Zwei Assists und weitere sehenswerte Szenen: Philipp Huspek liefert beim 3:1 gegen Red Bull Salzburg ein starkes Bundesliga-Debüt im Sturm-Dress ab.
"Ich will es mir einfach selber wieder beweisen. Die vergangene Saison war ein bisschen unglücklich für mich, ich bin nicht in Tritt gekommen. Ich möchte zeigen, dass ich kein Schlechter bin. Das war einmal der Anfang", erklärt der 25-Jährige.
2015/16 konnte er sich erst bei Rapid nicht durchsetzen und blieb auch im Frühjahr beim LASK blass.
Wie Huspek auf persönlicher Ebene will auch Sturm die vergangene Spielzeit möglichst schnell vergessen machen. So gesehen haben sich Spieler und Verein gesucht und gefunden.
Reaktion von Ulmer? "Ich wollte ihn nicht anreden"
Dass in der steirischen Landeshauptstadt bezüglich Sturm noch vor wenigen Monaten Tristesse und schlechte Stimmung regiert haben, wäre dem gebürtigen Oberösterreicher nach seinem Erlebnis beim Einstand nicht in den Sinn gekommen:
"Das kann man eigentlich nicht glauben. Ich bin gekommen und habe nach vorne geblickt. Ich habe nicht geschaut, was war. Ich habe für mich selbst einen Neustart gemacht und bin zu diesem Verein gekommen. Man sieht richtig, wie unglaublich Stimmung und Atmosphäre hier sind. Die Fans haben uns getragen und wir haben ihnen das mit dem Sieg zurückgegeben."
Huspek selbst tat dies mit dem einen oder anderen Kabinettstück, etwa als er Andreas Ulmer vor seiner Vorlage zum 3:0 düpierte. Ob es eine Reaktion des Salzburger Linksverteidigers auf diese Szene gegeben habe? "Nein. Ich wollte ihn aber auch nicht anreden danach", lacht der Flügelflitzer.
Dies werde auch in den kommenden Tagen nicht geschehen. "Bleiben wir bescheiden", fordert Huspek, der auch mit Lob für seine eigene Performance weitestgehend sparsam umging:
"Es war ein schöner Tag, mehr will ich dazu nicht sagen. Es war einfach von der ganzen Mannschaft eine unglaubliche Leistung. Ich bin überglücklich."
"Das wäre kitschig gewesen"
Die runderneuerte Elf habe in der Vorbereitung nicht nur hart gearbeitet, sondern sich auch schnell gefunden: "Ich glaube, man hat gesehen, dass wir eine richtig gute Mannschaft sein können. Aber mit einem Sieg ist noch nichts geschafft."
64 Ballkontakte standen für Huspek letztlich zu Buche. Gleichauf mit Uros Matic der zweitbeste Wert unter den Grazer Spielern. Nur sein Hintermann auf der rechten Seite, Fabian Koch, ebenfalls ein Neuzugang, verbuchte mit deren 77 mehr.
Der 25-Jährige wurde von seinen Mitspielern also immer wieder gesucht, entwickelte sich zu einem ständigen Unruheherd für die "Bullen"-Defensive, agierte dynamisch und dribbelstark.
"Es ist meine Aufgabe als Außenspieler, dass ich das Eins gegen Eins suche. Ich bin froh, dass es mir gut gelungen ist, dass ich des Öfteren drüber komme", gibt Huspek zu Protokoll.
Das Toreschießen überließ er an diesem Tag drei anderen Neuzugängen, wobei der nur 1,72 Meter große Kicker sogar die Kopfball-Chance auf das 4:0 vorfand. "Das wäre kitschig gewesen, wenn ich das noch gemacht hätte", schüttelt er grinsend den Kopf.
"Ich bereue nie eine Entscheidung"
Dass er sein hohes Tempo bis zum Ende durchhielt, sei nichts besonderes: "Dafür trainiere ich jeden Tag. Die Vorbereitung war härter als sonst, das muss ich zugeben. Dadurch habe ich wieder einmal 90 Minuten spielen können."
Und das war sehr wohl etwas besonderes. Denn in der kompletten vergangenen Saison durfte er nur ein einziges Mal über die komplette Distanz auf dem Feld stehen - Mitte April gegen den FC Liefering.
In Grödig, wo er in der Bundesliga schon seine Scorer-Qualitäten unter Beweis stellen konnte, waren Einsätze über 90 Minuten einst die Regel. "Ich spüre das Vertrauen vom Trainer. Ich denke, ich konnte es ihm gegen Salzburg zurückgeben", meint Huspek und lässt auch keinen Zweifel daran aufkommen, dass der Sieg gegen den Double-Gewinner "mehr als verdient" war:
"Wir waren einfach von der 1. Minute an aggressiver als die Salzburger. Sicher war es wichtig, dass wir gleich ein schnelles Tor gemacht haben. Aber wir haben dann nicht aufgehört, Fußball zu spielen, sondern wollten einfach mehr."
Dass Huspek auch im weiteren Saison-Verlauf mehr will, liegt auf der Hand. Denn wie für die ganze Mannschaft heißt es auch für ihn nach der gelungenen Premiere nachzulegen.
Die Entscheidung für einen Neustart in Graz scheint bislang jedoch keine falsche zu sein: "Ich bereue nie eine Entscheidung, die ich treffe. Es war ein guter Einstand für mich. Ich hoffe, es geht so weiter."
Peter Altmann