Vor einem Jahr beim Trainingsauftakt, erinnert sich Andreas Schicker, habe er verkündet, dass für keinen Spieler eine offizielle Anfrage da sei.
"Dann bin ich zurück in mein Büro gegangen und auf einmal war die Anfrage für Kelvin Yeboah da", schmunzelt der Geschäftsführer Sport des SK Sturm Graz - der Stürmer übersiedelte bekanntlich schon wenige Tage später nach Genua.
Was der Sportchef damit sagen will: Manches von dem, was er am Freitag beim diesjährigen Trainingsauftakt der "Blackies" berichtet hat, ist wohl als Zwischenstand zu werten.
Und zu berichten gibt es einiges, selbst wenn Schicker auch heuer wieder sagt: "Außer bei Ivan Ljubic ist für keinen Spieler eine offizielle Anfrage da."
Dessen Wechsel zum LASK spätestens im Sommer steht allerdings ohnehin schon fest.
Dies gibt es zum Mittelfeldspieler und diversen anderen Personalien beim SK Sturm zu sagen:
BRYAN TEIXEIRA:
Der SK Sturm soll beim Lustenau-Kicker, der im Herbst mit sechs Toren und sieben Assists in 16 Bundesliga-Spielen zu gefallen wusste, in der Pole-Position stehen.
Schicker wird bei diesem Thema eher kleinlaut, bestätigt aber sowohl, dass der 22-Jährige ein interessanter Spieler, es finanziell "vielleicht zu lösen" sei und bald etwas passieren könne.
"Er ist ein guter Junge! Wir verfolgen seine Entwicklung schon sehr lange, nicht erst jetzt in der Bundesliga, sondern schon in der 2. Liga, als er noch ein bisschen im Schatten von Muhammad Cham gestanden ist", berichtet Schicker.
Die Offensive ist auch der Bereich, in dem der Sportchef den größten Handlungsbedarf im Winter sieht - größer als etwa im Tor:
"Denn die Verletzung von William Böving tut weh. Es ist nicht absehbar, wann er zurückkommt. Unsere Spieler in der Offensive müssen richtig intensiv arbeiten. Dann ist es natürlich kein Nachteil, wenn du nachlegen kannst und es keinen Leistungsabfall gibt, wenn du in der 60. Minute zwei Frische bringst."
DIE SITUATION IM TOR:
Die Zusammenarbeit mit dem langjährigen Einser-Goalie Jörg Siebenhandl endet bekanntlich im Sommer. Eine klare Tendenz, ob der Nachfolger erst dann an der Mur anheuert oder schon in dieser Transferzeit kommt, gibt es nicht.
Wie schon in der Vergangenheit etwa bei Andreas Kuen oder Lukas Jäger sorgte Schicker auch in diesem Fall frühzeitig für Klarheit, man habe Siebenhandl schon Anfang Dezember mitgeteilt, dass der Vertrag nicht verlängert wird.
"Wir haben die Augen offen, aber ohne Zwang, weil wir Jörg noch haben. Wenn etwas auch für die Zukunft gerichtet passt, kann es sein, dass jetzt schon etwas passiert - aber ohne Druck und ohne Stress, weil sich Jörg bei uns sehr lange gut gemacht hat", meint der 36-Jährige.
Welches Profil Siebenhandls Erbe mitbringen soll? "Wir haben gerade bei internationalen Spielen gesehen, dass eine gewisse Länge natürlich kein Nachteil ist", meint Schicker und vertraut in dieser Causa sehr auf die Expertise von Tormanntrainer Stefan Loch:
"Er ist ein absoluter Experte, ich sehe einen Tormann in meiner Bewertung oft sehr oberflächlich. Der eine oder andere ist nicht mehr auf der Liste, weil 'Lochi' auf andere Sachen schaut. Ich habe hundertprozentiges Vertrauen in seine Arbeit."
Coronel noch auf der Liste, Kontakt zu Bignetti
Während Samuel Sahin-Radlinger eher kein Thema sei, steht Carlos Coronel laut Schicker doch noch auf besagter Liste. "Es ist schwierig umzusetzen, aber ganz ausschließen würde ich es auch nicht", sagt Schicker über den Goalie von den New York Red Bulls.
Die Tendenz geht jedenfalls klar in Richtung Verpflichtung eines ausländischen Torhüters, auch eine Leihe ist nicht gänzlich auszuschließen.
Ebensowenig auszuschließen ist, dass im Sommer ein Rückkehrer das Torhüter-Team verstärkt. Im Sommer 2020 übersiedelte Matteo Bignetti aus dem Sturm-Nachwuchs zu Eintracht Frankfurt, wo sich der ÖFB-Goalie inzwischen in die zweite Mannschaft hochgekämpft hat.
"Es gibt Kontakt", bestätigt Schicker, denkt beim 18-Jährigen aber eher langfristig: "Der Wechsel nach Frankfurt war damals mein erster Transfer für Sturm. Er hat sich nicht so schlecht entwickelt, wäre jedoch nicht für den Winter geplant."
DER LJUBIC-ABGANG:
Was den Wechsel von Ivan Ljubic zum LASK betrifft, ist nur noch der Zeitpunkt offen.
"Ivan hat ab Sommer beim LASK unterschrieben. Das ist im Fußball auch ganz normal, ein halbes Jahr vor Vertragsende woanders zu unterschreiben. Das haben wir umgekehrt auch schon gemacht", erläutert Schicker.
Der Obersteirer bestätigt auch die offizielle Anfrage der Linzer bezüglich eines Winter-Transfers. Es müsse jedoch "richtig viel zusammenpassen, damit wir Ivan gehen lassen. Es wäre eine Ablöse fällig und wir müssten einen Spieler finden, von dem wir glauben, dass er Ivan sofort ersetzen, aber natürlich auch auf lange Sicht helfen kann. Man darf nicht vergessen: Ivan kennt unser System in und auswendig. Wir wissen, was wir an ihm haben."
Schicker streicht den guten Charakter von Ljubic hervor, weshalb man sich bezüglich seines Leistungswillens im Frühjahr keine Sorgen machen müsse.
"Bei dieser Personalie habe ich null Stress", so der Geschäftsführer Sport.
WIE GEHT ES MIT SARKARIA WEITER?
Apropos LASK. Schicker bestätigt, dass Manprit Sarkaria einmal Gesprächsthema mit den Linzern gewesen sei, dies würde nun jedoch "weit über einen Monat" zurückliegen.
Auch in dieser potenziellen Transfer-Causa verspürt Sturms Sportchef keinen Stress, weil man den 26-Jährigen nicht aktiv abgeben möchte.
Sarkaria kam nach einer trefferreichen Debüt-Saison in Graz (17 Pflichtspiel-Tore) im Herbst nicht so gut zur Geltung.
"Mani hat Riesen-Qualitäten. Es ist nicht so, dass wir unbedingt eine Lösung suchen", sagt Schicker, schließt jedoch einen Abgang alles andere als aus:
"Natürlich hat er im Herbst nicht so viel gespielt, wie er sich das erhofft hat. Ich würde sagen, es ist offen. Wir wissen, was wir an Mani haben, aber wir müssen sehen, was die Transferzeit bringt."
AUSLAUFENDE VERTRÄGE:
Beinahe schon eine Vollzugsmeldung gibt es bei Stefan Hierländer. Der Kapitän wird mit großer Wahrscheinlichkeit weiterhin Teil des SK Sturm Graz sein.
"Bei 'Hierli' schaut es gut aus. Wir werden mit ihm verlängern, da sind wir schon sehr weit", berichtet Schicker.
Alexandar Borkovic darf sich in Schickers Augen neben Jusuf Gazibegovic als einer der Spieler, die sich im Herbst mit am meisten weiterentwickelt haben, sehen. Vor einem Jahr hat es der Geschäftsführer Sport noch eher unwahrscheinlich betrachtet, dass man sich bemühen würde, den Innenverteidiger über den Sommer hinaus zu halten.
"Wenn wir ihn spielen haben lassen, hat er immer Leistung gebracht. Er gibt uns als Linksfuß immer wieder Optionen. Es gibt eine Kaufoption, aber wir müssen schauen, ob das im Frühjahr umsetzbar ist", meint Schicker bezüglich der Hoffenheim-Leihgabe.
Da Borkovic performt und Niklas Geyrhofer am Weg zurück ist, schließt Schicker auch einen Winter-Transfer von WAC-Innenverteidiger Dominik Baumgartner aus:
"Wir hatten schon länger keinen Kontakt. Auf dieser Position sind wir mit Gregory Wüthrich, David Affengruber, Niklas Geyrhofer und Alexandar Borkovic gut aufgestellt."
Alles offen bei Ingolitsch
Völlig offen ist, wie es mit Sandro Ingolitsch weitergeht. Der Rechtsverteidiger ist mit Gazibegovic als Konkurrent konfrontiert. Hier wird es sehr darauf ankommen, wie der 25-Jährige mit der Backup-Rolle umgeht:
"Sandro und ich hatten in Marbella ein sehr gutes Gespräch. Wenn wir ihn gebraucht haben, hat er immer ordentliche Leistungen gebracht, weil er sich bei Sturm II Matchpraxis geholt hat und bei jedem Training ans Limit geht", lobt Schicker.
Letztlich sei der Fall ähnlich wie bei Ljubic gelagert, viel hängt von den Plänen des Spielers ab:
"Wir reden oft über die ersten elf oder 14 Spieler, aber so funktioniert keine Mannschaft. Darum ist Sandro ein wichtiger Spieler für uns. Es bringt aber nur etwas, wenn er diese Rolle annimmt. Wenn er sagt, er will sich verändern, um mehr zu spielen, ist das für mich absolut nachvollziehbar."