"Den Tichy lassen wir aus. Da strafe ich mich selbst am meisten", grinst Andreas Heraf.
Zur Pause hatte der Coach seinen Spielern eine Runde Eismarillenknödel aus Wiens berühmtestem Eisgeschäft versprochen, sollten sie das Auswärtsspiel gegen die Wiener Austria gewinnen.
Austria Lustenau holte letztlich ein 1:1. Das reichte, um den Trainer "extrem stolz" zu machen, aber eben nicht für einen Abstecher zum Tichy.
"Dann essen wir halt eine Pizza im Bus", so der lapidare Kommentar von Torschütze Lukas Fridrikas. Für die Nachspeise wollte Heraf trotzdem sorgen: "Meine Mama hat mir Lindt-Kugeln gegeben, die teile ich im Bus aus."
"Ich fühle mich betrogen!"
Andere Sorgen als die Verköstigung bei der langen Heimreise hatte Domenik Schierl. Dem Keeper schmeckte eine Entscheidung von Referee Stefan Ebner in der 58. Minute nämlich so gar nicht.
Die Veilchen bekamen nach VAR-Intervention einen Elfmeter zugesprochen, der zum zwischenzeitlichen 1:0 geführt hatte.
"Ich fühle mich betrogen. Jeder Austria-Spieler hat gelacht, als er den Elfer gegeben hat. Das war ein Geschenk, unfassbar", echauffiert sich Schierl.
Schiri Ebner verteidigt sich
Referee Ebner sah das nach dem Spiel bei "Sky" anders: "Nach Betrachtung der Bilder ist es ein Strafstoß, den ich auch wieder so geben würde. Die Hand von Chato geht klar gegen das Gesicht von Ranftl. Das ist eine Rücksichtslosigkeit, da bleibt mir keine zweite Wahl."
Doch Schierl war noch nicht fertig: "Es steht mir bis hier. Ich weiß nicht, ob wir zu klein sind oder es keinen interessiert. Seit ich mit Austria Lustenau in der Bundesliga bin, werden wir jedes Mal benachteiligt. Ich brauche beide Hände, um die Situationen, in denen gegen uns entschieden wurde, aufzuzählen. An eine für uns kann ich mich nicht erinnern."
Dieser Vorwurf sei schmerzhaft, er sei unparteiisch, so Ebner.
Heraf wusste die Ecke, Schierl sprang in die falsche
Kurios war dann auch der Elfer selbst. Sekunden bevor Dominik Fitz den Ball versenkte, sprang Heraf auf und versuchte seinem Goalie zu deuten, wohin der Schuss gehen würde. Heraf hatte Recht.
"Das habe ich leider nicht gesehen und mich fürs falsche Eck entschieden", ärgert sich Schierl. Woher Heraf Fitz' Ecke wusste? "Ich kenne Fitzi, er war bei mir in der Nachwuchsnationalmannschaft, ich war mir ziemlich sicher, wo er hinschießt", so der Lustenau-Coach.
Keinerlei Diskussionen gab es wiederum über den zweiten Elfmeter, der den Lustenauern das Remis bescherte. "Wenn wir 0:1 hinten sind, sind wir meistens tot. Heute sind wir erstmals zurückgekommen", freut sich Heraf.
Fridrikas trifft erstmals seit dem Sommer
Und Fridrikas jubelte über seinen ersten Bundesliga-Treffer seit seinem Doppelpack gegen Hartberg in der ersten Runde Ende Juli 2023.
"Wenn du ein halbes Jahr raus warst und gefühlt ewig kein Tor mehr geschossen hast, ist es für einen Stürmer sehr wichtig, zu treffen. Ich will darauf aufbauen. Körperlich geht’s mir gut. Man hat gesehen, dass ich viel laufen kann, speziell gegen den Ball. Jetzt fehlen noch die Tore und Assists, ich hoffe, die werden jetzt wieder mehr", sagt er.
Sechstes Spiel gegen die Austria, viertes Tor. Der Stürmer hat ein Näschen gegen die Veilchen. "Gegen die Austria läuft's. Ich weiß auch nicht, warum. Vielleicht wegen der Vergangenheit meines Vaters (Anm.: Robertas Fridrikas spielte in den 1990ern 72 Mal für die Austria). Ich fühle mich wohl in Favoriten", lacht er.
Der Rückstand der Lustenauer auf das rettende Ufer beträgt weiterhin fünf Zähler. Der Klassenerhalt ist also weiterhin machbar.
Heraf rechnet vor: "Ich bin überzeugt, dass es möglich ist, weiß aber, dass es ganz schwierig ist. Wir brauchen einen zweiten Matchball. Mein Gefühl sagt mir, dass wir uns am letzten Spieltag gegen Altach mit einem Dreier retten können."
Und dann gibt's ganz bestimmt auch Eismarillenknödel.