Den Jahreswechsel hat Lukas Spendlhofer in Australien verbracht.
Hauptmotiv war die Hochzeit seines Kumpels James Jeggo. Angenehmer Nebeneffekt des Trips nach Down Under: Der Innenverteidiger des SK Sturm Graz konnte sein Seuchenjahr 2017 etwas früher hinter sich lassen.
"Ich habe zehn Stunden vorher Silvester gefeiert", grinst der Niederösterreicher, "ich bin mit meiner Freundin zwei Wochen durch Ausralien gereist, zum Abschluss noch Jimmys Hochzeit. Es war wunderschön."
Ein Nackenschlag folgt dem anderen
Die Symbolkraft der Reise liegt auf der Hand: Nach einem aus persönlicher Sicht komplett in die Hose gegangenen Herbst möglichst großen Abstand gewinnen. In seiner vierten Sturm-Saison wurde aus dem absoluten Leistungsträger und Führungsspieler ein unfreiwilliger Nebendarsteller des Erfolgslaufs zum Winterkönig.
Erst streikte der Körper, dann sah Ex-Trainer Franco Foda keinen Anlass, seine funktionierende Startelf zu ändern.
"Ich bin froh, dass der Herbst vorbei ist. Ich habe natürlich immer mitgefiebert und bin überglücklich, wie die Mannschaft gespielt hat - großes Lob dafür! Aber ich wäre natürlich auch gerne dabei gewesen."
Spendlhofer spricht von der frustrierendsten Phase seiner bisherigen Karriere:
"Nachdem ich schon gegen Ende der letzten Saison vier Spiele pausieren musste, habe ich nicht damit gerechnet, dass die Verletzung so schlimm ist. Nach meinem Comeback im September war ich überglücklich, drei Tage später habe ich mir einen Muskelfaserriss zugezogen. Das war für mich eigentlich noch schlimmer. Da arbeitet man sich über einige Monate zurück und dann kommt der nächste Nackenschlag. Ich bin froh, dass der Herbst vorbei ist. Ich habe natürlich immer mitgefiebert und bin überglücklich, wie die Mannschaft gespielt hat - großes Lob dafür! Aber ich wäre natürlich auch gerne dabei gewesen."
Viele Gespräche mit Foda
Die 30 Bundesliga-Minuten, die der 24-Jährige Ende September nach überstandener Knieverletzung gegen St. Pölten bestreiten durfte, sollten im Nachhinein seine einzigen im Herbst bleiben. Für die finalen Runden war Spendlhofer zwar wieder fit, Foda beließ ihn jedoch auf der Bank und gönnte ihm keinen Einsatz mehr.
"Ich habe damals viel mit Franco geredet. Es ist auch klar, wenn es läuft, dann läuft es, da braucht man nicht viel verändern. Von dem her war es für mich nachvollziehbar. Natürlich habe ich gehofft, dass ich vielleicht noch einmal reinkomme, aber es war nicht weiter schlimm für mich", betont die Abwehrkraft.
Logischerweise wolle man als Spieler ein Teil eines derartigen Erfolgslaufs sein. Spendlhofer versichert jedoch, dass ihm die Leistungen der Mannschaft auch von der Bank aus Spaß gemacht hätten: "Ich glaube, man hat an meinen Emotionen gesehen, wie ich mitgelebt habe."
Der "unglaubliche Herbst" von Maresic
Ein Profiteur dessen, dass der frühere Italien-Legionär w.o. geben musste, war Dario Maresic, der in der Folge zum Shootingstar schlechthin im Dress der Grazer avancierte - sehr zur Freude Spendlhofers, der sich ein wenig in der Rolle des Mentors für den Youngster sieht:
"Ich glaube, sagen zu können, dass ich von Tag eins an immer für Dario da war. Er ist einer meiner besten Freunde in der Mannschaft. Ich weiß noch, wie er letzte Saison in Salzburg sein Bundesliga-Debüt gefeiert hat. Damals haben wir Fünferkette gespielt und mir hat es irrsinnig viel Spaß gemacht mit Dario. Vor dem Spiel habe ich mit ihm geredet. Das werde ich nie vergessen. Jetzt hat er einen unglaublichen Herbst gespielt, richtig stark für sein Alter. Es macht Spaß, ihm zuzuschauen."
Noch mehr Spaß macht es bestimmt, selbst auf dem Platz zu stehen - so egoistisch muss ein Profi sein. "Im Frühjahr heißt es wieder angreifen. Ich hoffe, dass ich wieder zu Einsatzminuten komme", betont Spendlhofer, der am 8. Jänner seinen Präsenzdienst angetreten hat, vom Bundesheer aber für das Trainingslager und die Testspiele freigestellt wird, und meint:
"Jeder von uns will natürlich einen Stammplatz haben. Aber ich glaube, es macht uns auch aus, dass jeder dem anderen den Erfolg gönnt, wenn er mal nicht spielt. Das zeichnet eine Mannschaft aus."
Noch fehlen fünf Prozent auf die 100
Für den Innenverteidiger ist die Vorbereitung unter Heiko Vogel nun natürlich besonders wichtig. Erstens kann er sich dem Neo-Trainer aufdrängen, zweitens gilt es nach der langen Zwangspause wieder voll auf die Höhe zu kommen. Derzeit sieht er sich diesbezüglich bei 95 Prozent:
"Die restlichen fünf Prozent kommen, wenn das Selbstvertrauen stimmt und die Automatismen passen. Dann kann ich sagen, dass ich bei 100 Prozent bin. Es ist klar, dass noch ein bisschen etwas fehlt, wenn man so lange weg war. Aber nach meinem verkorksten Herbst bin ich mehr als zufrieden damit, so wie es derzeit ist. Ich bin froh, wenn ich trainieren kann. Jedes Training geht es einen Schritt weiter."
Die Richtung, die Vogel mit den "Blackies" einschlagen will, gefällt Spendlhofer: "Jeder Trainer hat seine eigene Philosophie. Er hat uns gesagt, er wird nicht alles ändern, aber seine Philosophie wird er durchsetzen. Wir werden das jetzt eins zu eins umsetzen. Dann hoffen wir, dass das Bestmögliche rauskommt."
Das Bestmögliche wäre am Ende der Saison natürlich ein Titel. Der Verteidiger betont, dass man das Frühjahr mit Demut angehen müsse. Zwar sei man in einer guten Position, es sei jedoch erst die Hälfte der Meisterschaft absolviert.
Das Ziel sei jedoch, vorne zu bleiben: "Natürlich, denn wenn ich nach 20 Runden Erster bin, werde ich nicht Platz vier als Ziel ausgeben."
Gespräche über einen neuen Vertrag
Parallel zum Geschehen auf dem Platz gilt es für Spendlhofer zudem, die eigene Zukunft zu klären. Sein Vertrag läuft im Sommer aus. Sturm besitzt jedoch die Option, selbigen bis Sommer 2019 zu verlängern.
Dass er somit auch in der kommenden Spielzeit in Graz unter Vertrag steht, ist also sehr wahrscheinlich. Verhandelt werden soll jedoch unabhängig davon, und zwar über eine mehrjährige Verlängerung.
Spendlhofer kann sich eine solche vorstellen, die Gespräche sollen zeitnah starten: "Ich denke, das werden wir jetzt im Trainingslager angehen. Günter Kreissl hat schon Kontakt aufgenommen, dass wir das dort machen. Aber ich habe keinen Stress, wir gehen das ganz gemütlich an."
Ein Zeitfenster, bis wann ein neuer Kontrakt unter Dach und Fach gebracht werden sollte, könne er so gesehen nicht nennen: "Ich muss mal schauen, was der Verein will, wie Günter sich das vorstellt. Dann werden wir sehen, was passiert. Aber ich fühle mich sehr wohl in Graz."