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Sturm Graz: Der "Holy Grail" des Nestor El Maestro

Sturms neuer Trainer: Seine Liebe zum Siegen und die Magie von Vereinen wie Sturm.

Ruhig und bedächtig, aber vor allem selbstbewusst und mit glasklaren Ansagen präsentierte sich Nestor El Maestro erstmals als neuer Trainer des SK Sturm Graz.

„Ich glaube, mein größter Vorteil bis jetzt und der Grund, warum ich hier sitze, ist, dass ich mit einer größeren Häufigkeit als erwartet gewonnen habe. Egal, wo ich war“, erklärt der 36-Jährige, um zu einer Liebeserklärung an den Wettkampf und einer Absage, an all die Diskussionen über Spielideen und Spielphilosophie auszuholen:

„Wir reden allgemein ein bisschen zu kompliziert über Fußball. Bei diesen großen Reden vergessen wir oft, dass es nicht nur um den Spielstil und die Spielweise geht und wie man den Fußball beschreibt, sondern: Es ist Sport! Es ist ein brutaler Wettkampf, ein gnadenloser Zweikampf in jedem Spiel und am Ende eines jeden Spiels gibt es einen Gewinner – und das ist der Grund, warum ich dieses Spiel liebe.“

Entscheidender Nachsatz: "Ich liebe es zu gewinnen! Ich hoffe, dass wir sehr oft am Ende des Spiels als Gewinner auf dem Platz stehen.“

Tag und Nacht für den Erfolg arbeiten

Der Erfolg ist dem SK Sturm in der vergangenen Saison abhandengekommen – erst unter Heiko Vogel und zuletzt unter Roman Mählich, weshalb sich nun der dritte Trainer binnen weniger Monate beweisen darf.

El Maestro führte Spartak Tranava 2018 zum slowakischen Meistertitel, bei CSKA Sofia wurde er im Februar trotz starken Punkteschnitts auf Platz zwei liegend entlassen.

Der gebürtige Serbe soll die Steirer, bei denen im Frühjahr viel über die unattraktive Spielweise unter Mählich diskutiert wurde, wieder auf die Siegerstraße führen. Dafür werde er „wie immer Tag und Nacht arbeiten“.

El Maestros heiliger Gral

Die Frage nach der Spielidee, mit der dies gelingen soll, hebelt er mit einem längeren Referat aus, das hier in voller Länge und ungekürzt wiedergegeben werden sollte:

"Der Holy Grail der Traineraufgabe ist es, einen Spielstil, eine Spielidee, eine Spielphilosophie – wie man es auch immer nennt – zu entwickeln, die ganz klar ist und auch erkennbar. Das schaffen aber jedes Jahr in jeder Liga nur wenige, weil es sehr streng mit dem Erfolg zusammenhängt."

„Wissen Sie, über sehenswerten, beeindruckenden, leidenschaftlichen, dynamischen Offensivfußball ist es ganz einfach zu reden. Das zu verwirklichen, diesen Fußball perfekt spielen zu lassen, ist meine Aufgabe. Ich hasse Klischees im Leben – und im Fußball gibt es unheimlich viele davon. Deswegen werde ich diese tollen Adjektive, die man als Antwort auf diese Frage so gerne hört und sagt, nicht wiederholen.“

“Ich finde es nämlich komisch, dass wir häufig das wichtigste Adjektiv vergessen: Wir müssen nämlich auch erfolgreichen Fußball spielen. Das eine oder andere ist ganz schwer umsetzbar.“

„Der Holy Grail der Traineraufgabe ist es, einen Spielstil, eine Spielidee, eine Spielphilosophie – wie man es auch immer nennt – zu entwickeln, die ganz klar ist und auch erkennbar. Das schaffen aber jedes Jahr in jeder Liga nur wenige, weil es sehr streng mit dem Erfolg zusammenhängt.“

„Aber das ist meine Aufgabe. In erster Linie braucht man Ergebnisse – und zwar jetzt und sofort! Denn nur mit den Ergebnissen kann man die Spieler, die Fans und den Verein überzeugen, diese Dinge zu verfolgen.“

Die Magie eines emotionalen Traditionsvereins

Mählich ist am Ausbleiben beider Komponenten – Erfolg und erkennbare Spielidee – gescheitert, was im Sturm-Umfeld zunehmend emotionale Reaktionen ausgelöst hat – bishin zum Stimmungs-Boykott der an sich treuen und geduldigen Fans in den Playoff-Spielen gegen Rapid.

El Maestro spricht bezüglich Sturm von einem „großartigen und sehr spannenden Traditionsverein mit ganz tollen Anhängern“. Er fühle sich absolut bereit für diese Aufgabe und dieser auch gewachsen.

Letztlich scheint er in diesem energiegeladenen Umfeld sogar einen besonderen Reiz auszumachen:

„Es ist natürlich spannender und interessanter als bei einem Verein zu sein, bei dem das Drumherum kleiner ist. Persönlich habe ich diese Klubs immer bevorzugt. Durch Zufall war ich als Co-Trainer bei solchen Klubs unterwegs. Das hat eine Magie, das reizt mich. Auf der anderen Seite verstehe ich, dass es auch relativ schnell in die andere Richtung kippen kann. Man entscheidet als Trainer, was am besten passt. Ich habe das Leben gerne interessant und dafür bin ich jetzt beim richtigen Klub.“

Am meisten aus Deutschland geprägt

Als Co-Trainer war El Maestro jahrelang in Deutschland bei Schalke, Hannover und dem Hamburger SV tätig. Seine letzte Station als Assistent, bevor er seine Karriere als Chefcoach vorantrieb, war bei der Wiener Austria unter Thorsten Fink.

"Es gibt ganz selten Trainer, die alleine etwas Revolutionäres entwickeln. In diesem Job gucken wir alle voneinander ab und nehmen, das was uns gefällt. Sicher ist es dann ein Vorteil, wenn man ganz viel gesehen hat. Jedes Land ist unterschiedlich, teilweise sind die Unterschiede sehr brisant."

Gearbeitet hat El Maestro allerdings schon in vielen Ländern – beginnend mit England, wo er nach der Flucht vor dem Jugoslawien-Krieg aufgewachsen ist, Italien, Spanien und zuletzt eben Slowakei und Bulgarien.

Wie groß der Vorteil sei, schon viele Länder gesehen und somit viele Fußball-Kulturen kennengelernt zu haben?

„Es gibt ganz selten Trainer, die alleine etwas Revolutionäres entwickeln. In diesem Job gucken wir alle voneinander ab und nehmen, das was uns gefällt. Sicher ist es dann ein Vorteil, wenn man ganz viel gesehen hat. Jedes Land ist unterschiedlich, teilweise sind die Unterschiede sehr brisant.“

Am meisten habe er aus Deutschland mitgenommen: „Aber aus logischen Gründen. Ich war dort am längsten – und das in einem Alter, in dem man als Trainer mitnehmen und lernen muss. Ich glaube, dass ich nach meiner Lehre in Deutschland ein geformter Trainer mit ganz klarer Meinung und Vorstellungen war. Natürlich kann man sich immer weiterentwickeln und dazulernen, aber nach Deutschland war ich ein fertiger Trainer. Deswegen wurde ich dort am meisten geprägt.“

Charakterstarke Spieler im Sturm-Kader

El Maestro soll nun den Sturm-Kader prägen. Natürlich würde er den Kader der „Blackies“ wie die Bundeliga allgemein kennen. Da Wien sein Lebensmittelpunkt ist, sind die Kenntnisse des heimischen Fußballs auch legitim. Persönlich müsse er die Spieler ab dem Trainingsauftakt am Montag jedoch erst kennenlernen.

„Ich finde durchaus, dass man mit dieser Mannschaft in dieser Liga bestehen kann und muss. Es gibt eine Großzahl von meiner Meinung nach charakterstarken Spielern, das ist für mich die Grundvoraussetzung“, erklärt der 36-Jährige.

Den einen oder anderen Zu- und Abgang erwartet der Neo-Coach: „Der Großteil meiner Mannschaft wird aber von Spielern geformt sein, die schon die letzten Jahre hier waren. Die größte Aufgabe ist auf jeden Fall, diese Spieler zu verbessern und vielleicht im besonderen Fall von Sturm, diese Spieler wieder an ihre alten Leistungen zu bringen. Ich bin sehr überzeugt, dass das auch gelingt.“

Bruder Nikon bringt Qualität mit – und ist billig

Wie schon bei seinen letzten beiden Stationen soll dies in Zusammenarbeit mit seinem Bruder Nikon El Maestro gelingen, der ihn als Co-Trainer begleitet.

Sein Bruder sei ein wesentlicher Teil seines bisherigen Erfolgs gewesen: „Ich könnte mir nicht vorstellen, ohne ihn irgendwo anzutreten – nicht weil er mein Bruder ist, sondern weil er riesige Qualität mitbringt.“

Grinsender Nachsatz: „Der Vorteil ist außerdem, dass er relativ billig zu bekommen ist, weil er mein Bruder ist. Diese Vorteil nütze ich gerne aus, so lange es geht.“

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