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Sekretärin gibt Einblicke in "System Pucher"

Die frühere Bank-Mitarbeiterin erklärt, wie das zum Beispiel mit Sitzungsprotokollen lief.

Sekretärin gibt Einblicke in Foto: © GEPA

Eine ehemalige Sekretärin in der Commerzialbank Mattersburg (Cb) hat am Mittwoch im Untersuchungsausschuss Auskunft über diverse Abläufe in der Bank und das "System Pucher" gegeben.

So habe sie etwa Sitzungsprotokolle schon im Vorfeld angefertigt und danach auf Anweisung von Ex-Bankchef Martin Pucher ergänzt. Von den Malversationen und einer Schieflage der Bank habe sie nichts mitbekommen.

Pucher habe sie immer als "korrekten Menschen, der ganz viel Wert auf Ethik, auf Korrektheit und auf Hausverstand gelegt hat, einen Ehrenmann mit Handschlagqualität" wahrgenommen, betonte die Sekretärin.

"Da sind Sie mit Ihrer Menschenkenntnis aber schön daneben gelegen", kommentierte Verfahrensrichter Walter Pilgermair. Das könne sie nur bestätigen, sagte die Mitarbeiterin.

Sponsor- und Spielerverträge für den SV Mattersburg

Sie habe sich auch um Sponsor- und Spielerverträge des SV Mattersburg gekümmert - "ich glaube Pucher wollte das, weil Fußball uns nicht interessiert hat", sagte sie.

Die Commerzialbank habe einen Sponsorvertrag über 900.000 Euro brutto pro Jahr und eine Zusatzvereinbarung über 600.000 Euro brutto gehabt. Der größte Sponsor war sie damit aber nicht. Die Firma Zimmermann vom ehemaligen dritten Aufsichtsratschef-Stellvertreter Ernst Zimmermann habe jährlich 1,56 Mio. Euro in den Verein gesteckt.

Sie habe Pucher auch mehrmals daran erinnert, dass "wir einen unabhängigen Aufsichtsrat brauchen", sagte die Sekretärin. Er habe darauf ein Schimpfwort gesagt, dass sie nicht wiederholen wolle.

Außerdem habe er geplant gehabt, Ex-Bankvorständin Franziska Klikovits zu entmachten. Im Nachhinein sei ihr aber klar, dass er gar nicht wie geplant Themenbereiche an andere abgeben hätte können.

EM-Karten als Geschenk

Die Reisen unter anderem nach Innsbruck, um dort Bankkuverts aufzugeben, seien offiziell für den Sportverein durchgeführt worden. Das Sekretariat habe dafür die Tickets gebucht.

Für Sitzungen habe sie schon im Vorfeld Konzepte hergerichtet, Pucher habe dann bei der Sitzung Protokoll geführt und danach habe sie Ergänzungen vorgenommen und alles verschriftlicht. Sowohl bei Aufsichtsratssitzungen und Hauptversammlungen der Bank als auch bei Generalversammlungen der Genossenschaft sei das so gelaufen.

Puchers Geschenkelisten habe sie nach der Schließung der Bank durchgesehen. Ihrer Meinung nach seien darauf vor allem Kunden, außerdem drei Mitarbeiter der Nationalbank. Diese hätten Karten für ein EM-Match erhalten und seien auch dort gewesen.

Das könne sie sagen, weil sie mitgegangen sei - auf Puchers Wunsch, "damit die Herren dort nicht allein sind". Zu Goldplättchen habe sie keine Wahrnehmungen. Auch zu Bargeldübergaben wisse sie nichts.

Der Tag der Schließung

Was sie zu den zwei Schlaganfällen von Pucher wisse, fragte Pilgermair. "Dass angeblich der erste am 15. November 2015 war und das war das Datum, wo wir Aufsichtsratssitzung hatten, in der der Prüfbericht beschlossen wurde", sagte die Sekretärin.

Am 14. Juli, dem Tag der Selbstanzeige Puchers, habe sie schon gegen 10.00 Uhr erfahren, dass in der Bank etwas nicht stimme. Sie habe, obwohl sie im Urlaub war, in der Bank angerufen, um die Kolleginnen daran zu erinnern, einen Hautarzttermin für Pucher zu vereinbaren.

Da habe sie gehört, dass die Nationalbank im Haus sei und Puchers Tochter die ganze Zeit weine. Von der Schließung habe sie erst am folgenden Morgen von Klikovits erfahren. Auffällige Abhebungen im Vorfeld der Schließung der Bank habe sie nicht bemerkt.

Klikovits sei vor Prüfungen immer sehr nervös gewesen, sagte die Sekretärin. Ein- oder zweimal habe sie für sie zur Bank Austria gehen müssen, um dort Bargeld auf ein Konto einzuzahlen. Sie schätze, dass es dabei um Summen zwischen 100.000 und 200.000 Euro gegangen sei. Den Grund für die Einzahlungen wisse sie nicht.

Pucher auf die Nerven gegangen

Klikovits habe ihr am 15. Juli jedenfalls erzählt, dass sie am Tag der Schließung noch bis 21.30 Uhr alleine in der Bank gewesen sei.

"Mein Gedanke war damals nur, wieso lässt man einen Vorstand, der schon Selbstanzeige gemacht hat, noch in der Bank. Das hat mich geärgert", sagte die Sekretärin. Ob Klikovits in dieser Zeit Beweismittel vernichtet habe, könne sie nicht beurteilen.

Ob sie den Eindruck habe, dass man in der Bank auf Fit-and-proper-Schulungen Wert gelegt habe, wollte SPÖ-Abgeordneter Ewald Schnecker wissen. "Ich glaube, dass ich Herrn Pucher mit meinen Anforderungen an Fit-and-proper ziemlich auf die Nerven gegangen bin, das hat er auch so ausgedrückt", erzählte sie.

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