"Wir hatten im Winter viel Bewegung, aber in diese Situation haben wir uns selbst gebracht mit den sechs Niederlagen hinten raus", erläutert Werner Grabherr, Sportlicher Leiter des SCR Altach.
Dies habe diverse Entscheidungen nach sich gezogen, beginnend mit jener, den Trainer zu tauschen. Nach Damir Canadi soll Ludovic Magnin für neuen Schwung beim Tabellenletzten, der gegen Austria Wien (17 Uhr im LIVE-Ticker) startet, sorgen.
Doch auch der Kader wird sich im Frühjahr stark verändert präsentieren. Fünf Abgängen stehen sechs Neuzugänge gegenüber.
Die Blutauffrischung sei laut Grabherr jedenfalls gelungen: "Am Ende müssen das die Ergebnisse am Platz zeigen, aber was bis jetzt sichtbar ist, ist die Energie in der Mannschaft. Da gehört der Trainer genauso dazu wie Neuverpflichtungen. Da hat sich schon einiges bewegt und verändert."
Verändert hat sich in allen Mannschaftsteilen etwas.
Bekannte Bundesliga-Gesichter
Im Tor wurde mit Christoph Riegler ein alter Bundesliga-Bekannter verpflichtet. Seine schwere Schulterverletzung zwingt die Vorarlberger jedoch dazu, noch einmal nachzurüsten und mit Armin Gremsl einen weiteren Keeper zu verpflichten.
Auch jenen Mann, der an vorderster Front das Angriffsspiel beleben soll, muss man nicht groß vorstellen. Für LASK-Leihgabe Christoph Monschein ist Altach bereits der vierte Bundesliga-Klub.
"Wir wollten in der Offensive einfach mehr Möglichkeiten - einen dynamischen Spieler, der die Tiefe anläuft und sich in diesen Regionen auch wohl fühlt", betont Grabherr und bezeichnet den 29-Jährigen als "einen der treffsichersten Spieler in Österreich".
Nach nur zehn Treffern im Herbst ist das Spiel nach vorne wohl die größte Baustelle im Ländle. An selbiger sollen jedoch nicht nur die Angreifer arbeiten, auch das spielerische Element im Mittelfeld wurde deutlich aufgehübscht.
Gaudinos Rucksack
Dafür soll mit Gianluca Gaudino ein verhältnismäßig großer Name zuständig sein, dessen großer Durchbruch jedoch nie so recht gelungen ist. Eine Einschätzung, die Grabherr etwas differenzierter getroffen wissen möchte.
"Er ist seit Anbeginn der Karriere auf einem sehr hohen Niveau unterwegs gewesen. Wenn du dein erstes Bundesliga-Spiel beim FC Bayern machst, hat das schon was. Aber natürlich trägst du diesen Rucksack mit dir herum. Dann kommt die eine oder andere Verletzung dazu, oder eine Station, wo der Druck vielleicht zu groß ist", erklärt der 36-Jährige.
Grabherr verweist darauf, dass Gaudino bei den Young Boys Bern sehr viele Einsätze hatte, auch wenn er vielleicht nicht immer seine ideale Position bekleiden konnte. Mit den Schweizern wurde der inzwischen 25-Jährige drei Mal Meister.
"Wenn ich bei einer Mannschaft wie Young Boys Bern zweieinhalb Jahre part of the game und erfolgreich bin, tue ich mir schwer zu sagen, er hat den Durchbruch nicht wirklich geschafft. Er ist vielleicht noch nirgends DER Spieler gewesen. Aber auf dem Niveau, auf dem er unterwegs war, ist das natürlich auch eine Challenge. Auf unserem Level in der österreichischen Bundesliga kann ich mir gut vorstellen, dass er mit Mitte 20 so eine Nummer wird."
Ein selten gewordener Spielmacher-Typ
Grabherr schließt nicht aus, dass Gaudino nach dem Frühjahr für größere Vereine der heimischen Liga als ein Schlüsselspieler interessant werden könnte. Voraussetzung dafür ist, dass der Deutsche fit bleibt und seine Qualitäten auf den Platz bringt.
Ob Standards oder Abschlüsse - bislang habe der Mittelfeldmann schon einige dieser Qualitäten angedeutet, vor allem soll er jedoch das Spiel beleben: "Er ist mehr dieser Spielmacher-Typ, von denen man heute nicht mehr viele findet."
"Gianluca Gaudino ist sehr klar in dem, was er von sich gibt und was er will. Er will spielen. Als Typ ist er richtig umgänglich. Er passt sehr gut zu uns und nimmt sich auch voll unserer Situation an. Er weiß, was auf ihn zukommt, will das aber machen."
In Sandhausen sei Gaudino nach dem Trainer-Wechsel und einer Corona-Erkrankung nicht mehr zum Zug gekommen, weshalb er nun Altach als Bühne sieht, um sich wieder zu zeigen. Vom Auftreten her kann Grabherr keine Star-Allüren erkennen:
"Er ist sehr klar in dem, was er von sich gibt und was er will. Er will spielen. Als Typ ist er richtig umgänglich. Er ist vor eineinhalb Jahren Vater geworden und steht voll im Leben. Er passt sehr gut zu uns und nimmt sich auch voll unserer Situation an. Er weiß, was auf ihn zukommt, will das aber machen."
Leaderfigur Nimaga
Mit Bakary Nimaga weiß auch der geplante Nebenmann von Gaudino im Mittelfeldzentrum, was auf ihn zukommt. Schließlich kennt der Neuzugang aus Mali die Bundesliga aus seinen beiden Jahren in Hartberg.
"Er ist am Platz eine Leaderfigur, die das Spiel kontrolliert und gestaltet, den Rhythmus vorgibt, immer wieder Tempowechsel einleitet. Er ist fußballerisch sehr gut, aber auch gegen den Ball sehr aggressiv und beweglich", beschreibt Grabherr.
Gaudino und Nimaga hätten das Potenzial, das Herz der Mannschaft zu werden: "Auf diese beiden Transfers haben wir sehr genau geschaut, weil das Spiel mit dem Ball für uns eine sehr wichtige Thematik ist. Wenn du hinten drinnenhängst, musst du gerade im unteren Playoff vermehrt das Spiel machen, weil sich die Gegner natürlich sagen: 'Schauen wir uns einmal an, was sie anbieten.'"
Ganz abgesehen davon, dass Magnin den fußballerischen Aspekt ohnehin forcieren möchte.
"Los geht's" für Nanizayamo
Letzteres wird nicht die Hauptaufgabe von Mickael Nanizayamo sein. Der Innenverteidiger bekam zuletzt in Lausanne kaum Spielzeit und will sich in Altach wieder ins Rampenlicht spielen.
"Für die Mannschaft macht es das jetzt einfach: Es gibt ein Ziel, an das alle glauben und für das alle arbeiten."
"Ein Linksfuß, physisch, gutes Tempo, taktisch sehr gut, bei Standards wichtig. Ein sehr spannendes Profil. Bei Lausanne ist er nach einem Sportdirektoren- und Trainer-Wechsel samt drei neuen Innenverteidigern ein wenig hängen geblieben. Er hat wenig gespielt, aber bei einem Innenverteidiger ist das für mich nicht so das Kriterium. Da hinten geht es darum, die Mannschaft schnell kennenzulernen und los geht's!", so Grabherr.
Der Sportchef verspricht sich vom 23-Jährigen, dass er der Defensive noch mehr Stabilität verleiht.
Ob die personelle Blutauffrischung den gewünschten Effekt hat, wird sich weisen. Worum es geht, sei beim Schlusslicht angesichts der Tabellensituation jedenfalls allen klar: "Für die Mannschaft macht es das jetzt einfach: Es gibt ein Ziel, an das alle glauben und für das alle arbeiten."