Selbst nach der Pressekonferenz ließ die Aufreger-Szene des Bundesliga-Gipfels Christian Ilzer nicht los.
Der Trainer des SK Sturm Graz schnappte sich in den Katakomben des Stadions in Liebenau einen Journalisten und stellte die strittige Elfmeter-Szene zwischen Jon Gorenc Stankovic und Sekou Koita nach - mit Ilzer in der Rolle von Koita, "der den Ball fischt".
Zuvor hatte der 45-Jährige schon auf der PK ausführlich seine Sicht der Dinge dargelegt.
Und wiederum davor lieferte er sich bei der Schalte ins "Sky"-Studio schon ein verbales Duell mit Experte Marc Janko, für den es ein berechtigter Strafstoß war.
Das ist die Position von Ilzer
Keine Frage: Der Ausgleich des FC Red Bull Salzburg zum 2:2-Endstand sowie vor allem seine Vorgeschichte war das heißeste Gesprächs-Thema eines emotionalen Schlagers, der eigentlich jede Menge weitere Themen zu bieten hatte.
"Ich würde am liebsten überhaupt nicht über den Schiedsrichter sprechen, denn das Spiel hatte genügend Highlights, aber es war halt so, dass man dieses Thema heute schon ganz klar ansprechen muss", erklärt Ilzer, der mit der Leistung von Referee Julian Weinberger auch abseits der Elfmeter-Entscheidung nicht wirklich happy war.
Die Position des Sturm-Coaches beim Penalty: "Einerseits gibt es keinen Grund, dass sich der VAR einmischt. Andererseits sieht man, wenn man es sich in Ruhe anschaut und klar aus mehreren Perspektiven beurteilt, dass Sekou Koita ein Luftloch schlägt und in die Sohle von Jon tritt."
Ilzer kritisierte in der Vergangenheit bei VAR-Eingriffen mitunter, dass es zu Beurteilungsfehlern komme, weil das Videobild Situationen verändert.
Das ist die Position von Weinberger
Im konkreten Fall sei es jedoch sehr einfach, die Situation zu interpretieren. Die Kritik lautet diesmal, dass man Standbilder zur Beurteilung hergenommen habe:
"Klar, wenn ich die Sohle von Jon im Standbild sehe, wird der Schiedsrichter natürlich in die Irre geführt", moniert Ilzer.
Weinberger selbst fühlte sich durch den Eingriff von VAR Harald Lechner jedoch nicht in die Irre geführt, sondern vor einer Fehlentscheidung bewahrt. Seine Wahrnehmung im Spiel sei ein Stürmer-Foul von Koita an Stankovic gewesen.
"Aber es war so, dass der Spieler Stankovic mit aufgestelltem Fuß in den Zweikampf geht und das in rücksichtsloser Art und Weise. Das ist dann eben Foulspiel und demzufolge auch ein Strafstoß", so der Wiener bei "Sky".
Stankovic: "Ich kann nichts dafür"
In der ersten Nachbetrachtung sei man auch gemeinsam mit Schiedsrichter-Beobachter Stefan Messner und mit ÖFB-Schiri-Boss Viktor Kassai einstimmig zu dieser Meinung gekommen.
Stankovic selbst erklärt: "Er nimmt den Ball an, will schießen, hat den Ball aber nicht getroffen und trifft mich. Ich weiß nicht, ob das ein Elfer ist. Das muss jeder selbst interpretieren. Der Schiedsrichter hat ihn gegeben. Ich kann nichts dafür."
"Wenn man ein bisschen zurückschaut, wird man sehen, dass es immer wieder nur mit Schiedsrichtern aus dem Wiener Raum Themen gibt."
Der Slowene sah in dieser Szene zudem die Gelbe Karte, als einer von sechs Sturm-Kickern in einem intensiven Match.
Dass die Gelben Karten bei seinem Team wesentlich lockerer gesessen seien als bei den "Bullen", war ein weiteres Thema, dass Ilzer aufgeregt hat.
Was sich Ilzer niemals gefallen lassen wird
Im Frühjahr stand das Thema Ilzer vs. Schiedsrichter immer wieder auf der Tagesordnung. Im bisherigen Saisonverlauf sei es diesbezüglich zuvor recht ruhig gewesen.
"Ganz klar, Fehler können passieren. Aber ein Christian Ilzer wird niemals mit verschränkten Armen draußen stehen und sich gefallen lassen, wenn seine Mannschaft von der ersten Minute weg benachteiligt wird", so der Steirer, "dafür bin ich viel zu leidenschaftlich und weiß einfach, wie viel Herzblut mich da kostet."
Ein weiterer Gedanke des Sturm-Coaches in diesem Zusammenhang: "Wenn man ein bisschen zurückschaut, wird man sehen, dass es immer wieder nur mit Schiedsrichtern aus dem Wiener Raum Themen gibt."
Auch VAR Harald Lechner ist bekanntlich Wiener - und mit dem 41-Jährigen hatte Sturm in der jüngeren Vergangenheit in der Tat so manche Unstimmigkeit.
Erfreulich, dass "Salzburg diesen Elfmeter braucht"
"Insgesamt waren wir sicherlich nicht das glücklichere Team", findet Ilzer, der jedoch auch betont, dass rein leistungstechnisch der Salzburger Punkt natürlich verdient gewesen ist.
"Salzburg hatte das Chancen-Plus, wir hatten einen überragenden Kjell Scherpen", so der Sturm-Coach, der zusammenfasst: "Es wäre möglich gewesen, Salzburg zu besiegen, aber da muss dann alles zusammenpassen."
Ilzer wiederholt seine Ansicht, dass dies "der stärkste Kader, den Salzburg je gehabt hat", sei:
"Man muss einfach nur beurteilen, welche Qualität und welches Potenzial die Jungs alle haben, und welche Masse an Talenten und Top-Spielern Salzburg hat. Von dem her ist es natürlich erfreulich, dass Salzburg diesen Elfmeter braucht, um einen Punkt zu holen."