Sag niemals nie! Dies lernt man im Fußball-Business schnell.
"In diesem Job ist es nie gut, Dinge auszuschließen. Dafür bin ich viel zu lange dabei. Aber es ist ehrlich nicht der Plan, etwas zu verändern", bekräftigt Günter Kreissl.
Der SK Sturm Graz will in diesem Winter nicht auf dem Transfermarkt tätig werden, weshalb der Geschäftsführer Sport etwa auch einer Rückkehr von Jakob Jantscher zu den "Blackies" - vorerst - ein Absage erteilt:
"Er kann in Zukunft ein Thema werden, derzeit ist es bei aller Wertschätzung für Jakob einfach der falsche Zeitpunkt."
Kein Neuzugang als Philosophiefrage
Kreissl erneuert nämlich seine Ansage, im Frühjahr jenen Kräften vertrauen zu wollen, die Sturm zum Winterkönig gemacht haben:
"Das ist eine Philosophiefrage. Wenn Spieler so viel für einen Verein geleistet haben und die Mannschaft dorthin gebracht haben, wo wir jetzt sind, ist es für mich wichtig, dass du ihnen nicht irgendwelche neuen Spieler vor die Nase setzt. Wir sind sehr gut aufgestellt, sind auf jeder Position mehrfach besetzt und haben wirklich spannende junge Spieler, die nach wie vor die Möglichkeit sehen sollen, dass die einen Teil beitragen können. Deswegen haben wir wirklich nicht vor, etwas zu verändern."
"Jakob Jantscher hat ein großartiges Standing bei der Sturm-Familie, hat für Sturm Graz tolle Leistungen gebracht. Er wäre definitiv ein interessanter Spieler. Aber derzeit gilt eben: Ich habe auf diesen Positionen großartige Spieler, die es nicht verdienen würden, dass man ihnen jetzt einen Spieler vor die Nase setzt."
Somit ist selbst für einen auf dem Papier logischen Kandidaten wie Jantscher kein Platz. Der Flügelspieler, der am kommenden Montag seinen 29. Geburtstag feiert, hat seinen Vertrag bei Rizespor aufgelöst, wäre als vereinsloser Spieler also ablösefrei zu haben.
Völlig aus der Luft gegriffen ist der Gedanke einer Rückkehr zu den schwarz-weißen Wurzeln auch aus Sturm-Sticht nicht. Kreissl bestätigt, vergangenes Frühjahr Gespräche mit Jantscher geführt zu haben:
"Damals war es sein Plan, weiter im Ausland zu bleiben. Jakob Jantscher hat ein großartiges Standing bei der Sturm-Familie, hat für Sturm Graz tolle Leistungen gebracht. Er wäre definitiv ein interessanter Spieler. Aber derzeit gilt eben: Ich habe auf diesen Positionen großartige Spieler, die es nicht verdienen würden, dass man ihnen jetzt einen Spieler vor die Nase setzt."
Vertragsverlängerungen das dringlichere Thema
Neuzugänge sind derzeit ohnehin nicht das dringlichste Thema bei Sturm - noch dazu, da auch Heiko Vogel gewillt ist, mit dem vorhandenen, erfolgreichen Personal zu arbeiten und keine Transfer-Forderungen stellt. "Wunschlos glücklich" sei er mit dem ihm zur Verfügung stehenden Kader.
Sollte den Steirern im Winter nicht ungeplant ein Schlüsselspieler abhanden kommen, ist man für das Frühjahr auch tatsächlich gut aufgestellt. Der im Sommer drohende Aderlass gibt jedoch durchaus Anlass zur Sorge, und natürlich für so manche Spekulation.
Zählt man auch jene Spieler wie Lukas Spendlhofer, Philipp Zulechner oder Philipp Huspek dazu, auf die Sturm eine Option besitzt, laufen insgesamt 14 Verträge aus. Dass die beiden Oldies Christian Gratzei und Christian Schulz verlängert werden, gilt als eher unwahrscheinlich.
Mit Stefan Hierländer, Charalampos Lykogiannis, Dario Maresic, Marvin Potzmann und Christian Schoissengeyr steht vor allem ein Quintett im Mittelpunkt, auf das Sturm keine Option (mehr) besitzt. Vor allem in der Abwehr könnte statt dem derzeitigen Überangebot ganz schnell ein Mangel herrschen.
Hierländer will nichts vom kolportierten Interesse von Rapid wissen und verweist auf die laufenden Gespräche mit Sturm. Selbige führt der Verein selbstredend auch mit den anderen Stammkräften.
Alleine: Man könnte den Eindruck bekommen, dass diesbezüglich wenig weitergeht.
Kreissl würde gerne ein Signal setzen
"Wir haben noch keinen Zeitdruck, würden jetzt aber gerne frühzeitig ein Signal setzen und die eine oder andere Stammkraft verlängern", ahnt auch Kreissl, dass die Zeit für ein personalpolitisches Ausrufezeichen reif ist.
"Die Spieler haben Berater, und die Berater wollen alle möglichst viel Geld herausholen. Das ist eine Verhandlungssituation, in der es gilt, cool zu bleiben. Da braucht man Nerven und Geduld."
Woran es sich in erster Linie spießt, ist unschwer zu erraten: an den Gehaltsvorstellungen.
"Für dieses Signal brauchen wir aber auch die Spieler. Die Spieler haben Berater, und die Berater wollen alle möglichst viel Geld herausholen. Das ist eine Verhandlungssituation, in der es gilt, cool zu bleiben und den Spielern das Gefühl zu geben, dass sie hier mehr als willkommen sind, dass wir sie unheimlich gerne weiter an Bord hätten. Da braucht man Nerven und Geduld, um abzuwarten, bis es so weit ist", verdeutlicht Kreissl, der findet:
"Es ist einer der wenigen negativen Aspekte, wenn du erfolgreich bist, dass die Spieler grundsätzlich nicht billiger werden, auch im eigenen Haus nicht. Das ist auch ihr gutes Recht, dass sie sich gewisse Veränderungen ins Positive vorstellen, wenn sie gute Leistungen bringen. Es ist die Aufgabe von meinem Kollegen Thomas Tebbich und mir, das aufs Wirtschaftliche herunterzubrechen und zu schauen, was möglich ist. Man kann es nicht erzwingen."
Wann fällt der erste Dominostein?
Der Geschäftsführer Sport verweist darauf, dass es in den eineinhalb Jahren seiner Amtszeit mit Vertragsverlängerungen meist gut funktioniert habe: "Manchmal hat es etwas länger gedauert. Ich erinnere nur an Sandi Lovric und Marvin Potzmann, die letztes Jahr erst nach oder gegen Ende der Saison verlängert haben."
Alles in allem wünscht sich der 43-Jährige, dass möglichst bald der erste Dominostein fällt und ein Spieler mit seinem Commitment zu einer Zukunft bei Sturm den Anfang macht.
Diesbezüglich könnte man den Spieß allerdings auch umdrehen. Gut möglich, dass für den einen oder anderen Spieler nicht nur die Gehaltsfrage zählt, sondern er auch abwartet, ob es Sturm gelingt, einen leistungsstarken Kader auf die Beine zu stellen. Als Erster zu verlängern und dann zuzusehen, wie die aktuelle Erfolgsmannschaft zerfällt, ist auch keine rosige Aussicht. Aus Spielerkreisen war schon im Herbst zu hören, dass so gesehen der Verein an der Reihe sei, besagtes Signal zu setzen und endlich einen Leistungsträger zu binden.
Den Willen der Spieler, in der gegenwärtigen Besetzung über den Sommer hinaus weiterzumachen, ortet Kreissl definitiv: "Ich habe von der Mannschaft ganz stark den Eindruck, dass sie sich wünscht, dass der Kader so zusammenbleibt. Daher wäre es ein Zusatz-Bonus, wenn wir nach und nach Vertragsverlängerungen verlautbaren könnten. Trotzdem möchte ich mich nicht hetzen lassen. Es gibt Rahmenbedingungen, die wir einhalten müssen."
Wird dieses Thema zur Ablenkung?
Noch fühlt sich der gebürtige Wiener nicht unter Zeitdruck. Kann dieses Thema jedoch früher oder später zur Ablenkung werden, sofern es nicht rechtzeitig vom Tisch ist?
"Es kann, muss es aber nicht. Das hängt immer davon ab, wie erfolgreich du unterwegs bist", meint Kreissl und verweist darauf, dass die Mannschaft schon im Herbst gewaltige Stressresistenz bewiesen habe:
"Wenn ich überlege, wie viel Unruhe wir hatten - beginnend mit der Causa Romano Schmid, dann die Teamchef-Diskussion rund um Franco Foda und die Debatte, wer neuer Trainer wird. Die Mannschaft hat das immer weggesteckt. Wäre das nicht so, würden wir rückblickend sagen: 'Das war, weil...' Es war aber nicht so, weil manchmal auch Einflüsse von außen auf eine harmonische und gut funktionierende Mannschaft keine negativen Auswirkungen haben müssen."
Dies waren jedoch allesamt Themen, die nicht einzelne Spieler persönlich betroffen haben. Aber vielleicht setzt ja bald das erste Kadermitglied ein Signal.