Thorsten Fink ist bei der Wiener Austria Geschichte!
Was nach dem 1:2 gegen die Admira bereits unvermeidlich erschien, ist nun fix. Die Wiener reagieren sofort auf die Talfahrt und trennen sich vom deutschen Chefbetreuer.
Erst einmal musste Fink jedoch zum Rapport im Trainingszentrum in Steinbrunn antanzen, wo ihm die Entscheidung des Vereins kurz nach 11 Uhr mitgeteilt wurde.
Wie die Wiener bestätigen, übernimmt der bisherige Assistent Egbert Zimmermann vorerst das Training, auch Niko Vidovic und Tormanntrainer Franz Gruber bleiben. Neben Fink wurde jedoch auch Assistent Sebastian Hahn von seinen Aufgaben entbunden.
Angeblich soll aber ein Nachfolger schon im nächsten Spiel auf der Bank sitzen. Vorstand Markus Kraetschmer und Sportdirektor Franz Wohlfahrt befinden sich bereits auf der Suche nach einer Interimslösung. Amateure-Trainer Andreas Ogris ist ebenso ein Thema wie schon seit längerer Zeit ÖFB-U21-Teamchef Werner Gregoritsch. Insider Peter Linden bringt ab Sommer sogar Ex-ÖFB-Teamchef Marcel Koller ins Spiel.
"Wir haben bereits erste persönliche Telefonate geführt, weitere werden im Laufe des Tages folgen. Hauptziel ist es, so rasch wie möglich jemanden zu finden, der mit uns bis zum Saisonende alles unternimmt, um unser Minimalziel Europa League noch zu schaffen", so Kraetschmer.
"Maßnahmen, um den Turnaround zu schaffen"
Fink war seit Sommer 2015 bei den Violetten im Amt. Nach nur einem Sieg in den letzten neun Pflichtspielen sah sich der Verein jedoch zum Handeln gezwungen.
Vor allem, da sich auch nach der Winterpause keine Besserung einstellte. Im Gegenteil. Drei Frühjahrspartien gegen den LASK (1:3), Mattersburg (1:2) und die Admira (1:2) gingen unter seiner Führung verloren.
Vor allem sehen die Favoritner ihre angestrebten Ziele in Gefahr. Der Rückstand des Tabellensiebenten auf den ersten fixen Europacup-Rang beträgt bereits zwölf Punkte.
"Wir sind zum Schluss gekommen, dass wir jetzt Maßnahmen setzen müssen, um den Turnaround zu schaffen. Wir haben noch zwölf Runden und glauben an unsere Chance, deswegen haben wir diese Veränderung vorgenommen", begründet Kraetschmer den Schritt der Austria.
Bei der Entscheidung wurde auch der Präsident und Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Katzian miteinbezogen, wie Kraetschmer betont: "Die Position des Cheftrainers ist ein aufsichtsratpflichtiges Geschäft und deswegen haben wir uns da das Okay geholt."
Wohlfahrt bedankt sich bei Fink
Trotz der Trennung will Sportdirektor Franz Wohlfahrt kein schlechtes Wort über den Deutschen verlieren:
"Unser Dank gilt Thorsten Fink, der in den vergangenen zweieinhalb Jahren sehr erfolgreich bei uns gearbeitet hat, einmal Dritter und Zweiter war und uns zweimal in die Gruppenphase der Europa League geführt hat. Zudem haben wir tolle Transfererlöse in dieser Zeit gemeinsam erzielen können."
Auch Fink ließ es sich nicht nehmen, in der offiziellen Austria-Aussendung mit einem Zitat Abschied zu nehmen und seine Sicht zu schildern: "Das Positive überwiegt, denn wir hatten erfolgreiche Jahre. Zuletzt haben aber die Ergebnisse nicht gepasst und da hat man als Klub keine Zeit, um wochenlang auf eine Verbesserung zu warten. Ich wünsche dem Klub alles Gute für die Zukunft."
Keine Rückendeckung mehr von Kraetschmer
Das Ende war schon nach dem Schlusspfiff abzusehen.
FAK-Vorstand Markus Kraetschmer vermied es im Gespräch mit "Sky", dem Deutschen Rückendeckung zu geben, als er konkret auf dessen Zukunft angesprochen wird:
"Es wäre ganz, ganz falsch, hier irgendwelche Durchhalteparolen zu sagen. Ich bitte um Verständnis, dass ich im Moment extrem sauer und angefressen bin. Ich habe gelernt, dass man versuchen soll, die Emotionen ein bisschen sacken zu lassen. Aber es gibt meiner Meinung nach in dieser Situation überhaupt kein Tabu, das man etwas nicht andiskutieren kann. Wir müssen den Turnaround schaffen."
Kein Tabu war demnach auch, sich für einen Trainerwechsel zu entscheiden.
Fink sah das Ende kommen
Unter der Woche habe man versucht, "mit vielen Gesprächen wachzurütteln". Auch Fink war sich schon unter der Woche bewusst, dass es für ihn ganz, ganz eng werden könnte. Der Deutsche plante viele Einzelgespräche und Videoanalysen mit der Mannschaft.
"Auch mit den oberen Leuten muss man schauen, was es da zu besprechen gibt", kündigte Fink bereits vor dem Admira-Spiel an. "Wir können jetzt nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und sagen: 'Wir machen jetzt einfach mal so weiter'", erklärte der 50-Jährige.
Vertrauen bröckelte! Fink widersprach Kraetschmer
Für Aufregung sorgte dann zudem auch noch, dass Fink seinem Vorgesetzten Kraetschmer in aller Öffentlichkeit widersprach - spätestens da war abzusehen, dass die Beziehung nicht mehr zu kitten sein wird.
Vorstand Kraetschmer zeigte sich in diesem Zusammenhang bei "Sky" unzufrieden mit Trainer Thorsten Fink. Bei der Analyse im Winter habe man besprochen, taktisch flexibler auftreten zu wollen, das sei bei den Niederlagen gegen den LASK und Mattersburg aber nicht der Fall gewesen.
Der Coach selbst sieht das ganz anders. "Das stimmt nicht, was Kraetschmer gesagt hat. Über taktische Flexibilität haben wir nicht gesprochen", erwidert der Deutsche bei "Sky".
Er habe in der vergangenen Woche "von innen keinen Druck gespürt", versichert der FAK-Trainer.