Der FC Red Bull Salzburg ließ bislang keine Zweifel offen und agierte zu Saisonbeginn gewohnt souverän.
Die "Bullen" gewannen die ersten vier Pflichtspiele und kassierten dabei keinen Gegentreffer. Am Sonntag kann Österreichs Serienmeister die Siegesserie im Auswärtsspiel gegen den TSV Hartberg (LIVE-Ticker >>>) weiter ausbauen.
Der plötzliche Trainerwechsel vor Saisonstart – Matthias Jaissle verließ den Klub in Richtung Saudi-Arabien, Gerhard Struber übernahm – hatte auf die Leistungen der Salzburger also keinen negativen Einfluss.
Reiter: "Es geht sehr vieles in die richtige Richtung"
Dementsprechend zufrieden zeigt sich Geschäftsführer Stephan Reiter mit der bisherigen Performance unter dem Neo-Coach.
"Ich spüre eine super Stimmung innerhalb der Mannschaft, generell im ganzen Klub. Er wurde von allen sehr, sehr gut angenommen. Man hat gesehen, dass wir mit unserem Pressing und Fußball wieder klar in Richtung unserer Philosophie gehen. Es geht sehr vieles in die richtige Richtung", sagte der 52-Jährige im Interview mit der "Kronen Zeitung".
Wenngleich die letzten Wochen heuer noch ein Stück weit intensiver als in einem "gewöhnlichen Transfer-Sommer" waren. So musste nicht nur die Jaissle-Nachfolge geklärt werden. Auch der Abgang von Sportdirektor Christoph Freund, der ab 1. September beim FC Bayern München tätig ist, wurde bekannt.
"In meiner bald 30-jährigen Berufslaufbahn habe ich noch nie mit jemandem so intensiv zusammengearbeitet wie mit Christoph", sagte Reiter, der mit seinem Kompagnon hunderte Transfers abgewickelt und hunderte Heimspiele erlebt hat.
Aus dem Schatten ins Rampenlicht und wieder retour
Etwas weniger emotional verlief die Trennung von Matthias Jaissle. Der Deutsche verließ die Salzburger kurz vor dem Bundesliga-Start und unterschrieb in Saudi-Arabien bei Al-Ahli.
Mit der Art des Abgangs zeigt sich Reiter unzufrieden, menschlich sei er von Jaissle aber nicht enttäuscht. "Es ging mir um das Timing und die Art der Kommunikation. Und auch, wie die Verhandlungsabfolgen waren. Das war für uns als Klub inakzeptabel. Da muss man klar festhalten, dass niemand über dem Klub steht."
In den vergangenen Wochen stand Reiter also gleich mehrmals in Fokus. In Zukunft soll sich das wieder ändern. "Ich werde öffentlich in Zukunft wieder weniger häufig auftreten", stellte der gebürtige Wiener klar, dessen Einfluss im Verein künftig nicht steigen soll. "Daran wird sich nichts ändern."
Reiter: "Sind vergleichbar mit Rapid"
Klar ist jedoch, dass Reiter den Klub seit Beginn seiner Amtszeit im Jahr 2017 maßgeblich geprägt hat. Die Umsatzzahlen und Transfereinnahmen der letzten Jahre sind für österreichische Verhältnisse außergewöhnlich hoch. Damit sind aber auch Kosten verbunden.
"Natürlich sind auch die Investitionen für österreichische Verhältnisse dementsprechend hoch. Verglichen mit Klubs wie Benfica, AS Monaco oder Ajax sind diese jedoch vergleichsweise niedrig. Wenn man sich in weiterer Folge unsere administrativen Kosten ansieht, also alles, was nicht mit der Mannschaft zu tun hat, sind wir auf Augenhöhe mit anderen Klubs außerhalb der Top 5-Ligen Europas, in Österreich auch vergleichbar mit Rapid", verrät Reiter.
Klar ist jedoch, dass Salzburg und die Wiener transfertechnisch in unterschiedlichen Gewässern fischen.
"Wenn es um einen Markt für junge Talente geht, sind wir in einem ganz anderen Wettbewerb, da geht es um genau jene Klubs, teilweise aber auch noch größere. Wir wollen in internationalen Bewerben Ausrufezeichen setzen und unseren Salzburger Weg präsentieren. Daher treffen wir Investitionen in die Zukunft. Und die Transfererlöse geben uns recht."
Red Bull spielt auch in Zukunft tragende Rolle
Im Hinblick auf die Finanzkennzahlen der Saison 2022/23, die in wenigen Wochen bekannt werden sollen, gibt der 52-Jährige ebenso bereits erste Einblicke preis.
"Ich kann es noch nicht im Detail sagen, weil die Zahlen in der finalen Prüfung sind, aber wir werden den Rekordumsatz aus der Saison 2019/20 – damals lag er bei 183 Millionen Euro – voraussichtlich übertreffen. Wir bleiben noch deutlich unter 200 Millionen, nähern uns aber an. Bei den Transfereinnahmen sind wir knapp unter 100 Millionen, was vor einigen Jahren noch völlig undenkbar war. Wir werden zudem beim Gewinn das zweitbeste wirtschaftliche Ergebnis der Klubgeschichte einfahren."
Mit einem Eigenkapital von über 100 Millionen Euro steht der Klub mehr als solide da. Der Hauptsponsor soll allerdings nicht kürzertreten. "Red Bull ist ein super verlässlicher Partner, der ein ganz klares Bekenntnis zum Fußball abgegeben hat. Zudem haben wir mit Red Bull und auch etlichen anderen Partnern langfristige Verträge."
Reiter: "Hoffe, dass die Wiener Vereine wieder entscheidende Rolle spielen"
Reiters Vertrag beim Liga-Krösus läuft noch bis 2026. Geht es auch danach in Salzburg weiter?
"Mir macht es Riesenspaß hier. Wir haben eine extrem spannende Zeit und wollen mit dem neuen Führungsteam die gewohnten Erfolge weiterführen. Wer den Fußball kennt, weiß aber, dass man nie etwas ausschließen kann", will Reiter kein Zukunftsversprechen abgeben.
In Zukunft wollen die "Bullen" aber "konsequent und kontinuierlich weiterarbeiten". Ähnliches wünscht er sich von Salzburgs Liga-Konkurrenten.
"Bei Teams wie Sturm oder dem LASK passiert viel, ich hoffe, dass auch die Wiener Vereine wieder eine entscheidende Rolle spielen. Wir alle brauchen einen guten Wettbewerb, denn dadurch kannst du dich weiterentwickeln."