Skandal im 325. Wiener Derby!
Die Partie steht nach nur fünf Minuten am Rande des Abbruchs. Austria-Kapitän Raphael Holzhauser wird bei der Corner-Fahne von mehreren Feuerzeugen aus dem Rapid-Bock getroffen. Der Blondschopf erleidet sogar eine leichte Platzwunde, reagiert aber sportlich und spielt weiter.
Nachdem in der 27. Minute erneut Feuerzeuge auf die Austria-Spieler geworfen werden, unterbricht Schiedsrichter Eisner die Begegnung für 9:30 Minuten.
Die Partie endet danach 1:1.
Holzhauser: "Rapid-Fans können machen, was sie wollen"
Raphael Holzhauser zog sich bei einer der Wurfattacken sogar eine blutige Wunde zu und reagierte gegenüber LAOLA1 nach Schlusspfiff entsprechen wütend:
"Einfach nur lächerlich! Aber ich muss wieder aufpassen, was ich sage, das wird wieder gegen mich oder uns verwendet. Ich glaube, die Rapid-Fans können machen, was sie wollen – es gibt keine Konsequenzen! Ich werde getroffen, das sieht man ganz klar."
"Denen wird eh wieder nichts passieren"
Bei "Sky" ergänzt er: "Ich will zu den Rapid-Fans nicht mehr sagen, denen wird eh wieder nichts passieren."
Auch sein Coach Thorsten Fink tobte nach Spielende: "Wenn da alles aus 20 Metern reinfliegt, ist es auch nicht einfach, die Ecke zu schießen, ohne dass man daran denkt. Da kann man sich auch nicht hundertprozentig konzentrieren. Das haben sich die Leute am Platz nicht verdient, die wollen alle die Partie beenden. Es ist halt schade, dass die Fans so reagieren und es in Österreich noch so ist, dass die Spieler mit Schirmen geschützt werden müssen. Das ist ein Wahnsinn! Das hätte ich mir nicht gedacht, aber es ist anscheinend so. Ich hoffe, es wird vernünftig sanktioniert, ich habe ja gehört, das will man machen."
Und fügt hinzu: "Wenn man sowas nicht unterbindet, wird es nie aufhören."
Lob für Holzhausers deeskalierendes Verhalten
Dafür, dass die Situation nicht komplett eskalierte, sorgte auch Holzhauser, der trotz seiner Verletzung weiterspielte und so einen Abbruch verhinderte.
Wie LAOLA1 bei Schiedsrichter Rene Eisner erfuhr, wäre das Spiel aufgrund der offensichtlichen Verletzung sofort abgebrochen worden, wenn der Spieler nicht mehr weiterspielen hätte können.
Fink rechnet dies seinem Kapitän hoch an: "Holzhauser hat sich sehr vorbildhaft verhalten, er hätte mit dieser blutigen Wunde auch einfach liegen bleiben können. Als er das letzte Mal auf diese Weise attackiert wurde, hieß es, er hätte provoziert."
Es war ja nicht der erste Angriff auf den Austria-Regisseur, schon im letzten Derby eskalierte die Situation. Diesmal ging dem Vergehen jedoch keine Vorgeschichte voraus.
"Ich finde, es war sehr ähnlich. Im letzen Jahr hat man es ja anders gesagt. Er ist aufgestanden und hat alles aufgehoben", so Fink. Ansonsten wäre die Partie nach wenigen Minuten auch schon wieder beendet gewesen.
Keine Provokationen: "So tritt Austria Wien auf"
Für Holzhauser selbst war dies eine Selbstverständlichkeit, da der Sportsmann durchkam. Bei der knapp zehnminütigen Unterbrechung wurden jedoch im Kabinengang schon ernste Worte mit dem Schiedsrichtergespann gewechselt.
"Ich habe es (Anm.: die Verletzung) dem Schiedsrichter natürlich gezeigt, er hat es gesehen und gesagt: Wenn noch etwas passiert, dann gibt es einen Spielabbruch. Es ist ja dann noch was passiert (Anm.: Platzsturm, weiterer Wurf auf Torhüter Patrick Pentz), aber es war dann nichts. Aber wir Fußballer wollen natürlich, dass das Spiel zu Ende gespielt wird. Ich habe vor dem Spiel gesagt, dass ich gerne hier spiele. Ich spiele gerne vor ausverkauftem Haus so wie jeder Fußballer. Aber es soll fair bleiben und das hat nichts mir fair zu tun."
Auch Fink sah die Partie nahe am Abbruch. Eine Kleinigkeit hätte wohl gereicht, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Wie schon im letzten Derby im Allianz-Stadion und der Unterbrechung bei der Admira.
"Okay, bei Pentz ist auch noch ein Feuerzeug geflogen, er ist aber stehen geblieben und hat nichts gemacht. Von uns gab es keine Provokationen."
Seitenhiebe auf Rapid
Das macht den Trainer schon ein bisschen stolz, inklusive Seitenhieb auf Rapid: "So tritt Austria Wien auf, das finde ich einen Unterschied zum anderen Verein."
Angesprochen darauf, wie man die Spielunterbrechung nutzen konnte, legte der Deutsche noch nach: "Wir konnten noch einmal auf Dinge eingehen, die im Spiel passiert sind und der Mannschaft noch kleine taktische Anweisungen geben. Nächstes Mal bereite ich mich gleich vor, dass ich zwei Mal eine Halbzeit habe, das nächste Mal bin ich vorbereitet."
Fink gab zu, dass es nicht einfach für seine junge Mannschaft war, vor dieser Kulisse zu spielen. Auch Holzhausers Mitspieler litten unter der extremen Situation.
Jägermeister-Flaschen: "Angst um Gesundheit"
Torschütze Christoph Monschein erklärt LAOLA1: "Natürlich waren wir beim Eckball sehr nahe bei den Fans. Natürlich hat man auch Angst um seine Gesundheit, da kann einiges passieren. Ich habe gesehen, dass Jägermeister-Flaschen reingeflogen sind, die sind sehr schwer und können extreme Wunden erzeugen. Wie man gesehen hat, hat Rapha eine Wunde auf der Schulter. Das gehört auf keinen Fall zu diesem Sport, dafür müssen die Verantwortlichen sorgen, dass es normal über die Bühne geht."
Ablenkung sind diese Vorfälle auf jeden Fall und lenken vom Spielgeschehen ab. "Es dauert zwei, drei Minuten, dann hab ich es vergessen gehabt. Dann waren wir wieder voll im Spiel und fokussiert. Aber kurze Zeit bringt es einen natürlich raus und so eine Unterbrechung ist für die Spieler auf beiden Seiten nicht leiwand, weil die Muskeln kalt werden. Das ist nicht gerade super für die Gesundheit."
Platzsturm als unrühmlicher Schlusspunkt
In der Nachspielzeit der zweiten Hälfte sorgten zwei weitere Rapid-Anhänger für Aufsehen, als sie das Spielfeld stürmten und so einen Austria-Angriff verhinderten.
Für Fink waren die Fan-Eskapaden auch ein Grund, warum seine Veilchen nur einen Zähler aus Hütteldorf mitnehmen konnten: "Die Zuschauer haben ihren Teil dazu beigetragen, dass das hier nur 1:1 ausgeht", denn: "Unter solchen Umständen ist es schwierig, unser gewohntes Spiel aufzuziehen".
Monschein meint dazu: "Natürlich war es eine Riesen-Chance. Sowas darf einfach nicht passieren. Es hat ewig gebraucht, bis Ordner überhaupt da waren. Die sind lange am Feld gewesen. Wir sind da gerade runtergebrennt, die rechte Seite war ganz offen. Wenn der Ball rüber zu De Paula kommt, steht er alleine vor dem Tor. Dann wären sicher drei Punkte drin gewesen. Aber wir dürfen nicht auf eine Szene beharren. Wir hatten 90 Minuten Zeit, das Spiel zu gewinnen."
Auch wenn der Platzsturm glimpflich verlief und aufgrund der vorangegangenen Geschehnisse ein wenig unterging, war dies ein weiterer Grund, warum Holzhauser noch einmal betonte: "Es sollte jetzt schon einmal die eine oder andere Konsequenz passieren."