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Was Ilzer wirklich gestört hat

Für den Sturm-Coach wurde Salzburg im Vorfeld medial zu schlecht geredet. Er verdeutlicht, wie die Relationen aus seiner Sicht wirklich sind.

Was Ilzer wirklich gestört hat Foto: © GEPA

War es letztlich zu viel Hype?

"Ich glaube schon", findet Christian Ilzer, "es ist ein bisschen ein gewünschtes Szenario passiert."

Ein schlagzeilenträchtiges Szenario, das sich der SK Sturm Graz erarbeitet hat, aber bei der 0:2-Heim-Pleite gegen den FC Red Bull Salzburg nicht nutzen konnte.

In jeder Liga würde ein Gipfel zu diesem Zeitpunkt der Saison das Interesse auf sich lenken. Wenn eine Fußball-Nation, wie in Österreich der Fall, seit einem Jahrzehnt auf einen "neuen" Meister wartet, vielleicht sogar noch ein bisschen mehr.

Letztlich waren es die "Bullen", die aus dem Gerede im Vorfeld Energie bezogen und eine "Jetzt-erst-recht-Mentalität" entwickelt haben, nachdem es intern auch mal krachen durfte.

Salzburg wurde zu schlecht geredet

"Wenn man in dieser Phase der Saison auf zwei Punkte an Salzburg dran ist, muss man schon hervorragend performen. Wir spielen einen Punkteschnitt, der weit über zwei ist. Deswegen sind wir in diese Situation gekommen", erinnert Ilzer und verurteilt im selben Atemzug, dass das Zustandekommen des Gipfels mitunter als Salzburger Schwäche ausgelegt wurde:

"Mich hat wirklich gestört, dass man Salzburg medial so schlecht geredet hat."

Salzburg ging extrem ersatzgeschwächt in die Partie. Trotz allem hätten sie Spieler in der Hinterhand gehabt, für die beachtliche Ablösesummen fällig waren - konkret Oscar Gloukh (7 Millionen Euro) oder Karim Konate (3,5 Millionen Euro).

"Man muss sich das in der Relation anschauen und auch respektieren. Für mich ist nichts von Krise zu sehen. Es ist so, dass einfach Sturm Graz und der LASK Salzburg näher gekommen sind. Aber nicht, weil Salzburg schwächelt, sondern weil beide Teams eine hervorragende Saison spielen."

Der Manchester-City-Vergleich

"Wenn wir sagen, wir wollen Meister werden, müsste eigentlich Matthias Jaissle hier sitzen und sagen, sie wollen die Champions League gewinnen. Vom Mut her ist es ungefähr die gleiche Ansage."

Christian Ilzer

Um die Relationen zu verdeutlichen, wählt der Sturm-Coach folgendes Beispiel: "Wenn ich den Salzburger Marktwert mal vier nehme, bin ich bei Manchester City. Unseren muss ich mal sechs nehmen, damit ich zu Salzburg hinkomme. Wenn wir sagen, wir wollen Meister werden, müsste eigentlich Matthias Jaissle hier sitzen und sagen, sie wollen die Champions League gewinnen. Vom Mut her ist es ungefähr die gleiche Ansage."

Ob Salzburg in dieser Form der stärkste Gegner dieser Saison gewesen sei? "International hat es Mannschaften gegeben, die uns im Ballbesitz mehr dominiert haben. Aber wenn es darum geht, uns überhaupt keine Zeit zu geben, irgendetwas zu entwickeln, waren sie sicher der stärkste Gegner dieser Saison."

Letztlich ist es eine gute Entwicklung, wenn andere Liga-Mitglieder Salzburg näher gekommen sind. Im Windschatten von Sturm und LASK versuchen auch die übrigen Teams weitere Entwicklungsschritte zu setzen.

"Rapid und Austria darf man nicht unterschätzen. Klagenfurt - das Spiel, das du unbedingt gewinnen musst - ist auch nicht einfach. Die Meistergruppe hat im Vergleich zum Vorjahr ein extremes Niveau, aber Salzburg ist die Übermannschaft in Österreich."

Um diese Übermannschaft zu besiegen, hätte alles stimmen müssen. Das hat es an diesem Tag bei Sturm definitiv nicht. "Wir hätten eine besondere Leistung gebraucht. Eine überragende Leistung. Die haben wir nicht gezeigt", so Ilzer.

"Schlägerei" zwischen den Sechzehnern

Der 45-Jährige führt dies vor allem auf eine Salzburger Elf, die auf den Punkt da gewesen sei, zurück: "Salzburg war klarer in ihrer Idee, war richtig gut, was die Schärfe im Spiel gegen den Ball und die Präsenz betroffen hat. Da müsstest du dann schon extremes Toplevel spielen."

Sturm sei es einfach nicht gelungen, "in dieser Schlägerei zwischen den beiden Sechzehnern Ruhe reinzubringen und Lösungen zu finden, dass wir aus diesem ersten Pressing-Strudel rauskommen."

"Wir haben keine Zeit, diesen Schmerz ewig in uns zu tragen. Aussa mit dem Schmerz und gemma voraus! Am Mittwoch geht's schon wieder weiter."

Christian Ilzer

Neben der Stärke des Gegners vermutet Ilzer außerdem: "Man kann vielleicht auch mutmaßen, dass beim einen oder anderen das Nervenkostüm nicht so mitgemacht hat, wie es im Bestfall wäre."

Salzburg ist als Verein solch brisante Gipfel gewohnt, Sturm weniger. Es darauf zurückzuführen, sei jedoch definitiv "Mutmaßerei".

Kann das Unmögliche passieren?

Vor einigen Wochen meinte Ilzer, dass es für Sturm darum ginge, das eigene Maximum aus der Saison heraus zu holen. Wenn dann ein anderes Team besser sei, werde man fair gratulieren.

Salzburg liegt nun fünf Punkte vor den Steirern. Seine Spieler wollen den "Bullen" jedoch noch nicht gratulieren, ihr Trainer schließt sich an:

"Ich gratuliere ihnen zu diesem Sieg, denn er war verdient, sie waren überall einen Tick besser. Er war richtungsweisend, wenn so ein Klasse-Team fünf Punkte voran ist."

Für Sturm würde jedoch weiterhin gelten, dass man das maximal Mögliche herausholen wolle: "Wenn wir das gut machen, kann vielleicht auch das Unmögliche passieren."

Aussa mit dem Schmerz!

Anstelle von Meister-Träumen hat nun jedoch der Kampf um Platz zwei Priorität, und das ÖFB-Cup-Finale gegen Rapid folgt im Laufe dieser Woche ja auch noch.

"Es ist natürlich das passiert, was wir vor diesem Spiel nicht gewollt haben: Wir haben jetzt mehr Punkte Rückstand auf Salzburg als Vorsprung auf den LASK. Deswegen geht es jetzt vorwiegend darum, den zweiten Platz zu halten", verdeutlicht Ilzer.

Entsprechende Bedeutung kommt dem Mittwochs-Duell mit dem FK Austria Wien zu.

"Wir haben keine Zeit Trübsal zu blasen. Nach so einem Spiel muss man beim Einfachen bleiben, darf nicht zu kompliziert werden", will er die Lehren aus dem Salzburg-Match ziehen, es jedoch nicht "überanalysieren".

Jede Niederlage würde unglaublich schmerzen: "Aber wir haben keine Zeit, diesen Schmerz ewig in uns zu tragen. Aussa mit dem Schmerz und gemma voraus! Am Mittwoch geht's schon wieder weiter."

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