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Sturm Graz: Der Druck eines "Millionen-Stürmers"

Bei Sturm soll in Zukunft am besten regelmäßiger Geld in beide Richtungen fließen.

Sturm Graz: Der Druck eines Foto: © GEPA

Mit der Erwartungshaltung ist es so eine Sache.

Bremst man sie zu sehr, gilt man als langweilig. Befeuert man sie zu sehr, erntet man schnell Kritik.

Im Fall von Rasmus Höjlund ist allein wegen der kolportierten Ablöse von 1,8 Millionen Euro, die der SK Sturm Graz an den FC Kopenhagen überwiesen hat, ein gewisser Druck vorhanden.

"Ich kenne die Realität, dass bei einem - wie man so schön sagt - Millionen-Stürmer gleich einmal ein gewisser Druck ausgeübt wird, wenn es nicht von der ersten Sekunde an funktioniert. Das weiß man aus der Vergangenheit", spielt Andreas Schicker mutmaßlich auf das einstige Schicksal von Robert Beric in Graz an.

Sturms Geschäftsführer Sport verspricht jedoch: "Von unserer Seite wird er definitiv keinen Druck bekommen."

Die Sache mit dem Druck ist wiederum, ob er jemanden hemmt oder beflügelt. Der dänische Neuzugang wirkt diesbezüglich kurz vor seinem 19. Geburtstag am Freitag recht locker.

"Das erste Gefühl ist, dass er als Typ wirklich sehr klar und resistent gegen Stress ist. Ich denke, dass da trotzdem auch viel an unserer Seite liegt. Er wird von uns die Zeit bekommen."

Höjlund und der Haaland-Sager

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Stressresistenz von Höjlunds Seite ist bestimmt kein Fehler, denn mit seinem Sager, dass er bei sich "Parallelen zu Erling Haaland" sieht, hat er die Erwartungshaltung an seine Person - womöglich unabsichtlich - bestimmt nicht verkleinert.

"Ich weiß, wie das Geschäft dann oft läuft, aber wenn man das Interview liest, hat er sich in keinster Weise mit Haaland verglichen oder sich auch nur annähernd auf eine Ebene mit ihm gestellt."

Andreas Schicker

Die aufgekommene Kritik an diesem Spruch kann Schicker nicht ganz nachvollziehen, schließlich müsse man das ganze Interview in der "Kleinen Zeitung" betrachten:

"Wenn er nach seinen Lieblingsspielern gefragt wird und er Haaland erwähnt, finde ich überhaupt nichts Schlimmes daran. Ich weiß, wie das Geschäft dann oft läuft, aber wenn man das Interview liest, hat er sich in keinster Weise mit ihm verglichen oder sich auch nur annähernd auf eine Ebene mit ihm gestellt. Angesprochen auf Kicker, die ihm taugen, sind die Namen Haaland und Cristiano Ronaldo gefallen. Und Haaland aus dem Grund, weil er eben auch ein Linksfuß ist und ähnliche Stärken hat - aber natürlich auf einer ganz anderen Ebene. Das ist teilweise nicht richtig aufgegriffen worden. Aber so funktioniert das halt, das muss man entspannt sehen."

Neues Selbstbewusstsein am Transfermarkt

Eine andere Betrachtungsweise könnte sein, dass gerade bei einem Stürmer Selbstbewusstsein keine schlechte Grundvoraussetzung ist. Auch Sturm kann inzwischen auf dem Transfermarkt selbstbewusster auftreten.

Dass ein Talent der Güteklasse Höjlund in der steirischen Landeshauptstadt unterschreibt, weil es die nötige Perspektive für seine Weiterentwicklung sieht, ist eine neue Entwicklung.

"Vor eineinhalb Jahren wären wir chancenlos gewesen, einen Spieler wie ihn zu bekommen", verdeutlicht Schicker und schreibt auch der Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League eine Rolle zu.

Wesentlich ist aber wohl der generelle Weg unter Schicker beziehungsweise Trainer Christian Ilzer, der vor eineinhalb Jahren eingeschlagen wurde.

Nur kein kurzfristiges Denken!

Schicker und Ilzer ziehen ihren Weg durch
Foto: © GEPA

"Den ziehen wir konsequent durch", unterstreicht der Sportchef. Dazu gehört dann eben auch, dass man Spielern wie Kelvin Yeboah den nächsten Schritt ermöglicht, wenn sich, wie beim Stürmer mit Serie-A-Verein FC Genua, die Chance ergibt.

So sehr der Abgang sportlich schmerzt, "aus wirtschaftlicher Sicht war es eine super Geschichte für den Verein", stellt Schicker klar, "er hat den Schritt in eine große Liga gemacht. Das spricht dafür, wofür wir stehen: Dass wir junge Spieler besser machen."

Besagter Weg sieht auch längerfristiges Denken vor. Auch deshalb macht es Sinn, in diesem Winter mit Höjlund und Luca Kronberger zwei Teenager an die Mur gelockt zu haben.

"Wir dürfen nicht wieder dieses kurzfristige Denken reinbekommen. Mit solchen Spielern sind auch über den Sommer hinaus wieder Spieler da, mit denen man das Werkl langfristig auf einem guten Level halten kann", so der 35-Jährige.

Geld soll in beide Richtungen fließen

Einnahmenseitig sind die 6,5 Millionen Euro für Yeboah bekanntlich ein neuer Transferrekord für Sturm, mit dem man den Langzeit-Bestwert von Mario Haas pulverisiert hat. Gleichzeitig sind in dieser Transferperiode in beide Richtungen nennenswerte Ablösesummen geflossen. 

Auch das ist auf dem heimischen Markt, auf dem ablösefreie Transfers dominieren, ein gewisser Fortschritt.

"Es ist sicher das Ziel, dass dies in beide Richtungen passiert. Aber natürlich muss die Einnahmen-Seite wenn möglich immer höher sein als die Ausgaben-Seite."

Andreas Schicker

"Es ist sicher das Ziel, dass dies in beide Richtungen passiert. Aber natürlich muss die Einnahmen-Seite wenn möglich immer höher sein als die Ausgaben-Seite", grinst Schicker und fährt fort:

"Wenn dieses Szenario so passiert, denke ich, dass es dem SK Sturm in den nächsten Jahren sehr gut geht. Es ist ein Ziel, weil ich einfach glaube, dass du dann die Wahrscheinlichkeit, noch mehr Qualität und noch mehr Talente nach Österreich zu bringen, erhöhen kannst."

Auch ablösefrei gibt es Qualität

Dies zeigt - auf einem logischerweise anderen Level - Serienmeister FC Red Bull Salzburg schon länger vor. Für Sturm wird es indes auch in Zukunft nicht ohne ablösefreie Wechsel gehen.

Entsprechend ist es Schicker ein Anliegen, auch diese Kategorie an Transfers zu würdigen: "Wenn du gut arbeitest und früh genug dran bist, gibt es natürlich ablösefreie Spieler, die eine absolut gute Qualität haben. Also ich will es keinesfalls so verstanden wissen, dass es ein schlechter Spieler sein könnte, sollten wir ihn ablösefrei holen. Da muss man schon aufpassen!"

Dass er in diesem Winter zwei viel besprochene Millionen-Transfers abgewickelt hat, hat der ohnehin guten Nachrede des Sturm-Managers keinesfalls geschadet. Einen gewissen Stress, vor allem bei der Suche des Yeboah-Erben, leugnet Schicker indes nicht.

Vor allem auch, weil beim Verkauf von Yeboah alles sehr schnell gegangen sei: "Am Mittwoch war Trainingsstart, da war noch nicht einmal eine Anfrage da. Die erst Anfrage ist an diesem Mittwoch spät gekommen. Dann ist es innerhalb von drei Tagen relativ schnell gegangen, weil zu spüren war, dass Genua Kelvin unbedingt haben will."

Schattenkader und Alternativlösungen

Also musste man sich selbst auf die Suche machen: "Gott sei Dank war unsere Scouting-Abteilung gemeinsam mit dem Trainer-Team und mir schon immer gut vorbereitet, was Stürmer angeht. Wir haben in der Sekunde den Markt, unseren Schattenkader und unsere Stürmerliste überprüft und haben sofort versucht, in die Umsetzung zu gehen."

Die drei Wochen zwischen Yeboah-Verkauf und Höjlund-Einkauf seien nicht nur wegen der Erwartungshaltung, bald einen Ersatz zu präsentieren, stressig gewesen, sondern weil man parallel auch nach Alternativlösungen fahnden musste, wenn es mit dem Dänen nicht funktioniert hätte.

"Es hätte ja auch passieren können, dass es nicht möglich ist. Von dem her war es sehr intensiv, aber wir sind alle froh, dass es letztendlich geklappt hat", so Schicker.

Macht man - mit der nötigen Geduld - auch Höjlund besser, sollte es in absehbarer Zeit nicht am nötigen Kleingeld mangeln, um erneut den Schattenkader zu bemühen...

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