Es kann schon vorkommen, dass nach einem hitzigen Bundesliga-Gipfel mehr über einen strittigen Elfmeter oder die Unterbrechung nach einer Pyro-Show diskutiert wird als über sportliche Ereignisse.
Das heißt jedoch nicht, dass es solche beim 2:2 zwischen dem SK Sturm Graz und dem FC Red Bull Salzburg nicht gab. Ganz im Gegenteil.
So fielen etwa auf Seiten der Gastgeber Tormann Kjell Scherpen mit zahlreichen Paraden und Otar Kiteishvili mit einem wahren Traumtor auf.
Sturm-Coach Christian Ilzer versucht es normal zu vermeiden, einzelne Spieler herauszupicken. Nach der Performance seines Goalies konnte er jedoch kaum anders.
Ein Fall für Ronald Koeman?
"Kjell kommt aus Holland, einem großen Fußballland mit fantastischen Tormännern. Aber bei so einer Leistung würde ich ihn mir als Teamchef einmal sehr, sehr genau anschauen", schließt Ilzer eine Lobeshymne auf Scherpen ab.
Nun ist es nicht so, dass man Bondscoach Ronald Koeman den 2,06-Meter-Riesen vorstellen müsste.
Das letzte Mal stand Scherpen im März im niederländischen A-Kader, auch im Juni 2022 war er einen Lehrgang lang mit von der Partie. Auf sein Debüt wartet er jedoch noch.
Bei Sturm fühlt man sich jedenfalls bestätigt, dass man den 23-Jährigen richtig eingeschätzt hat.
Etwas zu tun nach ruhigeren Spielen
"Natürlich sehen wir schon in der Vorbereitung auf solche Transfers, welches Potenzial in diesen Tormännern steckt", erläutert Ilzer.
Während auch Scherpen in der CL-Quali gegen seine Landsleute von PSV Eindhoven (sieben Gegentore) machtlos war, kassierte er in der Bundesliga gegen die "Bullen" erst seine Gegentreffer Nummer drei und vier.
Trotzdem war es seine bislang beste Performance für die Steirer, weil er sich vielfach gekonnt in Szene setzen konnte.
"Bis jetzt hat er bei uns ein paar ruhige Spiele gehabt, jetzt hatte er einmal ein bisschen etwas zu tun", grinst Vordermann David Affengruber, "wir sind froh, dass er bei uns ist. Wir wissen, was er kann."
Unfassbare Klasse
Gerade diese unaufgeregten Matches sollte man jedoch auch nicht unterschätzen. "Wir verhindern sehr viel, es kommt nicht viel auf unser Tor. Wenn Kjell dann aus luftigsten Höhen Flanken runternimmt, wo normalerweise nie einer hinkommt, sind das unspektakuläre Dinge, die nicht so auffallen, aber er verhindert Situationen, die gefährlich werden könnten", unterstreicht Ilzer.
"Da hat er seine unfassbare Klasse gezeigt. Ich weiß nicht, wie lange seine Hände heute waren, aber unfassbar lang."
Gegen ein Spitzenteam wie Salzburg sei eine höhere Anzahl an Aktionen normal: "Da hat er seine unfassbare Klasse gezeigt. Ich weiß nicht, wie lange seine Hände heute waren, aber unfassbar lang."
Vielleicht nicht unfassbar lang, aber sehr beachtlich war die Distanz zum Tor, als Kiteishvili sich entschlossen hat, es einfach mal zu probieren.
"Es war toll. Ich habe nicht einmal gesehen, wie der reinging", staunt selbst der Georgier bei "Sky" nach seinem traumhaften Weitschuss.
Ein Abschluss als Gemälde
"Fantastisch!", strahlt Ilzer und weist darauf hin, dass der dem Kunstschuss vorhergehende Eckball eigentlich eine Spur zu weit kam:
"Es war nicht ganz so, wie wir uns die Ecke vorgestellt haben, aber er hat ihn schon im ersten Kontakt überragend mitgenommen und ihn perfekt für den Schuss hingelegt. Der Abschluss war dann ein Gemälde, wie man so schön sagt."
Feuerwerk! Sturm-Fans sorgen für Unterbrechung
Sturms Zehner kam aus zwei durchgespielten Länderspielen mit Georgien gegen Spanien und in Norwegen. Bei den "Blackies" stand er in dieser Saison in jeder Partie in der Startelf.
Natürlich habe man sich Kiteishvilis Zustand im Vorfeld also genau angeschaut, aber laut Ilzer habe es muskulär gar kein Thema gegeben und die Müdigkeit im Kopf sei auch verflogen.
Ein schönes Paket
"Jetzt hat er ein schönes Paket mit. Wir müssen schauen, wie er das bis Donnerstag verkraftet", meint der Sturm-Trainer im Hinblick auf das EL-Duell mit Sporting, stellt jedoch klar:
"Aber wenn es muskulär keine Probleme gibt und er auch von der Handlungsschnelligkeit wieder die nötige Frische kriegen kann, kann man so einen Spieler oben lassen. Aber es ist natürlich ein Thema, dem wir uns widmen."
Nicht auszuschließen, dass gerade Scherpen und Kiteishvili auch gegen die Portugiesen wieder sehr gefragt sein werden.