Mit der Ankündigung einer außerordentlichen Pressekonferenz brachten die Klub-Verantwortlichen der WSG Tirol in der letzten Woche die Gerüchteküche dermaßen zum Überlaufen, dass das Bundesliga-Spiel gegen Hartberg (Spielbericht>>>) am vergangenen Sonntag glatt zur Nebensache verkam.
Erst wurde eine Vergabe der Lizenz an Wacker Innsbruck gehandelt, später der Ausbau des Stadions in Wattens und schließlich der Rückzug von Präsidentin Diana Langes-Swarovski.
All das trat jedoch nicht ein. Stattdessen verkündete Thomas Silberberger seinen Rücktritt. Der Cheftrainer verlässt die WSG Tirol nach Ablauf der Qualifikationsgruppe nach insgesamt elf Jahren im Amt.
Silberberger und WSG brauchen "neuen Impuls"
Mit Silberberger geht der mit Abstand am längsten amtierende Trainer der ADMIRAL Bundesliga.
Den Entschluss zum Rücktritt hat der 50-Jährige in der Winterpause gefasst, er selbst spricht aber von einem "längeren Prozess": "Schon in der Sommervorbereitung hab ich mich entschlossen, dass es wahrscheinlich das letzte Jahr für mich sein wird. Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. Aber sie schlummert schon das ganze Jahr in mir."
Für die Trennung ausschlaggebend seien laut Silberberger, der bald elf Jahre lang an der Seitenlinie der Tiroler steht, ausschließlich persönliche Gründe.
"Ich alleine bin der Meinung, dass die WSG auf der Trainerposition einen neuen Impuls braucht, und ich als Person einen neuen Impuls brauche", sagt der gebürtige Innsbrucker im Rahmen der Pressekonferenz.
Den Klub hatte Silberberger schon am 26. Februar über seine Entscheidung informiert, die Mannschaft weiß seit der gemeinsamen Trainingseinheit am Mittwochvormittag Bescheid.
Fokus Klassenerhalt und kein Plan B
Den Zeitpunkt der Verkündung wählte er, um dem Verein genug Vorlaufzeit für die Trainersuche sowie nötige Planungssicherheit zu geben. Eine Auswirkung auf die Mannschaft befürchtet er nicht: "Jeder wird sich weiterhin empfehlen wollen und daran arbeiten, dass die WSG die Klasse hält."
Zudem betont Silberberger, dass auch er selbst nur mit dem Hier und Jetzt beschäftigt ist. "Ich habe noch keinen Plan B parat und habe auch noch mit niemandem über die Zukunft gesprochen. Damit gehe ich natürlich auch ein gewisses Risiko ein. Mein Fokus liegt aber voll auf dem Klassenerhalt", erklärt der scheidende Coach.
Eine Auszeit nach der Saison schließt er aus: "Mein Ziel ist es schon, am 1.7. wieder eine neue Aufgabe zu haben. Die Lust am Trainer-Dasein ist weiterhin da."
Neuer Trainer steht noch nicht fest
WSG-Sportdirektor Stefan Köck bezeichnet die Rücktritts-Nachricht als "Schlag in die Magengrube", bekundet aber "vollstes Verständnis" gegenüber der Entscheidung Silberbergers.
Die WSG steht nun vor der längst ungewohnten Aufgabe, sich einen neuen Trainer suchen zu müssen. Gespräche hat Köck noch keine geführt. Auch bezüglich möglicher Nachfolger hält sich der Sportmanager bedeckt, gibt allerdings zu, schon ein paar Namen im Kopf zu haben. "An erster Stelle steht nun aber das Erreichen des Klassenerhalts", betont Köck.
Vor dem Ende des Grunddurchgangs hat die WSG Tirol sieben Punkte Vorsprung auf Tabellen-Schlusslicht Austria Lustenau. Am kommenden Sonntag (17 Uhr im LIVE-Ticker) steht noch ein Gastspiel bei Austria Wien an, anschließend folgt die Punkteteilung und der damit verbundene Durchgang in der Qualifikationsgruppe - nach dem die Silberberger-Ära in Wattens endet.
Der 50-Jährige hatte den Verein im Jahr 2013 übernommen und von der Regionalliga in die Bundesliga geführt. Dort behauptet sich die WSG Tirol, die ihre Spiele seit dem Aufstieg im Innsbrucker Tivoli austrägt, seit dem Aufstieg im Jahr 2019.
"Aus meiner Sicht bleibt nichts über außer Freundschaften. Ich bin einfach nur dankbar, dass ich das elf Jahre machen durfte", sagt Silberberger, auf den laut Köck eine "wunderschöne Abschlussparty" wartet...
Cheftrainer Thomas Silberberger hat euch etwas mitzuteilen. 💬#WirSiegenGemeinsam pic.twitter.com/Mv4yP665Ld
— WSG Tirol (@WSGTIROL) March 6, 2024