Das Kapitel FC Bayern München ist für ihn beendet - die Augen von Patrick Puchegger leuchten jedoch immer noch, wenn die Sprache auf den deutschen Kultklub kommt.
"Mir haben die vier Jahre sehr viel gebracht. Du trainierst immer auf Topniveau. Man sieht jeden Tag die Profis, die auf Champions-League-Niveau agieren. Ein paar Mal hatte ich auch die Möglichkeit, bei ihnen mitzutrainieren - das war natürlich ein Wahnsinn mit den ganzen Weltstars. Man lernt viel", schwärmt der Neuzugang des SK Sturm Graz im Gespräch mit LAOLA1.
Puchegger über seine Bayern-Zeit:
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Besonders groß waren die Lerneffekte, als er vereinzelt unter Ex-Coach Pep Guardiola bei den Profis reinschnuppern durfte: "Das war sehr interessant. Es sagt vieles, was man sich zu Herzen nehmen kann."
Bayern-Chance nur für Ausnahmetalente wie Alaba
2013 wagte Puchegger von der Akademie in St. Pölten aus den Sprung in den Nachwuchs des deutschen Rekordmeisters. Für eine Saison spielte er in der U19 der Bayern, danach ging es für drei Jahre zur in der Regionalliga Bayern engagierten zweiten Mannschaft, wobei er die Saison 2015/16 wegen einer schweren Knieverletzung fast zur Gänze verpasste.
Mit 22 Jahren ist nun die Zeit reif, in der heimischen Bundesliga den nächsten Schritt zu wagen, denn bei den Bayern war eine Beförderung außer Reichweite.
"Das ist fast unmöglich", hat Puchegger nicht wirklich eine Chance gesehen, "sicher freut man sich und nimmt alles mit, was man bei den Profis mitnehmen kann, aber um wirklich den Sprung zu schaffen, musst du ein Ausnahmetalent wie David Alaba sein."
Seit dem ÖFB-Star hat kein Talent aus dem eigenen Haus mehr den ganz großen Durchbruch beim FCB geschafft - ein Umstand, der immer wieder Kritiker auf den Plan ruft.
"Es ist schwierig. Die Bayern kaufen ihre Talente ein, die schon in der 1. oder 2. Bundesliga beziehungsweise in ausländischen Ligen Erfahrungen gesammelt haben. Die wachsen bei den Profis rein. Wirklich aus dem Nachwuchs oben reinzukommen, ist schon ziemlich schwer, weil der Niveau-Unterschied fast zu hoch ist", verdeutlicht Puchegger und veweist darauf, dass selbst Alaba zu Hoffenheim und davor Philipp Lahm zu Stuttgart verliehen wurden, um andernorts Erfahrung zu sammeln.
Lernen von Alaba
Alaba wiederum ist für die Bayern-Österreicher - und davon gibt und gab es in den vergangenen Jahren einige - so etwas wie der Fixstern im Bayern-Kosmos. Auch Puchegger schwärmt über die integrative Art des Wieners: "Für uns Österreicher ist er ein Vorbild. Er kommt her und fragt: 'Wie geht's? Magst mal vorbeischauen?' Er ist ein super Typ und hält uns ein bisschen zusammen."
Und auch wenn es darum geht, von wem die Abwehrkraft auf dem Feld am meisten gelernt hat, fällt besagter Name zuerst: "Auf jeden Fall von Alaba, weil er auch meine Positionen spielt - links hinten und Innenverteidigung. Aber man sieht auch bei den anderen Spielern, welch tolle Technik sie haben, wie sie sich im Stellungsspiel verhalten, wie sie in Zweikämpfe gehen. Man kann von jedem Spieler etwas lernen."
Apropos selbe Position: Die Anhäufung von Linksverteidigern aus Österreich beim FC Bayern sorgt auch bei Puchegger für Verwunderung: "David, Marco Friedl, ich, Ylli Sallahi war auch Linksverteidiger - keine Ahnung, das ergibt sich wohl. Ich gehe von einem Zufall aus."
Im Internat mit Spendlhofer
Kein Zufall ist es wohl, dass sich der Niederösterreicher den SK Sturm als nächste Karrierestation ausgesucht hat. "Ich bin froh, dass ich in Österreich bei einem so tollen Klub gelandet bin", versichert Puchegger, "ich habe Sturm eigentlich immer schon super gefunden, auch von der Fankultur her. Das macht einen Verein aus, wenn man solche Fans hat. Ich war zuvor noch nie in Graz, aber die Eindrücke, die ich bislang gesammelt habe, waren alle positiv."
Sportlich muss sich der Verteidiger in der Steiermark erst etablieren. In den ersten Pflichtspielen stand er nie in der Stammformation, beim Sieg im ÖFB-Cup in Hard wurde er aber immerhin kurz nach Beginn des Spiels eingewechselt und bereitete das wichtige 1:0 vor.
Mit Lukas Spendlhofer gibt es praktischerweise einen Anknüpfungpunkt aus der eigenen Vergangenheit. Die beiden Abwehrspieler standen zwar zuvor nie gemeinsam auf dem Platz, kennen sich jedoch aus der Akademie in St. Pölten: "Wir waren gemeinsam im Internat und haben uns in der Schule jeden Tag gesehen."
Deutschland-Rückkehr als Ziel
Auch Spendlhofer holte Sturm einst aus dem Ausland (Inter Mailand) nach Österreich zurück und machte damit sehr gute Erfahrungen. Puchegger ist bewusst, dass in der Heimat nun der nächste Step auf ihn zukommt:
"Im Endeffekt war es bei Bayern die zweite Mannschaft und Regionalliga, jetzt will ich in eine erste Mannschaft reinrücken und auch in einer Herren-Mannschaft den nächsten Schritt machen. Da ist natürlich ein anderer Druck vorhanden. Aber ich möchte diesen Schritt so schnell wie möglich schaffen und ein gestandener Profi werden."
Das Thema Ausland ist durch die Heimkehr nach Österreich naturgemäß nicht vom Tisch - vor allem die Wahlheimat der vergangenen vier Jahre bleibt weiter im Fokus:
"Mein Ziel war es immer, in Deutschland so hoch wie möglich zu spielen. Aber auch die Bundesliga in Österreich hat ein super Niveau. Wenn es wieder zurück nach Deutschland gehen sollte, war Österreich eine super Zwischenstation, bei der ich mich weiterentwickeln konnte."