Über die drei Punkte freue er sich freilich, sagt Markus Schopp nach dem späten Sieg des LASK über Red Bull Salzburg (Spielbericht>>>). Auch die Mentalität, die die Stahlstädter zum zweiten Last-Minute-Comeback-Sieg hintereinander führte, habe gepasst.
"Aber damit haben wir es heute schon", beginnt der Steirer eine für einen siegreichen Trainer etwas untypische Pressekonferenz.
Dass Schopp sich über die drei Punkte freute, sah man ihm übrigens nicht an. Die beiden Tore seiner Mannschaft nahm er mit finsterer Miene zur Kenntnis, auch nach Schlusspfiff wollte ihm kein Grinser oder gar eine jubelnde Geste entkommen.
Harte Kritik an der eigenen Mannschaft
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Schopp war in Wirklichkeit viel zu angefressen über das von seinem Team Gezeigte in der Red Bull Arena, als dass er über das Jubeln nachdenken hätte können.
"Ich glaube, dass wir, mit Ausnahme der Schlussphase, über die restliche Spielzeit alles vermissen haben lassen, was es benötigt, um aggressiv gegen einen Gegner zu spielen, der so klar im Ballbesitz ist", lautet die harsche Kritik an seiner Mannschaft.
Diese habe es verabsäumt, "defensiv sehr klar zu sein". Salzburg hätte einiges angeboten, "aber wir waren viel zu wenig mutig. In der 89. waren wir mal richtig mutig und dann haben wir das Tor gemacht. Das wäre viel öfter gegangen", spricht Schopp den Last-Minute-Siegestreffer von Max Entrup an.
Entrup: "In ein paar Tagen fragt keiner mehr"
Die Sommer-Neuerwerbung schoss den LASK erst in der vorherigen Runde mit einem Doppelpack in Altach spät zum Sieg. Auch der Wiener muss zugeben: "Es war nicht unser bestes Spiel. Ich glaube, dass Salzburg das ganze Spiel die klar bessere Mannschaft war."
Entscheidender Nachsatz: "Aber in ein paar Tagen fragt keiner mehr, wie wir das Spiel gewonnen haben."
Schopp sieht das freilich etwas anders. Der 50-Jährige warnte bereits nach seinen durchaus erfolgreichen ersten Auftritten an der schwarz-weißen Seitenlinie davor, dass die Ergebnisse vieles überdecken würden und noch viel Luft nach oben sei.
Starke Trainingsleistungen in der Länderspielpause
Er weiß, dass eine solch passive und über lange Zeit zahnlose Leistung wie am Samstag in der Red Bull Arena im Normalfall nicht für Punkte reicht - schon gar nicht gegen Salzburg, das sich erneut ein wenig selbst schlug.
"Man muss ehrlich sein: Solche Spiele zu gewinnen, passiert nicht oft. Wir nehmen es trotzdem, weil es ganz wichtige Punkte sind, um uns weiter nach oben orientieren zu können", so Schopp. "Aber ich weiß auch, dass wir, wenn wir so weiterspielen, weniger Punkte machen werden."
Die Leistung empfand der Stahlstädter Coach auch deshalb als so enttäuschend, weil seine Mannschaft während der Trainings in der zurückliegenden Länderspielpause "einen super interessanten Eindruck gemacht hat. Umso überraschender ist es, dass wir das in so vielen Momenten des Spiels nicht auf den Platz gebracht haben".
"Für den einen oder anderen wird es schwieriger"
Grundsätzlich hat man den Eindruck, dass Schopp nach seinen ersten Wochen in Linz ein wenig enttäuscht über die Kaderqualität des LASK ist. Immer wieder äußerte er - mal zwischen den Zeilen, mal deutlich offener - Kritik an seinen Spielern. Der steirische Trainer, der auf der Gugl auch das Amt des Sportdirektors über hat, lässt bereits durchblicken, dass sich im kommenden Transferfenster kadertechnisch einiges tun könnte.
In den Wochen seit seiner Übernahme sei es zunächst mal darum gegangen, "die Charaktere herauszufiltern, mit denen man diesen ersten Weg gehen kann". In der anstehenden Wintervorbereitung will man an den so wichtigen Details arbeiten und genauestens abwägen, welche Spieler für das System Schopp geeignet sind - und welche weniger.
"Es ist spannend zu beobachten, wie sich der ein oder andere entwickelt. Es ist aber auch spannend zu sehen, dass es für den einen oder anderen vielleicht schwieriger wird", so der Steirer offen.
Dass eine hohe Erwartungshaltung auf ihm lastet, weiß Schopp. Seine klare Aufgabe ist es, in drei Bewerben gleichzeitig erfolgreich zu sein. Mit dem aktuell vierten Tabellenplatz in der ADMIRAL Bundesliga und dem Erreichen des ÖFB-Cup-Viertelfinales ist man trotz einiger Holprigkeiten national im Soll, im Europacup aber noch nicht.
LASK in Bosnien zum Siegen verpflichtet
"Wenn wir es auch noch schaffen, international einmal voll anzuschreiben, dann wären wir auf Kurs und das macht das Projekt natürlich um eine Spur leichter", verlangt Schopp am kommenden Donnerstag, wenn es auswärts gegen Borac Banja Luka geht, einen Sieg seines Teams.
"Vielleicht machen wir mal nicht erst in der letzten Sekunde die Tore, sondern schon ein bisschen früher. Das wäre für mich als Trainer einmal angenehm"
Dieser wäre auch zwingend notwendig, wenn die "Athletiker" die Chancen auf ein Überwintern aufrecht erhalten wollen. Zu den bisher erst zwei eingefahrenen Zählern müssen in den drei abschließenden Spielen gegen Banja Luka, die Fiorentina und Vikingur Reykjavik noch mindestens vier, wahrscheinlich aber sogar fünf Punkte hinzukommen.
Nach Bosnien fahren die Linzer als Favorit. Schopp erwartet Banja Luka als "defensivstarke, sehr abwartende und im Umschaltspiel sehr starke Mannschaft" - also genau jener Typ Gegner, mit dem der LASK in der bisherigen Saison seine Probleme hatte.
Man müsse zwar geduldig bleiben, aber nicht zu geduldig, wenn es nach Schopp geht: "Vielleicht machen wir mal nicht erst in der letzten Sekunde die Tore, sondern schon ein bisschen früher. Das wäre für mich als Trainer einmal angenehm."