals die Qualifikation zur Champions League aus eigener Kraft und performten dort gegen Top-Gegner phasenweise auf Augenhöhe. In der Bundesliga überwinterte der Serienmeister trotz ausbaufähiger Punkteausbeute auf Rang eins, im ÖFB-Cup schossen sich die Mozartstädter imposant ins Viertelfinale.

"Wir hätten im Herbst besser spielen können, aber wir haben alle unsere Ziele erreicht. Wir sind in einer guten Position, um alles kämpfen zu können. Wir sind bereit für die nächsten Monate", bilanziert Marsch trotz der selbsterbrachten Kritik zufrieden.

Auch der US-Amerikaner weiß, dass in diesem Herbst nichts so war wie sonst. Die Corona-Krise formte auch den Spielplan der österreichischen Bundesliga völlig um, nur zwölf Runden konnten im Herbst bestritten werden. Die restlichen 20 Spieltage müssen im neuen Jahr ausgetragen werden, zudem steht eine EURO am Programm, die nach aktuellem Stand weiterhin am 11. Juni angepfiffen werden soll.

Kurze Spielpause ein Vorteil?

Deshalb findet die Bundesliga heuer nicht wie gewohnt erst Mitte Februar ihre Frühjahrsfortsetzung, sondern bereits ein gutes Monat früher mit dem Nachtrag zwischen dem SK Sturm und dem WAC. Für Salzburg wird es ab 24. Jänner wieder ernst, weshalb die Kaderspieler - mit Ausnahme des frisch verheirateten Enock Mwepu - diesmal nur zwei Wochen "Weihnachtsferien" genießen durften und bereits am 4. Jänner wieder zu Corona- und Laktat-Tests in Salzburg antanzen mussten. Nicht unbedingt ein Nachteil, wie Jesse Marsch ausführt:

"Die Pause war nicht so lange, aber wichtig. Sie war gut für die Jungs, gut für alle. Die Vorbereitung ist diesmal nicht so lange, aber jetzt müssen wir bereit sein. Da die Pause nicht so lange war, sind unsere Jungs noch fit und bereit für guten Druck in den nächsten Wochen", bereitet der US-Amerikaner sein Team auf viele intensive englische Wochen vor.

Zustimmung bekommt der US-Amerikaner von "Bullen"-Sportchef Christoph Freund, der vor allem die Europa-League-Duelle mit dem FC Villarreal im Sechzehntelfinale am 18. bzw. 25. Februar im Blick hat: "Es ist heuer sogar ein bisschen besser für uns, weil wir ein paar Pflichtspiele mehr haben als die Jahre davor. Da haben wir meistens nur eines oder gar keines vor dem ersten Europacupspiel gehabt, heuer haben wir vier oder fünf. Da ist man sicher besser im Rhythmus."

(Text wird unter VIDEO fortgesetzt)

Eisiges Taxham statt sommerlichem Doha

Auch die Vorbereitung selbst läuft heuer nicht so ab wie gewohnt: Anders als in den letzten Jahren begehen die "Bullen" ihr Winter-Trainingslager nicht etwa an der portugiesischen Algarveküste oder im warmen Doha, sondern im klubeigenen Trainingszentrum Taxham unweit der Red Bull Arena - Corona-bedingt natürlich. Aufgrund der Quarantäne-Bestimmungen, die die Salzburger aufgrund ihres internationalen Kaders, der in der Winterpause in den verschiedensten Ecken der Erde auf Heimaturlaub war, hinnehmen hätten müssen, verzichten die Mozartstädter diesmal gänzlich auf ein Trainingslager und bleiben im Salzburger Land.

Für Coach Marsch kein Problem, der trotz Temperaturen rund um den Nullpunkt in kurzer Hose zum Medientermin im Außenbereich des Trainingszentrums der "Bulllen" antrat. Auch Kapitän Andreas Ulmer stört der fehlende Tapetenwechsel nicht unbedingt: "Mir persönlich macht es nichts aus. Wir haben super Trainingsmöglichkeiten hier in Taxham. Von dem her glaube ich, dass wir uns auch hier gut auf unser Programm vorbereiten können."

Und dieses Programm hat es speziell für Ulmer in sich. Der mittlerweile 35-jährige Dauerläufer tanzt mit Salzburg bekanntlich noch auf drei Hochzeiten und auch auf dem rot-weiß-roten EURO-Zug von Franco Foda dürfte der Oberösterreicher einen festen Platz haben. "Es ist ein knackiger Plan bis zum Sommer. Das Wichtigste ist, dass wir die Vorbereitung jetzt gut absolvieren, damit wir auf die vielen Spiele gut vorbereitet sind und gesund bleiben", streicht Ulmer die Bedeutung des anstehenden Trainingslagers im gewohnten Umfeld heraus.

Vorbereitung für Aaronson, Solet und Bernede "ganz wichtig"

Und auch Marsch betont, wie wichtig eine Wintervorbereitung speziell für einzelne Kicker, die sich beweisen müssen, sein kann. "Wir haben ein paar Spieler, bei denen die Vorbereitung ganz wichtig ist. Brenden Aaronson ist einer, Oumar Solet ist einer und 'Toni' (Bernede, Anm.) auch", hebt der US-Amerikaner einige Spieler hervor. Sein Landsmann Aaronson ist erst frisch in Salzburg eingetroffenen, Solet wurde bereits im Sommer verpflichtet und Bernede kämpft nach einer schweren Schienbeinverletzung um den Anschluss.

Speziell Solet könnte eine Lösung für Marschs ursprüngliches Anliegen darstellen: Eine Steigerung der Defensivleistung. Der 20-jährige Innenverteidiger wurde im Sommer um 4,5 Millionen Euro von Olympique Lyon - diese Summe könnte durch Bonuszahlungen sogar auf 8,5 Millionen Euro ansteigen - verpflichtet, spielte im Herbst aber nur eine kleine Rolle, da er zuvor ein Halbjahr lang mit einer schweren Knieverletzung ausfiel und sich zunächst hinter Andre Ramalho, Maximilian Wöber, Jerome Onguene und auch Albert Vallci anstellen musste.

Freund: "Solet wird seine Qualitäten im Frühjahr zeigen"

"Wir haben Oumar im Sommer geholt, nachdem er von einem Kreuzbandriss im Jänner zurückgekommen ist. Wir haben schon gewusst, dass er Anlaufzeit benötigt, die hat dann ein bisschen länger gedauert. Es ist auch das erste Mal, dass er als junger Spieler im Ausland war", führt Sportdirektor Freund aus.

Solet, der bei einem Anstieg der Ablösesumme durch etwaige Bonuszahlungen auf 8,5 Millionen Euro immerhin der dritteuerste Bundesliga-Einkauf aller Zeiten wäre, kam in der Bundesliga nicht über fünf Einsätze hinaus, in den restlichen Bewerben war dem französischen U20-Teamspieler noch kein Einsatz vergönnt.

Nun könnte die Zeit des schnellen Abwehrhünens, der in seinen wenigen Einsätzen noch nicht fehlerlos blieb, aber gekommen sein: "Ich bin überzeugt, dass er jetzt richtig ankommen wird und die Vorbereitung normal mitmachen kann - er ist fit. Daher bin ich überzeugt, dass er seine Qualitäten im Frühjahr zeigen kann", gibt Freund Solet aber auch Marschs Wunsch nach einer stabileren Abwehr Hoffnung.

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