Franco Foda ist immer wieder, auch auf dieser Seite, mit dem Vorwurf konfrontiert, bei der System-Wahl nicht allzu flexibel zu sein.
Beim 3:2-Sieg bei der Wiener Austria musste sich der Trainer des SK Sturm Graz jedoch als "Spontan-Taktiker" versuchen. Man kann getrost behaupten: Die angespannte Personalsituation zwingt den Deutschen zum Improvisieren.
Dass die Steirer mit einer Fünferkette verteidigen, war nämlich bis kurz vor dem Anpfiff so gar nicht geplant, wie Fabian Koch verrät:
"Nein, das war nicht der ursprüngliche Plan. Aber 'Lyko' ist es nicht gut gegangen, also haben wir kurzfristig umgestellt. Wir haben schon im Vorfeld überlegt, ob wir so spielen sollen oder nicht. Als das mit 'Lyko' dazugekommen ist, haben wir dann entschieden, so zu spielen, damit wir hinten sicherer sind."
Unverhoffter Schachzug
Charalampos Lykogiannis meldete sich während es Aufwärmens krankheitsbedingt ab, für ihn musste Patrick Puchegger einspringen - das Bundesliga-Debüt für den Neuzugang von den Amateuren des FC Bayern.
Eine weitere - unvorhergesehene - Personal-Rochade, nach der sich Foda gezwungen sah, seinen Matchplan zu korrigieren. Koch, Dario Maresic und Puchegger bildeten eine Dreierabwehr, die in der Rückwärtsbewegung von Stefan Hierländer (rechts) und Marvin Potzmann (links) unterstützt wurde.
Ein unverhoffter Schachzug, der aufging und so auch die Austria vor Probleme stellte, da Fink diese Variante offenkundig nicht auf dem Zettel hatte - und somit ist es auch Wasser auf den Mühlen jener Kritiker, deren Theorie es ist, dass Sturm bei flexiblerer Taktik weniger leicht ausrechenbar ist.
Was es über die Mannschaft aussagt, dass sie eine derartig kurzfristige Umstellung hinbekommt? Koch: "Dass sie intelligent ist und sich schnell auf neue Situationen einstellen kann. Das haben wir gezeigt, das gehört aber auch dazu. Man kann sich nicht immer auf etwas Fixes einstellen. Aber es sagt sehr viel Positives über diese Mannschaft."
Foda lobt die kompakte Defensive
Fodas Sicht der Dinge: "Nachdem sich Lykogiannis krankgemeldet hat, habe ich entschieden, mit einer Dreierkette, die manchmal zur Fünferkette wird, zu spielen, damit wir die schnellen Leute von Austria Wien unter Kontrolle bekommen. Defensiv haben wir es sehr gut gemacht, wir haben wenig zugelassen. Durch die Umstellung waren wir extrem kompakt. Aber: Wir können besser spielen, das haben wir in anderen Spielen schon gezeigt."
Schönheitsfehler, wenn man so will: Schönheitspreis gewinnt man damit keinen. Hier werfen Kritiker Foda wiederum gerne vor, dass ihm das ohnehin nicht so wichtig ist.
Der 51-Jährige selbst sagt nach dem Austria-Spiel: "Ich bin ein Trainer, der es lieber sieht, wenn seine Mannschaft mehr im Ballbesitz ist, aber aufgrund der Ausfälle war das nicht möglich, also haben wir anders gespielt."
Nur ein Mal kurz trainiert
Man kann Foda zu Gute halten, dass er diese Idee zumindest im Hinterkopf hatte, auch wenn er sich mit Aushilfs-Innenverteidiger Lykogiannis am Feld womöglich nicht drübergetraut hätte: "Wir haben das System am Samstag ein Mal trainiert, allerdings nur kurz, weil ich da schon überlegt hatte, ob wir aufgrund der Ausfälle mit Dreierkette spielen. Insgesamt haben es die Spieler gut umgesetzt. Wenn du taktisch gut spielst, kompakt bist und wenig Räume hergibst, dann kannst du auch mal so ein Spiel gewinnen, obwohl du vielleicht von der Qualität unterlegen bist - und ich weiß, dass Austria Wien brutale Qualität hat."
Brutalere Qualität als die Veilchen hat ganz offenkundig Fenerbahce Istanbul zu bieten, weshalb sich Fodas letzte Aussage auch als Mutmacher für die Reise in die Türkei interpretieren lässt - ein 3:2, das Standard-Ergebnis aus den ersten beiden Liga-Runden, würde reichen.
Wirklich rosig wird die Personalsituation auch im Rückspiel der Europa-League-Qualifikation nicht sein. Wer aus dem Lazarett denn für Donnerstag fit werden könnte?
Foda kann nur mutmaßen: "Eventuell Schulz oder Zulechner. 'Lyko' und 'Jimmy' Jeggo sind krank. Das sind Kandidaten, die eventuell wieder zurückkommen könnten."