Die Premiere ist geglückt. Im ersten Spiel unter Thomas Letsch feiert die Wiener Austria einen 2:0-Heimsieg (Spielbericht) gegen den Wolfsberger AC, erfüllt somit ihre Pflicht und beendet den Negativlauf.
„Das war sehr, sehr wichtig für uns“, atmet Felipe Pires auf. Patrick Pentz ergänzt: „Die Erleichterung ist sehr groß, wir haben so lange auf diesen Sieg gewartet.“
Der Neo-Coach erklärt: „Es war wichtig, dieses Spiel zu gewinnen und es war uns allen auch wichtig, zu Null zu spielen. Wir sind alle rundum zufrieden.“
Die Handschrift war erkennbar
Einen neuen Stil soll der Deutsche nach der Ära Thorsten Fink bei den Veilchen einführen. Es wird, erwartungsgemäß ein Weg der kleinen Schritte, keine plötzlicher Sprung nach vorne. „Nach drei Tagen am Platz mit dem neuen Trainer ist es schwer, alles zu 100 Prozent umzusetzen“, gibt Raphael Holzhauser zu bedenken.
Die Handschrift des Schwaben war aber durchaus schon zu erkennen. Personell verzichtete Letsch auf großartige Umstellungen. In der Innenverteidigung durfte Youngster Alexandar Borkovic neben Routinier Michael Madl ran, im Mittelfeld rückte Holzhauser weiter nach vorne, Tarkan Serbest übernahm als Sechser die Abräumarbeiten vor der Viererkette.
Im Spielaufbau hinterließen diese Neuerungen freilich ihre Spuren. Die Innenverteidiger waren fürs Ballverteilen verantwortlich, vor allem Madl versuchte es immer wieder mit dem weiten, öffnenden Pass. Zeit dafür blieb allemal, gab sich die Offensivreihe der Wolfsberger im Pressing doch sehr zurückhaltend.
"In so kurzer Zeit kann er uns seine Spielphilosophie noch nicht einimpfen"
Auffallend war auch, dass der Weg zum Tor viel direkter gesucht wurde als zuletzt. Flanken waren Mangelware, Pässe in die Tiefe dafür umso häufiger zu sehen. Das Gegenpressing funktionierte phasenweise schon recht passabel.
Pentz sagt: „In so kurzer Zeit kann er uns seine Spielphilosophie noch nicht einimpfen. Er hat uns mal die wichtigsten Sachen, die wir umsetzen sollen, gesagt. Wir haben das rübergebracht, haben schnell in die Tiefe gespielt und sind hinten kein Risiko eingegangen.“
Eine Frage der Intensität
Intensität war im Vorfeld des ersten Spiels unter Letsch ein fast schon gebetsmühlenartig wiederholtes Schlagwort. Nach den ersten 90 Minuten gibt sich der Coach diesbezüglich zufrieden: „Wenn ich am Schluss sehe, wie Christoph Monschein gefühlt seinen 50. Sprint zieht, haben wir, was die Intensität angeht, schon viel umgesetzt.“
Der Stürmer war tatsächlich viel unterwegs, leitete einige gute Aktionen ein, bereitete das Tor von Dominik Prokop vor und war nach dem Schlusspfiff dementsprechend geschlaucht: „Wir haben ein extremes Gegenpressing gespielt, das geht schon rein. Aber ich glaube, uns liegt dieses Spiel ganz gut.“
So sieht es auch Pires: „Natürlich ist es ein Vorteil, dass ich den Trainer schon kenne und dass ich das Pressing und das schnelle Umschaltspiel schon bei Red Bull gespielt habe. Ich bin schnell, für mich ist dieses schnelle Spiel in die Tiefe super.“ Selbiges gelte auch für Lucas Venuto und eben Monschein, so der Brasilianer.
Die Hoffenheim-Leihgabe spricht auch etwas an, worauf Letsch sehr viel Wert gelegt hatte: „Man hat von der ersten Minute an gesehen, dass wir diese drei Punkte wollen.“
"Cool, dass er jetzt da ist"
Der FAK-Coach stellt fest: „Ich habe im Vorfeld gesagt, dass es mir wichtig ist, dass die Mannschaft Leidenschaft an den Tag legt, dass sie jedem im Stadion zeigt, dass sie das Spiel gewinnen will. Unter dem Aspekt bin ich sehr zufrieden. Wenn ich mir die Zweikampfquote (Anm.: 61 Prozent gewonnen) ansehe, merkt man, dass die Mannschaft unbedingt möchte.“
Gegen den offensiv über weite Strecken erschreckend harmlosen WAC stand auch zum erst fünften Mal in dieser Bundesliga-Saison die Null bei den Violetten. Für Letsch ein wichtiger Aspekt: „Ich bin zufrieden mit der Tatsache, dass wir nichts zugelassen haben. Egal, ob man hoch oder tief attackiert, die Basis ist, dass man nichts zulässt.“
Doch all das soll freilich erst der Anfang gewesen sein. „Man konnte die neuen Ideen schon ein bisschen erkennen. Ich denke, wir werden das in den nächsten Wochen noch besser verinnerlichen“, sagt Dominik Prokop. Holzhauser mahnt: „Wir dürfen jetzt keinen Grad nachlassen, müssen nächste Woche wieder voll anschreiben.“
Der erste Schritt unter Letsch ist also geglückt. Und die Kritiken, die der neue Chefcoach von seinen Schützlingen bekommt, fallen positiv aus. „Er ist ein guter Trainer“, ist sich Pires sicher. Prokop meint: „Ich finde es cool, dass er jetzt da ist. Er ist ein ruhiger Typ, der viel mit den Leuten redet. Er ist ein sehr offener, ehrlicher Mensch. Ich denke, das kommt in der Mannschaft gut an.“