Eigentlich wollte Thomas Silberberger sein letztes Spiel in der ADMIRAL Bundesliga noch einmal so richtig genießen. Die WSG Tirol hatte den Klassenerhalt geschafft, es ging nur mehr darum, ob es am Ende der vierte oder der fünfte Platz in der Qualifikationsgruppe wird.
Das Vorhaben schien zunächst auch aufzugehen. Die Gäste überzeugten in der ersten Hälfte, schnürten passive Wolfsberger zeitweise sogar ein. In der Nachspielzeit belohnte sich die WSG mit dem 1:0. Bacher köpfelte nach einer Ecke ein (45.+3).
Nach dem Wiederanpfiff ging es für die Tiroler bergab. Der eingewechselte Boakye besorgte den schnellen Ausgleich (48.), ehe Piesinger das Spiel drehte (58.). In der Schlussphase passierte Stejskal ein Malheur (80.) und Kronberger ging mit dem gestreckten Bein in einen Zweikampf (85.). Beide sahen glatt Rot. Zum Ausklang erhöhte Omic sehenswert auf 3:1 für die Kärntner (90.+1). Zum Spielbericht >>>
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WSG-Manager Köck: "Hinter den Kulissen haben wir ab und zu gefetzt"
"Es war ein Spiegelbild der Saison. In der ersten Halbzeit war es eine fantastische Leistung. Die 1:0-Führung war hochverdient. Gleich nach der Pause schenken wir dem WAC mit einem kapitalen Bock das 1:1", sprach Silberberger nach dem Spiel bei "Sky" den folgenschweren Bacher-Rückpass an.
"Das 1:2 fällt dann aus einer Ecke. Die zwei Roten Karten waren dann noch das Tüpfelchen auf dem i. Wenn du einen Trainer auf der Welt findest, der die letzten 15 Minuten mit zwei Spielern weniger genießen kann, den musst du mir sagen", so das WSG-Urgestein, das nach elf Jahren als Trainer bei den Wattenern aufhört.
"Ich habe euch die letzten Wochen gesagt, dass ich mich auf das Ende freue. Jetzt ist es da. Die letzten Tage werde ich genießen. Jetzt haben wir noch eine gemeinsame Busfahrt und werden in Ruhe ein, zwei Bier schlürfen", sagte Silberberger, der mit Sicherheit mit WSG-Manager Stefan Köck anstoßen wird. "Ich glaube, ich und 'Köcki' haben gefühlt eine Million Kilometer miteinander abgespult."
Köck bilanzierte: "Natürlich wird er (Silberberger, Anm.) abgehen. Er hat hier eine Ära geprägt. Wir haben viele Täler durchschritten, es war nicht immer alles lustig – auch zwischen uns zwei. Hinter den Kulissen haben wir ab und zu einmal gefetzt. Das gehörte aber genauso dazu. Ich bin aber froh, dass wir nicht nur die erfolgreichen, sondern auch die kritischen Phasen gut miteinander überstanden haben.
Silberberger: "Es kostet extrem viel Kraft"
Nun gilt es, einen neuen Denker und Lenker bei der WSG Tirol zu installieren. Wann wird der neue Mann an der Seitenlinie präsentiert? "Ich hoffe, dass es in der nächsten Woche so weit ist", teilte Köck mit.
Folgendes gab Silberberger seinem Nachfolger über den Trainerjob mit: "Es ist herausfordernd, kostet extrem viel Kraft. Aber jede Bundesliga-Mannschaft, die in der Quali-Runde steht, kostet viel Kraft."
Für Kapitän Valentino Müller, der seit Sommer 2021 bei den Wattenern unter Vertrag steht, sei die WSG ohne Silberberger "bis jetzt" nicht vorstellbar. "Aber es bleibt uns nichts anderes über. Es kommt ein Riesen-Umbruch, aber jeder Umbruch ist eine große Chance. Der Trainer hat eine überragende Arbeit geleistet. Jetzt sehen wir das ganze als Chance."
Schmid: "Über die erste Hälfte bereiten wir den Mantel des Schweigens"
Ein, wenngleich wohl etwas kleinerer, Umbruch wartet auch auf den Wolfsberger AC. Die Kärntner werden mit Didi Kühbauer in die neue Saison gehen, wie nach dem Spiel gegen die WSG Tirol bekannt wurde (alle Infos >>>).
Noch ist aber Manfred Schmid am Ruder, der die "Wölfe" durch das Europacup-Play-off coachen wird. Dort trifft der WAC nächste Woche im Halbfinale daheim auf die Wiener Austria.
Schmids Fazit nach dem Heimsieg über die Tiroler: "Es waren zwei komplett unterschiedliche Hälften. Über die erste Hälfte bereiten wir den Mantel des Schweigens. Das war wirklich nicht gut. In der zweiten Hälfte war dann eine richtig gute Mannschaft auf dem Platz. Wir haben von der ersten Minute an Druck und dann auch die Tore gemacht. Es war eine gute Reaktion der Mannschaft."
Das große Ziel ist nun das Erreichen des Europacups. "Jeder wird sehen, dass ich den Europacup-Platz zu 100% erreichen möchte. Natürlich versuche ich auch, die Spieler in die Verantwortung zu nehmen, das Beste für sich selbst und den Verein zu machen. Es ist eine riesengroße Erfahrung, im Europacup zu spielen und das möchte ich mit den Jungs erreichen", so Schmid.
Auch Novak verabschiedet sich
Nicht nur für Silberberger, sondern auch für Michael Novak ging am Samstagabend ein Lebensabschnitt zu Ende. Der Außenverteidiger, der seit Sommer 2018 beim WAC unter Vertrag stand, beendet nach 15 Jahren seine Profikarriere.
"Es ist ein bisschen ein Gefühlschaos. Auf der einen Seite bin ich ein bisschen froh, dass das Jahr vorbei ist. Ich bin stolz auf die Karriere, die eine schöne Bandbreite gehabt hat. Auf der anderen Seite bin ich sauer, dass ich zuletzt nicht gespielt habe. Jetzt habe ich ein bisschen Zeit, das zu durchleben", so die emotionalen Worte des 33-Jährigen, der in dieser Saison – auch verletzungsbedingt – nur auf einen Bundesliga-Kurzeinsatz kam.
Insgesamt sei es aber eine sehr schöne Zeit bei den "Wölfen", mit vielen Erinnerungen, an die man gerne zurückdenkt, gewesen. "Die Erfolge, die wir feiern durften, die Euphorie, die wir ausgelöst haben, das war schon etwas ganz Spezielles. Es war großartig, was da in der Kabine teilweise für ein Haufen beisammen war. Was ich da gelernt, mitgenommen und erlebt habe, war unglaublich."
Ein besonderes Highlight waren selbstverständlich die Teilnahmen an der UEFA Europa League in den Spielzeiten 2019/20 und 2020/21. Novak spielte unter anderem gegen Borussia Mönchengladbach, die AS Roma oder Tottenham. "Das war die Krönung."
Der 191-fache Bundesliga-Spieler will dem Fußball künftig treu bleiben, sich aber auch mehr Zeit für die Familie nehmen. "Ich werde nochmal versuchen, nach dem Jahr die Freude unterklassig wiederzufinden. Aber es ist sicher einmal Zeit, Familienfeiern und Wochenenden zu genießen."