Bei Rapids 1:1 in St. Pölten gingen nach dem Führungstreffer der Wiener die Wogen hoch. Im Kabinengang schimpften Trainer Karl Daxbacher und Sportdirektor Frenkie Schinkels über die Elfmeter-Entscheidung des Schweizer Schiedsrichters Fedayi San.
Während Ersterer von einem "Kniefall" vor einem großen Team wie Rapid sprach, sorgte Schinkels einmal mehr für Lacher:
"Ich hoffe, dass ich nicht geschimpft habe. Ich habe nur gefragt, ob er noch seinen grün-weißen Pyjama anhat. Das war nichts Böses."
"Freistoß war ein Geschenk, Elfer ein Fehler"
Der Unglücksrabe war Manuel Hartl, der aus kurzer Distanz einen abgescherzelten Kopfball von Louis Schaub an die Hand bekam, diese befand sich jedoch unnatürlich vor dem eigenen Gesicht.
"Der Ball hat mich an der Hand berührt, aber das war keine Verbreiterung. Der Ball wird weitergescherzelt, ich hatte nicht einmal mehr eine Sekunde, um zu reagieren", gibt der Offensivspieler bei "Sky" das Handspiel unter unglücklichen Umständen zu.
Das Losledern überließ er dem sportlichen Leiter, der sichtlich in Rage war und bereits beim Foul, das schlussendlich zum Freistoß vor dem Handspiel führte, eine Benachteiligung seiner "Wölfe" ortete.
"Bei mir hätte es keine Freistoß gegeben. Stec kann sich nicht auflösen. Das war schon ein Geschenk. Zum Elfmeter sage ich es einmal so: Auch ein Schiri kann einmal einen Fehler machen", setzte Schinkels fort. Sicherlich hatte auch er die umstrittenen Entscheidungen bei Rapids Sieg gegen Mattersburg in der Vorwoche im Kopf.
"Er hat ihn mit der Hand berührt, aber..."
"Hartl macht einen Reflex, da er glaubt, er kriegt den Ball ins Gesicht. Er hat ihn mit der Hand berührt und ihm eine andere Richtung gegeben", verteidigt der Sportdirektor, schwächt damit aber indirekt seine eigene Kritik ab.
Natürlich hatte der Austro-Holländer auch Verständnis für den Ärger von Daxbacher. Schließlich hatte sich das Team bis zu dieser umstrittenen Entscheidung tapfer geschlagen und sogar gute Chancen auf die Führung ausgelassen.
War der Ärger in der Halbzeit noch groß, konnte man das Thema nach dem Schlusspfiff schlussendlich abhaken. Schließlich war das 1:1 mehr als man sich erwarten konnte, auch wenn ohne den Elfmeter sogar ein Sieg im Bereich des Möglichen gewesen wäre.
"Entscheidend war es nicht, aber der Ball wird kurz vor ihm abgefälscht, das war wie ein Schutzhands", beschrieb Daxbacher die Szene. Das angebliche "Schutzhands" gibt es jedoch schon länger nicht mehr und ist in keinem Regelbuch zu finden.
Elfer für Büskens klare Angelegenheit
Die Ansicht der SKN-Verantwortlichen veränderte sich auch durch die Ansicht der TV-Bilder, die das Handspiel entlarvten. Trotz allem blieb es eine harte, aber eben auch vertretbare Entscheidung.
"Wir haben vor dem 0:1 kein Foul gesehen, aber jetzt in der TV-Wiederholung kann man es schon geben. Auch den Elfer beurteilt man jetzt anders. Im Spiel dachte ich, dass da überhaupt keine Handspiel-Szene war. Aber wir stehen sehr weit weg. Im Endeffekt war es Auslegungssache des Schiedsrichters", beruhigte sich Daxbacher nach dem 1:1 dann doch.
Anders als die "Wölfe" war Rapid-Trainer Mike Büskens mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Die Entscheidungen vor der 1:0-Führung waren für ihn jedoch absolut in Ordnung.
"Absicht will ich Hartl gar nicht unterstellen, aber Fakt ist, dass der Ball an die Hand geht. Das ist ein Elfmeter, der schon oft gepfiffen wurde."
Murg: "Haben uns den Sieg nicht verdient"
Das reichte aber nicht zum Sieg, da seine Mannschaft keinen großen Willen zeigte und über 90 Minuten zu ungefährlich und mit zu wenig Nachdruck agierte.
"Natürlich ist das 1:1 nicht zufriedenstellend. Wir haben wenige Lösungen gefunden, zu langsam gespielt, waren nicht konsequent genug. Deshalb hat sich St. Pölten den Punkt verdient. Das war zu wenig von uns", analysierte Büskens.
Ins gleiche Horn stieß ein enttäuschter Thomas Murg. Wieder einmal hatte man gegen einen vermeintlich kleinen Gegner Punkte gelassen, zum dritten Mal in Folge reichte es auswärts nur zu einem Remis. "Das war nicht genug. Das Endergebnis war fair. Wir haben uns den Sieg nicht verdient gehabt."
Während die Hütteldorfer einen weiteren kleinen Rückschlag hinnehmen mussten, ist bei Aufsteiger St. Pölten weiter ein Aufwärtstrend zu erkennen. Trotz großer Aufregung und Vorwürfen an den Schiedsrichter, er hätte noch einen "grün-weißen Pyjama an".