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Schicker: "Sturm ist keine Investment-Firma"

Sondern immer noch ein Fußball-Verein. Trotzdem hat Schicker die Einnahmen-Seite natürlich im Blick. Warum er etwa keinen Markt für Torhüter sieht:

Schicker: Foto: © GEPA

Offensivspieler Bryan Teixeira ist 22, Torhüter Arthur Okonkwo 21 - sportlich passen beide Winter-Neuzugänge bestens in das zuletzt etablierte Transfer-Beuteschema des SK Sturm Graz.

Wirtschaftlich sind die Hintergedanken jedoch durchaus unterschiedlich, weshalb das Duo die von Andreas Schicker etablierte Denkweise recht gut veranschaulicht.

Über allem steht der sportliche Erfolg, aber gleichzeitig mit gezielten Investments von vornherein die Gewinn-Maximierung mit im Blick zu haben, ist völlig legitim, wenngleich es in der Vergangenheit in Graz oder andernorts in Österreich nur bedingt so gelebt wurde.

Mit der großen Ausnahme FC Red Bull Salzburg (ÖFB-Cup-Viertelfinale, Freitag, 3.2., 20:45 Uhr im LIVE-Ticker) natürlich, der sich in finanziell völlig anderen Sphären durch immer höhere Transfer-Erlöse immer noch mehr Geld aufs Konto schaufelt.

Immer noch ein Fußball-Verein

"Wir sind ein Fußball-Verein und keine reine Investment-Firma", stellt Schicker im Gespräch mit LAOLA1 klar, betont jedoch im selben Atemzug:

"Aber natürlich ist es in meiner Position wichtig, dass man das im Hinterkopf hat. Fakt ist einfach, dass sich Stürmer am Ende besser verkaufen lassen."

Womit wir wieder bei den beiden Winter-Neuzugängen wären. Bei Teixeira schwang, neben seinen sportlichen Qualitäten, in der Kommunikation von vornherein mit, dass man mit dem von Austria Lustenau gekauften Nationalspieler der Kapverden auch wieder ein Investment getätigt habe.

Ziel eines Investments ist zumeist der gewinnbringende Weiterverkauf, so wie es bei Rasmus Höjlund (kolportierte Ablöse von 17 Millionen Euro) oder Kelvin Yeboah (6,5 Millionen Euro) gelungen ist - zwei Transfers, die den finanziellen Handlungsspielraum der Steirer deutlich verbessert haben.

Schwieriger Torhüter-Markt

Teixeira (1,2 Millionen Euro Ablöse) reiht sich nicht nur sportlich, sondern so gesehen auch wirtschaftlich unter Angreifern wie William Böving (2,2 Millionen Euro) oder Emanuel Emegha (1,5 Millionen Euro) ein, die in Graz reifen und schließlich den lukrativen Sprung in Top-Ligen schaffen sollen.

Höjlund kam um 1,8 und ging um 17 Millionen Euro
Foto: © GEPA

Ohne Verletzung wäre Böving vielleicht sogar schon in diesem Winter ein Kandidat gewesen, an Interessenten soll es nicht mangeln.

Und Okonkwo? Im Torhüter-Bereich setzt Schicker ganz bewusst auf eine Leihe: "Wir haben uns das natürlich genau angeschaut, aber es hat für uns am Markt nicht dieses Invest gegeben."

Gerade in Österreich sei es zuletzt selten gewesen, dass ein österreichischer Keeper groß transferiert wurde. Diese Ansicht bestätigt der Umstand, dass selbst Keeper im Dunstkreis des Nationalteams wie Patrick Pentz im Vorjahr oder Alexander Schlager im kommenden Sommer ablösefrei wechseln.

Balance zwischen sportlichem und wirtschaftlichen Erfolg

"Wenn du in einen Torhüter investierst, der schon ein bisschen älter ist, wird es natürlich auch umso schwieriger, dass du wieder etwas zurückkriegst", sagt Schicker, der eher daran denkt, einen wirklich jungen Torhüter via Sturm II selbst zu entwickeln und so für den internationalen Markt interessant zu machen.

Wobei an dieser Stelle die Rückblende zur Grundthese, dass Sturm immer noch ein Fußball-Verein sei, kein Fehler ist.

"Es geht nicht immer, dass man nur in Richtung Investment denkt", unterstreicht Schicker. Sportlicher Erfolg und das Ziel, Geld zu verdienen, müssten "absolut in der Balance stehen, es hängt ja auch eng zusammen."

Letztlich hätten gerade die vergangenen beiden Jahre gezeigt, dass die Entwicklung der Spieler viel schneller geht, wenn man sportlichen Erfolg hat und in der Gruppenphase der Europa League international aufzeigt. Mal ganz abgesehen davon, dass die Akteure in einer anderen Auslage stehen.

Das schöne Wort Schattenkader

"Wenn du beides schaffst - erfolgreich zu sein und den einen oder anderen Spieler mit Verkaufs-Potenzial zu haben -, ist das natürlich gut für den Verein. Trotzdem muss man klar sagen: Es muss in der Gesamtheit passen. Wir haben eine gute Führungsspieler-Achse im Kader, und diese Spieler sind mindestens genauso wichtig. Am Ende macht es die Mischung aus. Deshalb noch mal: Wir sind schon noch immer ein Fußball-Verein, der versucht, so erfolgreich wie möglich zu spielen."

Letztlich hilft das eine beim anderen. Ohne gewisse Kader-Stabilität geht es generell nicht.

"Dafür gibt es dieses schöne Wort Schattenkader, der seit meiner Zeit ständig mitwächst. Es ist wichtig, dass du auf viele mögliche Szenarien vorbereitet bist."

Andreas Schicker

Um das installierte Modell erfolgreich zu gestalten, muss man natürlich weiter als eine Wechselperiode in die Zukunft schauen und antizipieren, wie sich die Transfer-Dinge entwickeln könnten.

Schicker: "Wenn man sich unseren Kader anschaut, haben wir viele Spieler mit langfristigen Verträgen. Gleichzeitig sind wir vorbereitet und agieren vorausschauend, wo was passieren kann. Dafür gibt es dieses schöne Wort Schattenkader, der seit meiner Zeit ständig mitwächst. Es ist wichtig, dass du auf viele mögliche Szenarien vorbereitet bist."

Nicht mehr von einzelnen Personalien abhängig

Nicht unerwähnt bleiben darf, dass Sturm unter Anleitung von Christian Ilzer ein Trainer-Team hat, dem die Entwicklung dieser Potenzialspieler sehr wichtig ist.

"Am Ende haben wir inzwischen ein System geschaffen, bei dem wir nicht von einzelnen Personalien total abhängig sind", streicht Schicker hervor.

Als Beispiel ordnet der Sportchef die Entwicklung nach dem Verkauf von Höjlund vergangenen August als Fortschritt ein:

"Damals hieß es, das ganze Spiel sei auf Rasmus ausgelegt. Er war auch ein extrem wichtiger Spieler, wie man gesehen hat. Am Ende haben wir es jedoch trotzdem geschafft, William Böving und Albian Ajeti zu integrieren - das hat das Trainer-Team richtig gut gemacht. Wir haben dann ja auch einen richtig guten Lauf hingelegt."

Wie erfolgreich Sturm mit Teixeira und Okonkwo sein wird, beziehungsweise wie erfolgreich die beiden Spieler bei Sturm, wird sich weisen. Ins Konzept von Sturm sollten sie allemal passen.

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