Im Tor sei man laut Christoph Freund sehr gut aufgestellt. Vielleicht sogar besser als in der Vergangenheit.
Dennoch entwickelt sich die Salzburger Tormann-Situation zu einer Thematik, die man so beim Serienmeister wohl nicht unbedingt auf dem Zettel hatte.
Jedenfalls nicht nach der guten letzten Saison von Philipp Köhn, in der er seinen Herausforderer Nico Mantl früh ablösen und letztlich auf Distanz halten konnte.
Derzeit sind die Salzburger Verantwortlichen jedoch öfter, als ihnen lieb ist, gezwungen, dem 24-Jährigen verbal die Mauer zu machen.
Nach seinem schweren Fehler bei der Niederlage gegen Sturm Graz leistete sich Köhn beim 2:0-Sieg in Hartberg beim Zwischenstand von 0:0 einen unmotivierten Ausflug, den die Oststeirer jedoch nicht zu nutzen vermochten.
Auch Manuel Neuer hat gepatzt
"Letzte Woche war es natürlich fast ein Eigentor, diesmal war es ein Ausflug, bei dem er geglaubt hat, er kann vielleicht höher springen, oder der Ball springt nicht so hoch. Aber es ist nichts passiert, er hat wieder zu null gespielt", unterstreicht der Salzburger Sportdirektor.
Freund zeigt sich fehlertolerant und verweist darauf, dass auch Bayern-Star Manuel Neuer beim Auftakt gegen Eintracht Frankfurt ein schwerer Fehler unterlaufen sei.
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"Auch der weltbeste Torhüter, der normal mit dem Fuß so gut ist, hat so ein Tor bekommen. Das passiert einem Tormann einmal", meint Freund.
Vergangene Woche beeilte sich Trainer Matthias Jaissle, Köhn das Vertrauen als Nummer eins auszusprechen.
Dies kann Freund anstelle seines erkrankten Coaches so natürlich nicht machen, weil dies eine Trainerentscheidung ist. Dafür schließt er dezidiert aus, dass die "Bullen" auf dem Torhüter-Sektor am Transfermarkt tätig werden.
Köhn? Man vergisst zu schnell
"Wir haben zwei sehr gute Torhüter", wiederholt der Sportchef immer wieder, "wir sind echt happy, zwei junge, sehr ehrgeizige Torhüter zu haben."
Freund weiter: "Man vergisst immer so schnell, dass Philipp eine richtig, richtig gute Saison gespielt hat, in welcher er in unserer Ära die wenigsten Gegentore bekommen hat. Er ist ein super Rückhalt.
Lediglich 16 Mal in 29 Liga-Partien musste Köhn in der vergangenen Spielzeit hinter sich greifen.
Das Leistungsprinzip
Einem starken Rückhalt in einer wackeligen Phase den Rücken zu stärken, ist eigentlich logisch. Zudem konnte der Schweizer nach einer Meniskus-OP nicht die komplette Vorbereitung mitmachen, was zumindest ein Mitgrund für die wenig souveräne Phase sein könnte.
Bei der aktuellen Salzburger Torhüter-Konstellation schwingt jedoch stets das Thema Leistungsprinzip mit.
Mit dieser Begründung nahm Jaissle vor einem Jahr Mantl bereits nach dem Liga-Auftakt bei Sturm Graz aus dem Tor. Der Deutsche hatte sich die eine oder andere Unsicherheit erlaubt.
Seither bemüht sich der 22-Jährige vergeblich, den Job als Nummer eins zurückzuerobern.
Mantls "super Entwicklung"
Freund lobt den Ersatzmann: "Nico legt eine super Entwicklung hin, er hat das in der Vorbereitung in den Testspielen sehr gut gemacht. Das Liverpool-Spiel war natürlich ein dankbares Spiel, wenn man viel auf die Hütte bekommt. Er hat ein richtig gutes Spiel gemacht. Das ist extrem erfreulich."
Ob Köhn derzeit dennoch der zumindest um einen Tick bessere Goalie sei als Mantl?
Dies sei laut Freund eine Frage für das Trainer-Team und speziell den Tormann-Trainer: "Die sehen die Torhüter jeden Tag und diskutieren darüber. Fakt ist natürlich, dass Nico richtig Gas gibt und gute Leistungen zeigt. Aber Philipp hat sich in der letzten Saison natürlich sehr viel erarbeitet. Das steht auch außer Frage."
Zu viel reininterpretiert?
Ebenso außer Frage steht, dass es Köhn selbst in der Hand hat, das Thema zu beenden, indem er sich keine Blackouts mehr leistet.
Aber auch wenn in diesem Konkurrenzkampf das Pendel irgendwann doch in Richtung Mantl ausschlagen sollte, kann Freund tendenziell gut schlafen:
"Wir sind mit der Situation nicht unglücklich, sondern sehr zufrieden, auch wenn das vielleicht anders reininterpretiert wird."