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RBS-Neo-Coach Jaissle: "Alter spielt keine Rolle"

Neo-RBS-Coach Matthias Jaissle über seine Pläne, Mentor Rangnick und Nagelsmann.

RBS-Neo-Coach Jaissle: Foto: © GEPA

Das Red-Bull-Universum kennt scheinbar keine Grenzen. Träume können binnen kürzester Zeit in den Himmel wachsen.

Das beweist die Beförderung von Matthias Jaissle vom FC Liefering zum Cheftrainer von RB Salzburg und Nachfolger von Jesse Marsch - und das im Alter von 33 Jahren.

Der Jungspund, der die Konzern-interne Philosophie schon seit Jahren inhaliert, ist bereit für den nächsten Schritt. "Ich freue mich extrem, das ist eine tolle, große Aufgabe. Danke für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird. Das ist eine unglaubliche Wertschätzung", stellt sich der Deutsche bei seiner Antritts-Pressekonferenz vor.

Als Leipzig-Nachwuchstrainer über Stationen als Co-Trainer bei Bröndby Kopenhagen, Trainer bei Salzburgs U18 und beim 2. Liga-Klub FC Liefering, den er erst im Jänner übernahm, ging es in rasantem Tempo steil nach oben. Ab Sommer ist der Ex-Kicker von Hoffenheim und im Stuttgart-Nachwuchs dann drei Jahre vertraglich an RB Salzburg gebunden.

Da bei seinem Einstand viele Fragen auf sein junges Alter in so einer verantwortungsvollen Position abzielen, stellt Jaissle gleich einmal unmissverständlich klar: "Grundsätzlich spielt das Alter keine Rolle, das werde ich öfter gefragt. Es geht darum Inhalte zu vermitteln, die die Spieler wollen, danach lechzen die Jungs heutzutage. Mit 33 Jaren habe ich nicht die Erfahrung wie Jesse (Anm.: Marsch), aber schon als Spieler war ich mit dieser Philosophie unterwegs, habe den Trainer-Job von der Pike auf gelernt. Ich bin für die Aufgabe trotz des jungen Alters gut vorbereitet."

Was für Jaissle gesprochen hat

Für Sportchef Christoph Freund und die Verantwortlichen in Salzburg soll Jaissle von Anfang an der "Plan A" gewesen sein, sollte Marsch den Verein verlassen.

Was für den Liefering-Coach sprach, der im Frühjahr in der 2. Liga die Mannschaft auf Vordermann gebracht und auf Platz zwei geführt hat, beschreibt der sportliche Leiter folgendermaßen: "Was für Matthias Jaissle spricht, ist Matthias Jaissle! Ich kenne ihn sehr gut. Er ist ein junger, sehr engagierter Trainer, der zu hundert Prozent zu unserem Verein passt. Wie er spielen lässt, wie er mit den jungen Spielern umgeht und sie entwickelt - das passt gut zusammen. Er ist noch kein großer Name, aber wir wollen talentierten Mitarbeitern und Trainern die Chance geben, sich weiterzuentwickeln. Ich bin davon überzeugt, dass er dieser Aufgabe gewachsen sein wird."

Die Vorschusslorbeeren muss der zukünftige Cheftrainer erst zurückzahlen. Mit Jesse Marsch fand in der Vergangenheit bereits ein reger Austausch statt, der scheidende Coach betont, dass er oft Jaissles Training beobachtet und auch alle Liefering-Spiele verfolgt hat.

"Ich glaube, dass Matthias eine unglaubliche Zukunft hat", hält Marsch fest. "Er ist ein schlauer, intelligenter Trainer, er ist ein richtiger Red-Bull-Trainer. Er ist gut in der Entwicklung junger Spieler. Matthias passt super und wird viel Erfolg finden. Das ist ein super Job für einen jungen Trainer."

Jaissle: "Ich spreche die Sprache der Jungen"

Da die Beförderung doch für viele Seiten überraschend kam, war der Zuspruch nach der Veröffentlichung groß. "Das Handy ist nicht still gestanden. Aber ich bin noch nicht dazu gekommen, nachzuschauen, wer sich aller gemeldet hat", gibt Jaissle nach stressigen Stunden zu.

Auch wenn der Liefering-Coach noch den vollen Fokus auf die ausbleibenden fünf Spiele der Jungbullen in dieser Saison legt, interessiert natürlich, was er mit Salzburg vor hat. Sein Zugang zu jungen Spielern, möglicherweise den Stars von morgen, ist durch seine Basis in der U18 und im zweitklassigen Kooperationsverein natürlich gegeben.

"Ich spreche die Sprache der Jungen. Der Zugang ist wichtig, damit man auch jedes Individuum dort abholt, wo es nötig ist."

"Das ist sicher ein Vorteil. Ich spreche die Sprache der Jungen. Der Zugang ist wichtig, damit man auch jedes Individuum dort abholt, wo es nötig ist", gibt Jaissle zu. Wer tatsächlich unter ihm den Sprung nach ganz oben schaffen kann, bleibt noch im Verborgenen, doch Jaissle betont: "Es sind spannende Jungs dabei, die sicher ab Sommer bei Salzburg aufschlagen werden. Es ist noch nicht an der Zeit zu sagen, wer im Detail. Es geht noch Schlag auf Schlag, die Kaderplanung kommt dann danach."

 

Mit dem aufstrebenden Jungtrainer bekommt Salzburg definitiv einen anderen Typen als Marsch, der sehr emotional den US-Lifestyle in der Mozartstadt einbrachte.

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Rangnick als Jaissles Mentor

Jaissle wirkt smart, hat sich dem Trainerjob verschrieben und ist an der Seitenlinie ein akribischer Arbeiter. Wie er selber auf seine Spieler einwirkt, weiß er nicht genau zu beschreiben.

"Das ist schwer, das sollen andere übernehmen. Ich vesuche alle Facetten zu bedienen, aber versuche mir immer treu zu bleiben. Als Spieler habe ich die Trainer geliebt, die einfach authentisch und ehrlich waren. So will ich auch meinen Job angehen", verrät Salzburgs neuer starker Mann.

In seiner Karriere hatte er viele Experten an seiner Seite, die aus ihm das machten, was er heute ist. "In einer Trainerkarriere hat man viele Mentoren und Begleiter, die einen unterstützen und fördern. In meiner Anfangszeit bei Leipzig war das ganz klar Ralf Rangnick. Dann durfte ich mit Alexander Zorniger eine wunderbare Zeit verbringen und jetzt in der Akademie."

Jaissle: "Es wäre schlimm, wenn man seinen Lebenstraum erreicht"

Für ihn geht mit der neuen Rolle bei Salzburg ein Traum in Erfüllung. Geht die Entwicklung in ähnlich großen Schritten weiter, wird RBS aber nicht das Ende der Fahnenstange sein.

"Es wäre schlimm, wenn man seinen Lebenstraum erreicht. Ich bin einfach dankbar, hier sein zu dürfen." Am Beispiel von Marsch sieht man, wie schnell man sich auch für die deutsche Bundesliga interessant machen kann. Auch wenn jeder junge Trainer vom Aufstieg träumt, gibt sich Jaissle professionell und lässt sich auf Träumereien (noch) nicht ein - auch wenn es bisher der typische Red-Bull-Weg war, sich nach zwei Jahren höher zu orientieren.

"Aktuell geht es darum, eine richtig geile Saison zu krönen, die restlichen fünf Spiele mit Liefering maximal erfolgreich zu gestalten. Dann gehe ich es hier mal mit vollem Fokus an, habe jetzt einmal den Vertrag unterschrieben. Die Vorfreude darauf ist riesig. Über alles, was danach kommt, sprechen wir dann", verspricht Jaissle auf LAOLA1-Nachfrage.

Mit erst 33 Jahren hat er etwas mit Julian Nagelsmann gemein, dieser hat es mittlerweile schon zum zukünftigen Trainer von Bayern München geschafft. Man kennt sich aus Hoffenheim. "Hier und da gab es einen Austausch mit Nagelsmann, er war damals Jugendtrainer, ich noch Spieler. Das war aber eher sporadisch."

Jaissle: "Vergleichen wären unangemessen"

Nagelsmann ist aber das beste Beispiel dafür, dass das Alter nicht entscheidend ist, um als Trainer weit zu kommen. Vor allem, wenn man sich die jüngere Vergangenheit anschaut, wo immer mehr Youngster an die Spitze drängen.

Als Spieler nannte Jaissle einmal John Terry als Vorbild, als Trainer nennt er keinen. "Natürlich schaut man anderen über die Schulter und versucht sich weiterzuentwickeln. Aber Vergleiche sind unangemessen, jeder hat eine andere Handschrift."

Seine eigene Handschrift wird sich noch genauer herauskristallisieren, schon jetzt beschreibt er diese aber so: "Aggressiver, dynamischer Fußball, der hier schon lange gepflegt wird - das versuche ich mit Vollgas anzugehen."

Fußball-Österreich darf gespannt sein, wen Red Bull aus der eigenen Trainerschmiede wieder hervorgezaubert hat. Bei seinen Stationen als Co-Trainer und im Nachwuchs hat er aufgezeigt, bei Liefering seine Talentprobe abgelegt - ab Sommer muss er bei RB Salzburg sein Meisterstück ablegen.

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