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Semlic zur WSG: Ausbruch aus den Spuren des Vorgängers

Der Steirer wird neuer Cheftrainer der WSG Tirol. Wieso die Entscheidung zugunsten der Wattener fiel und was er mit dem Klub vorhat:

Semlic zur WSG: Ausbruch aus den Spuren des Vorgängers Foto: © GEPA

Die Spatzen haben es schon von den Dächern gepfiffen - Philipp Semlic (41) wird neuer Trainer der WSG Tirol. Er unterschreibt bei den Tirolern einen Zweijahresvertrag.

Im Rahmen eines Medientermins am Mittwochnachmittag wurde der neue Übungsleiter der Wattener offiziell vorgestellt. WSG-Manager Stefan Köck zeigte sich "sehr glücklich und froh, dass er sich für die WSG entschieden hat" und auch Semlic sagte: "Ich bin sehr froh, hier zu sitzen." 

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

"Habe richtig gutes Gefühl gehabt"

Einen ersten Kontakt zwischen Semlic und der WSG habe es vor gut zwei Wochen gegeben. Bei den meisten Gesprächen mit möglichen Trainerkandidaten (Köck: "Die Suche war spannend, aber aufgrund unseres Anforderungsprofils haben wir es sehr schnell eingegrenzt") sei auch der Videoanalyst mit an Bord gewesen. Semlic dürfte beide überzeugt haben.

"Wir waren wirklich sehr positiv, als wir ins Auto gestiegen sind", verriet Köck bei der Pressekonferenz. Menschlich und fachlich habe das gut gematcht.

"Ich bin schon lange dabei, auch bei mehreren Vereinen gewesen. Ich habe als Learning für mich mitgenommen, dass einerseits die Perspektive ein entscheidendes Element ist, wieso ich mich für einen Verein entscheide", so Semlic. "Aber andererseits ist mir sehr wichtig, welches Bauchgefühl ich dabei habe. Mir ist wichtig, wie die handelnden Personen gestrickt sind. Das hat vom erstem Moment gut gepasst, ich habe ein richtig gutes Gefühl gehabt."

Ein zusätzlicher Pluspunkt sei natürlich auch, dass der Zusammenhalt ein wichtiger Faktor bei den Wattenern sei - anders könne ein Trainer ja nicht elf Jahre bei einem Verein arbeiten.

Semlic will eigenen Weg gehen

Denn bei der Semlic-Bekanntgabe war natürlich auch der Abgang von WSG-Langzeit-Trainer Thomas Silberberger Thema. "Was der Thomas gemeinsam mit dem Verein hier geschaffen hat, sucht seinesgleichen - auch in Europa. Das ist eine herausragende Leistung - sowohl von Thomas als auch vom Verein", streute Semlic Rosen. 

Auch aus Respekt vor Silberberger habe er im Vorfeld auf Besuche im Tivoli-Stadion verzichtet. Eine Kontaktaufnahme habe es aus selbigem Grund noch nicht gegeben, das Team befindet sich noch im Training. "Sobald das beendet ist, würde ich mich sehr über einen Kontakt zum Thomas freuen", so Semlic.

Mit der Semlic-Verpflichtung dürfte sich bei der WSG aber auch einiges ändern. Der Steirer sagte: "Wenn man nur in den Fußstapfen des Vorgängers geht, dann kann man nicht seinen eigenen Weg gehen."

Er stehe "für einen sehr proaktiven Fußball, der geprägt ist von einer Intensität, von einer guten Leidenschaft - aber von einer klaren Struktur und klaren Abläufen", erklärte Semllic. Er sei fest davon überzeugt, dass man Positionsfußball und Pressing miteinander vereinbaren müsse, um kontinuierlich erfolgreich zu sein.

"Das ist kein leichtes Unterfangen - weil es die Spieler und den Verein vor hohe Herausforderungen stellt. Aber gerade angesichts des Kaders und wohin sich der Verein weiterentwickeln will, glaube ich, dass das gut passt", so der 41-Jährige.

Alles nach Plan

Für Semlic ist es der erste Trainerjob in der Bundesliga. Zuvor coachte er in 110 Spielen den SV Lafnitz in der ADMIRAL 2. Liga, sein Engagement beim kriselnden SKN St. Pölten endete zuletzt Anfang Mai nach nur elf Spielen.

Schon in der Vergangenheit wurde Semlic des Öfteren mit einem Sprung ins Oberhaus in Verbindung gebracht. Als Außenstehender könne man meinen, dass dieser nun etwas verspätet stattgefunden habe, gibt der Trainer zu.

Er sagt aber auch: "Die, die mich kennen, wissen, dass ich mir meine Schritte sehr genau überlege. Es ist mir schon wichtig, dass dieser Schritt in meiner Trainerkarriere nachhaltig abläuft. Es hätte Möglichkeiten gegeben, den Schritt schneller zu machen. Ich bin aber sehr zufrieden mit meinem Werdegang, den Schritten, die ich gemacht habe."

Das Ziel: Größer träumen dürfen

Mit allzu großen Wünschen an den Sport-Manager wartet Semlic nicht auf. "Ich hoffe, dass es so weitergeht, wie bisher", meinte er. Wohl wissend, dass das große Geld in Tirol ohnehin nicht vorhanden ist.

"Das ist ja das Schöne, wenn man nicht unendliche Möglichkeiten hat. Dann muss man noch genauer hinschauen, welche man Entscheidungen trifft. Die Ressourcen, die wir einsetzen, müssen passen. Das geht nur über eine klare Philosophie", so Semlic.

An der Zielsetzung der WSG ändert sich auch unter ihm zunächst nicht allzu viel. Semlic sagt: "Jeder weiß, dass der Ligamodus gerade für kleinere Vereine nicht einfach ist. Da gilt es, die Ziele vor Augen zu haben." Das Ziel lautet Klassenerhalt - soll aber mit kleinen Schritten auch größer gedacht werden können.

Semlic wünscht sich eine "sukzessive Entwicklung der Mannschaft, der Spieler, des Vereins weg von diesem Ziel Klassenerhalt." Was es dafür brauche? "Einen klaren Plan, mit welcher Mentalität die Spieler arbeiten müssen und mit welcher Struktur wir Fußball spielen wollen."

Es gibt noch Fragezeichen

Mit welchen Spielern Semlic in die kommende Saison starten wird, ist indes noch unklar, einige Verträge laufen aus.

Dass er zum Trainingsstart am 19. Juni alle Spieler beisammen habe, sei in der heutigen Fußballwelt ein "romantisches Denken", so Semlic. "Wir haben uns als Ziel gesetzt, 90 Prozent des Kaders beim Trainingsauftakt zu haben." In den kommenden Wochen gebe es erste Personal-News, so Köck.

Auch im Trainerteam - das Semlic von Silberberger übernimmt - ist noch die Stelle des Athletiktrainers vakant.

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