Dass es um die Job-Sicherheit von Roman Mählich als Trainer des SK Sturm Graz nicht allzu gut aussehen könnte, sollte das Playoff gegen den SK Rapid Wien daneben gehen, darf man vermuten.
Dass der Coach dies im Vorfeld selbst in den Raum stellt, ist jedoch durchaus ungewöhnlich.
Aber der Reihe nach. Am Mittwoch haben die Fans der Steirer in einer bemerkenswerten Aussendung bekundet, dass sie die Schnauze voll haben und in den beiden Duellen gegen Rapid den Support einstellen. Schon nach der Niederlage am Sonntag beim WAC hat der harte Kern der Anhänger die Mannschaft bei der Rückkehr ins Trainingszentrum in Messendorf zur Aussprache empfangen.
In besagter Aussendung fordert das "Kollektiv1909" von den Verantwortungsträgern Sturms, "die entsprechenden Maßnahmen zu setzen, damit uns eine weitere Saison wie diese erspart bleibt".
Auf seine Ideen für die kommende Spielzeit angesprochen, bleibt Mählich beim offiziellen Medientermin vor dem Rapid-Spiel konkrete Ideen jedoch schuldig - aus gutem Grund:
"Meine ehrliche Meinung zu dieser Frage ist: Wir kennen schon das Geschäft. Schauen wir mal, wie diese Woche zu Ende geht. Ich habe natürlich für mich schon Ideen und Ansatzpunkte, die wir regelmäßig besprechen, aber wir haben noch zwei entscheidende Spiele vor der Brust und wir wissen selber, was passieren kann."
Nachsatz: "Da brauchen wir jetzt nicht auf heile Welt machen."
Mählich zu Fans: "Uns fehlen die Argumente"
Dass der 47-Jährige seine potenzielle Entlassung andeutet, war nicht seine einzige bemerkenswerte Aussage im Rahmen dieses Medientermins.
"Die Kurve ist sehr korrekt uns gegenüber - vielleicht sogar zu korrekt."
So nahm er etwa ausfühlich zur Aussprache mit den Fans nach dem WAC-Spiel beziehungsweise zur Ankündigung, gegen Rapid auf den Support zu verzichten, Stellung.
"Ich habe das zum ersten Mal erlebt", meint er zur Aussprache am Sonntag, "das ist eine Erfahrung, die ich gerne mitnehme, und ich muss sagen: Sie haben ja Recht! Da fehlen uns natürlich die Argumente - ist ja ganz klar! Und sie waren sehr korrekt. Die Kurve ist sehr korrekt uns gegenüber - vielleicht sogar zu korrekt."
Er wolle nichts Falsches sagen, aber die Aussprache sei "sehr freundschaftlich" verlaufen: "Aus meiner Sicht war es sehr vernünftig, wie die Fan-Vertreter zu uns gesprochen haben. Sie machen sich wirklich Sorgen um den Klub, und das müssen wir uns selbst vorwerfen."
Würde Mählich als Fan in der Kurve stehen...
"Wir können es ganz offen anreden. Wir haben Spiele geliefert, wenn ich da in der Kurve gestanden wäre, hätte ich genau dasselbe Gefühl gehabt. Ich hätte das Gefühl gehabt, da ist leider eine Mannschaft am Platz, die nicht am Anschlag ist."
Mählich weiter: "Wir können es ganz offen anreden. Wir haben Spiele geliefert, wenn ich da in der Kurve gestanden wäre, hätte ich genau dasselbe Gefühl gehabt. Ich hätte das Gefühl gehabt, da ist leider eine Mannschaft am Platz, die nicht am Anschlag ist. Dieses Gefühl haben wir ab und zu vermittelt - nicht immer, das muss ich auch dazu sagen. Dann ist so eine Reaktion für mich nachvollziehbar."
Der Sturm-Coach betont mehrmals seinen Optimismus für die Spiele gegen Rapid und verweist darauf, dass ein neuer Bewerb starten würde, in dem man einiges gut machen könne. Den öffentlichen Unmut würde er jedoch verstehen:
"Es ist doch ganz klar, dass in Graz alle unzufrieden sind, das ist doch logisch! Wir spielen bei Sturm Graz und bis jetzt habe ich es nicht geschafft, den Karren zur Gänze aus dem Dreck zu ziehen - wir sind leider immer noch zur Hälfte drinnen."
Nachdem man die Meister-Gruppe erreicht habe, hätten alle das Gefühl gehabt, dass es leichter von der Brust weg geht. "Aber der Erfolg ist ausgeblieben", betont Mählich nach sieben Niederlagen in zehn Spielen der Meister-Runde.
Mählich: "Es ist eine scheiß Saison"
Gegen den Vorwurf, zu oft zu vieles schönzureden, verwehrt sich der frühere ORF-Experte: "Das stimmt nicht! Wir reden intern die Sachen schon an. Aber ich bin kein Freund davon, dass ich vor laufender Kamera oder in eure Notizblöcke notiere, wer aller schlecht war und was wir schlecht gemacht haben. Das bringt nichts. Aber wir reden das schon an!"
"Nur - seien wir ehrlich - es ist eine scheiß Saison gewesen. (...) Es ist nicht leiwand gewesen! Da brauchen wir uns nicht in den Sack lügen!"
In seinem Schluss-Statement verteidigt der Coach seine Schützlinge und findet für die in zwei Spielen zu Ende gehende Saison deftige Worte:
"Ich will die Jungs nicht in Schutz nehmen, aber das sind super Burschen. Nur - seien wir ehrlich - es ist eine scheiß Saison gewesen, um ein unschönes Wort zu verwenden. Es ist ein schwieriges Jahr für alle Beteiligten - vom Pressesprecher, über den Kapitän, das Trainerteam, für euch Journalisten, für die Anhänger - es ist nicht leiwand gewesen! Da brauchen wir uns nicht in den Sack lügen! Die Spieler sind mit einer ganz anderen Erwartungshaltung in die Saison gegangen, aber es hat von Anfang an nicht gut funktioniert. Die Leistungen sind jetzt zwar besser geworden, doch der Erfolg bleibt noch aus."
Wunsch für Duelle mit Rapid
Sein daran anknüpfender Wunsch für die Duelle mit Rapid: "Jetzt werden die Leistungen zwei Mal noch besser und der Erfolg wird da sein. Dann ziehen wir ein Resümee. Das wäre mein Wunsch."
Geht der Wunsch in Erfüllung, stehen die Chancen nicht so schlecht, dass der Sturm-Trainer in der kommenden Saison auch Roman Mählich heißen wird. Wenn nicht, könnten die von Mählich angesprochenen Mechanismen des Fußball-Geschäfts zum Tragen kommen.
Mählich würde es offenkundig zumindest nicht überraschend treffen.