Salzburgs General Manager Jochen Sauer spricht sich bei LAOLA1 ganz klar für eine Ligareform aus: "Die Fälle zeigen, dass zwei Profi-Ligen im jetzigen Format nicht die optimale Lösung sind."
"Wir müssen versuchen, nicht noch mehr Zeit zu verlieren", so der Deutsche, der beim VfB Stuttgart im Gespräch sein soll. Über Rapids offenen Brief zeigt sich Sauer "verwundert", das "schadet sicherlich dem Diskussions-und Entscheidungsprozess".
Was die Größe der Bundesliga angeht, ist Salzburg offen.
LAOLA1: Was sagen Sie zum Rückzug des SV Grödig?
Jochen Sauer: Das ist natürlich schade. Ich war zwar nicht schockiert, man kriegt beim Nachbarn ja mit, dass es nach dem Abstieg schwierig ist, dass alle enttäuscht sind und dass es in der Ersten Liga auch nicht einfach ist. Aber es ist auch für mich eine Enttäuschung. Ich kann mich in die Leute, die mit Herzblut drei Jahre lang in der Bundesliga gute Arbeit geleistet haben, hineinversetzen – wir hatten ja ein sehr nachbarschaftliches Verhältnis.
LAOLA1: Können Sie die Begründung nachvollziehen?
Sauer: Ich will mir nicht anmaßen, das von außen zu beurteilen. Sie werden ihre Gründe haben.
LAOLA1: Das ist auch in Richtung Ligareform ein Zeichen. Wie steht der FC Red Bull Salzburg zu dieser Debatte?
Sauer: Ich kann dem, was Markus Kraetschmer im Interview mit LAOLA1 gesagt hat, eigentlich nur zustimmen. Er hat in den meisten Punkten einfach Recht. Auch uns hat es verwundert, dass Rapid mit einem Brief an die Öffentlichkeit geht. Natürlich muss man alle Argumente und Einschätzungen diskutieren, aber ein offener Brief ist nicht der richtige Weg. All diese Aspekte sollten zunächst in den Gremien diskutiert werden – dort gehört das hin und dort soll es auch besprochen werden.
LAOLA1: Stecken da Eigeninteressen des SK Rapid dahinter?
Sauer: Das kann ich nicht beurteilen. Aber es schadet sicherlich dem Diskussions- und Entscheidungsprozess. All das sollte intern und nicht öffentlich diskutiert werden.
LAOLA1: Ralf Rangnick hat, als er noch in Salzburg war, eine 16er-Liga zum Thema gemacht. Was will Red Bull Salzburg?
Sauer: Die Entscheidung in Grödig zeigt eindrücklich auf, warum wir die Diskussion um die Ligareform in den letzten Wochen noch einmal intensiviert haben. Es gibt strukturelle Probleme in der Sky Go Ersten Liga, ansonsten würde es solche Fälle wie Grödig und Austria Salzburg nicht geben. Auch Austria Klagenfurt und Wiener Neustadt haben öffentlich Stellung genommen und erklärt, dass es für sie wahnsinnig schwer ist, ein Budget für diese Liga aufzustellen. Wir müssen einfach diskutieren, in welcher Form die erste, zweite und dritte Leistungsstufe strukturiert und gespielt werden soll. Die Idee, die jetzt aufgebracht und diskutiert wird, geht in die richtige Richtung. Ob in einer Profi-Liga letztendlich 12, 14 oder 16 Vereine sind, da sind wir als FC Red Bull Salzburg völlig offen. Die Größe dieser Profi-Liga ist eine offene Diskussion, die wir führen müssen. Aber die Fälle und Sachverhalte um einige Vereine, die in den letzten Wochen aufgetreten sind, zeigen, dass zwei Profi-Ligen im jetzigen Format nicht die optimale Lösung sind.
LAOLA1: Also ist eine 16er-Liga weiter ein Thema?
Sauer: Für mich ist nicht ausgeschlossen, dass das funktioniert. Ich verschließe mich aber keiner Diskussion. Wenn wir mit zwölf oder 14 Vereinen beginnen und in zwei Jahren feststellen, dass sich der Profi-Fußball stabilisiert hat und sich noch weitere Vereine infrastrukturell und wirtschaftlich weiterentwickelt haben, kann man über eine Aufstockung diskutieren. Man muss sich diese Option mittelfristig offen halten, der Fußball entwickelt sich jeden Tag und jede Woche weiter.
"Ich kann Rapids Einschätzung, dass hier eine unnötige Hektik an den Tag gelegt wird, nicht zustimmen."
LAOLA1: Salzburg hat also keinen Favoriten, will aber lieber früher als später eine Reform.
Sauer: Ich kann Rapids Einschätzung, dass hier eine unnötige Hektik an den Tag gelegt wird, nicht zustimmen. Ich bin seit vier Jahren in Österreich und zumindest so lange läuft die Diskussion über das Ligaformat schon. Ich glaube, dass wir alle – oder zumindest sehr viele – Aspekte schon ausreichend bedacht und diskutiert haben. Deswegen sehe ich nicht, warum man diese Diskussion noch ein oder zwei Jahre weiter führen sollte – dann sind wir auch nicht schlauer. Wir müssen versuchen, nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Ich bin gegen eine Diskussion, die sich ständig im Kreis dreht.
LAOLA1: Sind Sie optimistisch, dass bis Ende Mai eine Zwei-Drittel-Mehrheit für eine Ligareform gefunden wird?
Sauer: Das kann ich im Moment überhaupt nicht seriös einschätzen. Man wird bei der Klub-Konferenz am Donnerstag sehen, in welche Richtung es geht. Ich glaube aber, dass sehr viele Vereine und auch die Bundesliga erkannt haben, dass Handlungsbedarf besteht. Wenn seriös und konstruktiv diskutiert wird, werden wir eine entsprechende Mehrheit bekommen.
LAOLA1: Der Wartungserlass sieht vor, dass der Profibetrieb ausgegliedert werden muss. Ist das beim FC Red Bull Salzburg schon passiert?
Sauer: Wir sind in den vorbereitenden Maßnahmen, sind schon Monate lang damit beschäftigt und werden die Ausgliederung in eine Fußball-GmbH zum 1. Juli 2016 umsetzen.
LAOLA1: Noch zwei andere Themen: Die Meisterstern-Debatte wurde in den vergangenen Tagen in Salzburg von den Fans sehr emotional geführt. Ist an dieser Entscheidung noch zu rütteln?
Sauer: Wir haben die Entscheidung getroffen. Wir registrieren die Reaktionen, die für uns auch nicht ganz unerwartet kommen. Wir wollen diese Diskussion vor dem letzten Spiel gar nicht mehr führen, wir konzentrieren uns aufs Cup-Finale. Aber natürlich werden wir am Ende der Saison noch einmal alle Reaktionen und Auswirkungen analysieren.
LAOLA1: Und abschließend: Sie sollen beim VfB Stuttgart Top-Kandidat für die Nachfolge von Sportvorstand Robin Dutt sein.
Sauer: Davon höre ich zum ersten Mal, es gibt keinerlei Kontakt.
Das Gespräch führte Bernhard Kastler