news

Schicker: So viel Red Bull steckt wirklich in Sturm

Über die Jahre habe man sich das eine oder andere von Salzburg abgeschaut, nun will man den "Bullen" den Meistertitel streitig machen.

Schicker: So viel Red Bull steckt wirklich in Sturm Foto: © GEPA

Ex-Lieferinger als Leistungsträger und ein Erfolgslauf mit Hochintensiv-Fußball: Sturm Graz erlebt aktuell eine goldene Zeit und könnte seine Jagd nach Serienmeister Salzburg am Sonntag (ab 17:00 Uhr im LIVE-Ticker) mit der zwischenzeitlichen Bundesliga-Tabellenführung veredeln.

Dass manche Bausteine aus dem Hause Red Bull den Steirern Flügel verliehen haben, gibt Sportchef Andreas Schicker unumwunden zu. Einige tragende Säulen platziert Sturms Erfolgsarchitekt aber bewusst nicht im Salzburg-Stil.

"Als wir vor drei Jahren den Weg begonnen haben, war uns klar, dass wir intensiven und attraktiven Fußball in Graz zeigen wollen. Mit Christian Ilzer kam ein Trainer, der das spielen lässt", sagte Schicker.

Dass Ilzers Philosophie jener in Salzburg ähnelt, macht für Schicker aus Sturm noch keine Salzburg-Kopie. "Es war einfach naheliegend, dass wir speziell in den ersten Transferzeiten Spieler von Red Bull holen, weil die in der Ausbildung schon in diese Richtung gehen."

"Salzburg hat nach wie vor ganz andere Möglichkeiten"

Die nunmehrigen Teamspieler Alexander Prass und Jusuf Gazibegovic, David Affengruber und auch Sandro Ingolitsch wechselten vor zwei beziehungsweise drei Jahren vom Salzburger Ausbildungsverein FC Liefering an die Mur. Auch David Schnegg kickte ein Jahr dort.

Salzburg-Bezug haben auch Stefan Hierländer, der sich jahrelang in der Mozartstadt und Leipzig verdingte, ehe er in Graz sesshaft und zum Kapitän wurde und Sturms Eigengewächs Jakob Jantscher.

 

Die österreichische Bundesliga LIVE bei Sky >>>

 

Alle Europacup-Spiele, Premier League, dt. Bundesliga und öst. Bundesliga, ab 15 Euro im Monat, bei Sky >>>

Mit Bullen-DNA ist es nicht getan, auch in Sachen Transferphilosophie ticken Christoph Freund in Salzburg und der frühere Bundesliga-Profi Schicker ähnlich. Im Visier jeweils: Junge, meist internationale Spieler mit Verkaufspotenzial.

Freund und Schicker fischen aber nur in mancherlei Hinsicht im selben Becken. "Vom Profil her ja", bestätigt Schicker im APA-Gespräch Parallelen, "aber was Top-Toptalente angeht, hat Salzburg nach wie vor ganz andere Möglichkeiten. Ich würde mich nicht trauen, einen 17-Jährigen um sechs Millionen Euro zu holen."

Sturms Einkaufsrahmen ist enger gesteckt. "1 bis 1,5 Millionen Euro ist unser Bereich, den wir vereinzelt machen können."

Schicker: "Die Mischung muss passen"

Um Salzburg auch künftig Paroli bieten zu können, modelliert Schicker den Kader anders. Er ist davon überzeugt, dass eine Bundesligamannschaft arrivierte Kräfte braucht. Sturm stellt im Schnitt zwar das drittjüngste Team der Liga, liegt damit aber noch immer zwei Jahre über den blutjungen Salzburgern (22,7).

"Die Mischung muss passen. Ich rede gern von unserer erfahrenen Mittelachse - Wüthrich, Stankovic, Hierländer - an der sich die Jungen anhalten und reifen können. Die hat Salzburg so nicht", betont Schicker einen wesentlichen Unterschied zum Ligarivalen.

"Genauso wichtig ist es aber, junge Spieler zu haben, die weiter wollen. Die auch wissen, dass wir die Tür aufmachen, wenn die Entwicklung passt." Oder der Preis.

Wie bei Kelvin Yeboah oder dem dänischen Stürmer Rasmus Höjlund, der im August mit über 17 Millionen Euro zum teuersten Bundesliga-Verkauf abseits von Salzburg avancierte.

"Keine offiziellen Anfragen" für Prass und Gazibegovic

Mittelfeld-Motor Prass und Rechtsverteidiger Gazibegovic könnten im Sommer die nächsten Millionen in die Klubkassa spülen. "Es gibt aktuell keine offiziellen Anfragen", sagte Schicker und fügte hinzu: "Das System Sturm Graz ist nicht von einem Spieler abhängig."

Veränderung, speziell auch im Erfolg, sei sowieso wichtig. "Es muss unangenehm bleiben, sonst wird es gefährlich in einer Mannschaft. Es wird sicher das eine oder andere passieren."

Die Gefahr eines Totalumbruchs samt Abwärtsspirale, die Sturm nach dem Cuptitel 2018 schmerzlich erfuhr, sieht Schicker nicht gegeben.

"Die Mannschaft wird erstens nicht total auseinanderbrechen. Und zweitens haben die Spieler mit Verkaufspotenzial in der Regel langfristige Verträge. Sollte ein Transfer passieren, werden wir die Möglichkeit haben, dementsprechend darauf zu reagieren."

Ein "Danke" Richtung Salzburg

Dass Sturm gute Chancen hat, demnächst in der Champions-League-Qualifikation oder im besten Fall sogar Gruppenphase zu spielen, liege auch an Salzburg, betont Schicker.

"Wenn ich ähnliche Länder vergleiche, ist es oft so, dass der Meister in der dritten Qualifikationsrunde zur Champions League beginnt. Bei uns beginnt dort der Vizemeister, der Meister ist fix qualifiziert. Wir haben Salzburg viel zu verdanken."

Mit dem Dank ist es am Sonntag vorbei. Mit einem Heimsieg könnte Sturm die Salzburger von der Tabellenspitze stoßen. Schicker erwartet Werbung für Österreichs Fußball. "Man braucht am Sonntag im Fernseher nicht umschalten auf ein Topspiel in den Top-vier-Ligen. Da kann man ruhig auf Sky die österreichische Liga rennen lassen."


Kommentare