Fünf Mal stand Kiril Despodov bis Samstag in der Startelf des SK Sturm, den Schlusspfiff hörte er dabei allerdings nur einmal vom Feld aus.
Der Bulgare wurde bisher stets von Nestor El Maestro in der Schlussphase ausgewechselt, so wäre es auch beim Steirer-Derby in der 14. Bundesliga-Runde geplant gewesen.
Doch der 22-Jährige hatte dieses Mal andere Pläne. "Er hat mir um die 70. Minute gesagt: 'Wechsle mich nicht aus, ich schieße noch ein Tor'", verrät El Maestro gegenüber "Sky".
Gesagt, getan: Despodov schoss die "Blackies" beim 3:1 gegen Hartberg (Spielbericht>>>) mit zwei späten Toren zum wichtigen Dreier und sich als erneuter Matchwinner endgültig in die Herzen des Grazer Publikums.
Liebeserklärung ans Grazer Publikum
Seit seinem Last-Minute-Wechsel an die Mur als Leihspieler von Cagliari Calcio bestritt Despodov zehn Pflichstpiele in Schwarz-Weiß, sechs Treffer und fünf Assists gelangen ihm dabei.
"Vielleicht ist es meine Woche oder mein Monat. Ich bin glücklich darüber, ich will so weitermachen", grinst der Dribbelkünstler nach der Partie. Zudem richtet er dem Grazer Publikum seine Liebesgrüße aus: "Ich liebe die Atmosphäre, wie verrückt die Fans sind. Es ist fantastisch, wirklich fantastisch."
Warum Sturm am Ende gegen kämpferisch starke Hartberger die Oberhand behielt? "Es war wirklich hart, weil sie ein gutes Team haben. Aber wir sind individuell besser."
"Despodov hat den Unterschied gemacht"
Dem schließt sich auch Hartberg-Coach Markus Schopp an, vor allem Despodov hebt er hervor. "Wir haben über 90 Minuten ein sehr gutes Spiel gemacht und haben den Gegner in der ersten Halbzeit nur durch Standards gefährlich werden lassen. Den Unterschied hat heute ein Spieler gemacht, der aus sehr wenig sehr viel gemacht hat."
Doch nicht nur als Torschütze trat Despodov an diesem Abend auf, immer wieder sorgte er mit Freistößen sowohl passiv als auch aktiv für Gefahr, den Führungstreffer der "Blackies" durch Thorsten Röcher bereitete er mit einem traumhaften Sololauf vor. Dabei hätte der feine Rechtsfuß bereits in der ersten Halbzeit die "Blackies" in Front bringen können, als sein direkteter Freistoß von der Strafraumgrenze nur an die Außenstange prallte.
El Maestro trauert drittem Despodov-Treffer nach
"Schade, dass der Freistoß an die Stange geknallt ist. Das hätte ich ihm noch gegönnt", ärgert sich El Maestro, der Despodov bereits bei ZSKA Sofia coachte und hauptverantwortlich für dessen Verpflichtung war, nur kurz. Viel mehr darf sich der Serbe über eine vor allem in der zweiten Halbzeit starke Leistung, in der die Grazer erstmals seit Runde zehn wieder mit einer Viererkette agierten, freuen.
"Wir haben in der Halbzeit gut umgestellt - vor allem im Kopf, das war das Entscheidende. Wir waren dann viel näher am Gegner, viel griffiger. Das hat dann ausgesehen wie ein Sturm Graz, das zuhause spielt", analysiert El Maestro.
"Gucken, ob mich meine Kinder noch erkennen"
Der 36-Jährige durchlebt seit seiner Sturm-Übernahme im Sommer weiter eine Achterbahnfahrt, nach dem 0:4 zuhause in der Vorwoche gegen den WAC wurde auch Kritik an El Maestro laut.
"Wir waren heute in der Pflicht. Wir mussten liefern, wir haben geliefert. Wir mussten gewinnen, wir haben gewonnen", ist sich auch der Serbe selbst bewusst.
Bereits in der nächsten Runde, nach der Länderspielpause gegen Rapid, geht es für Sturm darum, den Derby-Sieg zu bestätigen. Bereits zuvor geht es für El Maestro aus persönlichen Gründen in die Bundeshauptstadt, wo seine Familie haust.
"Ich fahre jetzt mal nach Wien und gucke, ob mich meine Kinder noch erkennen", lacht El Maestro angesprochen auf seine kommenden Planungen.