In Graz-Liebenau war es über den Sommer hinweg ziemlich ruhig.
Während andere Teams aus der Admiral Bundesliga Transfer um Transfer aus dem Hut zauberten, setzte der SK Sturm Graz auf Kontinuität. Der Vizemeister-Titel in der Vorsaison gibt den "Blackies" auch Recht, viel Grund zur Veränderung gab es nicht.
Die Verträge von Lukas Jäger und Andreas Kuen wurden nicht verlängert, letzterer erfüllte sich den Traum vom Ausland mit seinem Wechsel zu Atromitos Athen. Dardan Shabhanhaxhaj war letzte Saison nach Kapfenberg verliehen, nun ging es nochmal weiter in den Süden zu NS Mura. Und Anderson Niangbo kehrte nach seiner erfolglosen Leihe nach Belgien zurück.
Nur noch drei Spieler über 30 Jahre alt
Auf der Haben-Seite stehen wiederum junge, talentierte und teilweise bereits Liga-erprobte Spieler. Vesel Demaku kam von der Wiener Austria, David Schnegg wurde aus Venedig zurück nach Österreich gelotst. Hinzu kommen Ex-Salzburger Dominik Oroz und der Slowene Tomi Horvat, der den Murstädtern mehr Flexibilität im Mittelfeld geben soll.
Der Kader der Steirer wurde somit erneut verjüngt, mit Jakob Jantscher (33 Jahre alt), Jörg Siebenhandl (32) und Stefan Hierländer (31) gibt es nur drei Spieler, die mehr als 30 Lenzen zählen. Dementsprechend glücklich zeigt sich Sturm-Trainer Christian Ilzer im Gespräch mit LAOLA1 über die Transferaktivitäten.
Trotzdem kann noch der eine oder andereTransfer passieren, verrät der 44-Jährige. Ilzer spricht zudem über Rasmus Höjlund, das schwierige Auftaktprogramm und erklärt, warum er sich "extrem" auf sein drittes Jahr in Graz freut.
LAOLA1: Wie zufrieden sind Sie mit der Vorbereitung?
Christian Ilzer: Grundsätzlich ist alles nach Plan gelaufen, daher können wir zufrieden sein. Mit Otar Kiteishvili gibt es einen Schlüsselspieler, den wir immer noch nicht matchfit haben, der uns seit nahezu einem Jahr ausfällt. Ansonsten sind wir absolut bereit für die neue Saison.
LAOLA1: Wann darf man mit der Rückkehr von Otar Kiteishvili rechnen?
Ilzer: Das ist im Moment schwer zu sagen. Er hat Probleme mit der Achillessehne, dürfte was seinen Bewegungsablauf betrifft, noch nicht hundert Prozent belastungsfähig sein. Es treten an verschiedenen Stellen immer wieder Überlastungen auf, jetzt ist es eine Achillessehnenreizung. Da ist es immer schwer zu sagen, wann es wieder klappt. Aber ich schätze, dass es noch einige Zeit dauern wird.
(Interview wird unter dem VIDEO fortgesetzt)
VIDEO: Ilzer hält sich weitere Transfers noch offen
LAOLA1: Worauf wurde in der Vorbereitung der Fokus gelegt?
Ilzer: Der Fokus lag darauf, die neuen Spieler so schnell wie möglich zu integrieren. Das ist super gelungen. Vesel Demaku ist ein Spieler, der bereits gewusst hat, was ihn bei uns erwartet. Tomi Horvat - ein hervorragender Fußballer - hat sich ein wenig an unsere Intensität anpassen müssen. Das ist ein Prozess, der noch läuft. David Schnegg ist vom Spielstil schon ähnliches gewohnt. Da haben wir gewusst, dass er die Außenverteidiger-Position so interpretieren kann, wie wir uns das erwarten. Und Dominik Oroz ist erst vor kurzem zu uns gekommen, aber ich denke, es wird nicht allzu lange dauern, bis er sich wirklich integriert hat. Ein weiterer Fokus lag darauf, den Spielern wieder so schnell wie möglich unsere Spielprinzipien in die Köpfe zu manifestieren, im Detail noch besser zu machen. Und das Hauptthema war sicher, dass wir bei der Intensität und Performance zulegen. Ein paar Spitzenklubs hatten Umbrüche, die Liga wird in der Leistungsstärke sicher nochmal besser. Ich erwarte eine noch stärkere Liga als letztes Jahr. Daher war es wichtig, uns weiter zu verbessern.
LAOLA1: Wie wichtig war es in diesem Sinn auch, dass der SK Sturm von einem Umbruch verschont geblieben ist?
Ilzer: Kontinuität ist extrem wichtig und nach einer erfolgreichen Saison alle Schlüsselspieler zu halten, ist nicht einfach. Das war höchste Priorität und hat Andi Schicker (Sportdirektor, Anm.) top erledigt. Zum anderen haben wir versucht die Abgänge so zu ersetzen, dass wir Spieler zu uns geholt haben, die wirklich sehr passend auf unser Positionsprofil agieren können. Das ist uns auch gelungen. Den einen oder anderen Transfer könnten wir noch machen, das halten wir uns noch offen. Von dem her sehe ich die Kontinuität schon als wichtig, damit man nicht von Null beginnen muss und auf Vorhandenes aufbauen kann. Es ist aber auch wichtig, dass man frisches Blut reinbringt, ein paar neue Impulse und Reizpunkte setzt. Gerade was die Hierarchie betrifft, damit das ganze auch nicht an Dynamik verliert.
LAOLA1: Sie haben angesprochen, dass Sie sich Transfers noch offen lassen. Auf welchen Positionen würden Sie sich noch Verstärkungen wünschen?
Ilzer: Wir schauen uns zuerst an, wie es läuft. Wir haben ein enorm dichtes Programm, gerade im Herbst. Da hatten wir letztes Jahr Phasen, wo wir richtig Tribut zollen mussten. Da gibt es schon noch die eine oder andere Position, wo wir uns umschauen, damit wir gerüstet sind, falls etwas passieren sollte. Ich bin ganz zufrieden, wie wir aufgestellt sind. Aber falls wir noch etwas machen müssen, können wir sehr schnell agieren.
"Er ist ein super talentierter Spieler, hat einen tollen Charakter, ist aber noch ein junger Spieler, bei dem es noch viel zu tun gibt."
LAOLA1: Welche Erwartungen stellen Sie heuer an Rasmus Hojlund? Er hat im letzten Testspiel der Vorbereitung gegen Galatasaray Istanbul zwei Tore erzielt, auch im ÖFB-Cup gegen Röthis doppelt getroffen.
Ilzer: Rasmus ist 19, also noch ein extrem junger Spieler, der im Frühjahr hinten raus schon auch Tribut zollen musste. Er hat bei uns im Winter nur eine sehr kurze Vorbereitung mitgemacht, das hat man im Saisonfinish schon gespürt. Er hatte nicht mehr seine volle körperliche Substanz zur Verfügung, auch der Fokus ging nach der Fixierung der Vizemeisterschaft etwas verloren. Er ist ein super talentierter Spieler, hat einen tollen Charakter, ist aber noch ein junger Spieler, bei dem es noch viel zu tun gibt. Wir sind froh, dass wir ihn haben, wollen ihn aber noch richtig weiterentwickeln. Dann werden wir noch mehr Freude als ohnehin schon mit ihm haben.
LAOLA1: Am Samstag startet für Sie die neue Bundesliga-Saison. Den Auftakt bestreitet der SK Sturm beim WAC, danach gastiert Red Bull Salzburg in Graz. Wie ist das Auftaktprogramm einzuschätzen?
Ilzer: Zwei Top-Teams, wir hatten sie in letztes Jahr in ähnlicher Konstellation. Damals hatten wir Salzburg in der ersten Runde zuhause und bestritten die zweite Runde beim WAC. Es ist kein einfaches Programm, denn wenn man es nicht gut meistert, dann kann man sehr früh unter Zugzwang geraten. Danach geht es gleich weiter mit der Champions-League-Quali. Es ist sicher nicht mein Wunschprogramm zum Start, aber wir haben es letztes Jahr gut angenommen und werden uns heuer auch top auf beide Teams vorbereiten. Wir wollen natürlich gut in die Saison reinstarten, weil es für das Selbstvertrauen extrem wichtig ist.
LAOLA1: Sie gehen in ihr drittes Jahr als Trainer beim SK Sturm Graz. Welche persönlichen Ziele haben Sie sich gesetzt?
Ilzer: Es ist ein gutes Gefühl, gemeinsam mit Sturm Graz die dritte Saison in Angriff zu nehmen. Wir haben eine sehr gute Dynamik im Verein. Ich habe das Gefühl, es bewegt sich etwas, es geht was weiter – es ist absolut kein Stillstand zu sehen. Die Zusammenarbeit mit Andi Schicker und meinem Trainerteam funktioniert genauso, wie ich es mir vorstelle. Ich habe eine Mannschaft, die viel Qualität hat, Hunger mitbringt. Wir haben eine gute Mischung zwischen arrivierten und jungen Spielern. Es warten wieder viele Herausforderungen auf uns. Die gefühlt stärker werdende Liga, ein sehr dichtes Programm im Herbst. International werden wieder ein paar echte Highlight-Spiele auf uns warten, deswegen freue ich mich extrem auf mein drittes Jahr.