Eine - noch dazu matchentscheidende - Szene, zwei Meinungen.
Eigentlich könnte man nach Studium der TV-Bilder (<<<die strittige Szene auf VIDEO>>>) zum Schluss kommen, dass der Elfmeter-Pfiff, der das Steirer-Derby gegen Sturm mit 1:0 für den TSV Hartberg entschied, nicht gänzlich unberechtigt war.
Emanuel Sakic beharrt jedoch auch, nachdem er die Bilder in der Wiederholung gesehen hat, darauf, dass er kein Foul an Stefan Rakowitz begangen hat.
"Für mich war es kein Elfmeter. Wir waren im Laufduell, er hat mich gezogen, er ist mit der Ferse auf meine Zehen, er fliegt, ich falle hin. Ich weiß nicht, was da ein Elfmeter sein soll? Der Schiri hat es anscheinend besser gesehen. Am Video schaut es überhaupt nicht wie ein Elfmeter aus", ärgert sich der 28-Jährige.
Besonders bitter ist für den Rechtsverteidiger, dass sein Gegenspieler auch ohne den Zweikampf nicht an den Ball gekommen wäre: "Niemals! Der Ball wäre drübergegangen. Ich weiß nicht, was der Schiri da pfeift. Aber es ist halt so, man kann es nicht mehr ändern."
Rakowitz: "Ein gerechtfertigter Elfmeter"
Dass Rakowitz eine andere Wahrnehmung derselben Szene hat, wird kaum verwundern: "Ich war einen Schritt vor ihm und habe gemerkt, dass er mir hinten am Knöchel draufgestiegen ist. Also für mich war es ein ganz klares Foul und ein gerechtfertigter Elfmeter."
Dass Sakic anderer Meinung ist, verwundert wiederum Rakowitz nicht. Denn wie der Hartberg-Kicker grinsend zu Protokoll gibt, haben die beiden Duellanten schon im Spiel "ein bissl diskutiert":
"Er hat gemeint, ich bin ihm draufgestiegen, aber ich habe es in der Zeitlupe noch einmal gesehen. Es ist ganz klar, dass er mir von hinten eine gegeben hat. Das sind eben immer Situationen, über die man diskutieren kann."
Aus Hartberger Sicht war es zumindest ein wenig ausgleichende Gerechtigkeit für die Elfmeter-Ungerechtigkeit beim Auftakt in Mattersburg.
"Wir haben in der ersten Runde einen Elfmeter gegen uns gekriegt, der absolut keiner war. Im Fußball kommt immer alles zurück, wie man so schön sagt. Diesmal war das Glück auf unserer Seite. Wobei man betonen muss, dass die Situatioen diesmal für mich glasklar war", so Rakowitz.
Keine Vorwürfe von El Maestro
Auch die weiteren Wortspenden geben eher dem Hartberg-Kicker recht. Beide Trainer haben die Szene zum Zeitpunkt der Pressekonferenz naturgemäß schon via TV-Bilder betrachten können.
"Ich glaube, dass es einen Kontakt gibt, und wenn es in so einer Situation einen Kontakt gibt, kann der Schiedsrichter pfeifen. Das hat er getan. Deshalb finde ich, geht der Elfmeter absolut okay", meint Hartberg-Coach Markus Schopp.
Sturm-Trainer Nestor El Maestro will wegen dieser Szene "kein großes Fass aufmachen. Es ist im Moment schwer zu sehen, deswegen keine großen Vorwürfe. Aber aus unserer Sicht ist natürlich bitter, dass die Elfmeter-Szene keine große Torgefahr ausgestrahlt hat."
Siebenhandl: "Gab schon strittigere Szenen im Fußball"
Für Sakic' Sturm-Kollegen war es unmittelbar nach dem Schlusspfiff, also mit den Eindrücken rein aus dem Spiel heraus, eher ein berechtigter Elfmeter.
"Du hast gesehen, dass er ihn berührt hat. Ich glaube schon, dass es eher ein Foul war. Es hat sicher schon strittigere Szenen im Fußball gegeben", glaubt Torhüter Jörg Siebenhandl.
Lukas Spendlhofer findet: "Im Spiel hat es für mich schon nach Elfer ausgeschaut, aber ich habe es nur aus dem Augenwinkel gesehen. Ich glaube, 'Saki' ist gestolpert und ihm dann hinten rein. So ein Elfmeter darf jedenfalls nicht passieren, denn die Flanke wäre über alle hinweggeangen. Das war ungestüm von 'Saki', aber das weiß er selber auch. Aber kein Problem, wir sind als Mannschaft hier und hätten das auffangen müssen. Es war eine unglückliche Situation, wie sie im Laufe einer Meisterschaft mal passiert."
Letztlich redet man sich bei Sturm auch nicht auf den Elfmeter als Grund für die Niederlage aus - egal wie unglücklich die Grazer in dieser Situation gewesen sind.
"Es ist auch relativ wurscht, ob es ein klarer Elfer war oder nicht", betont Siebenhandl, "der Schiedsrichter hat gepfiffen, dann ist es immer einer. Nachher kann man sich drüber aufregen, aber davon hat man ja auch nichts."