Danke und Servus!
Der Tag ist gekommen, an dem Rapids Ehrenkapitän Steffen Hofmann im Beisein von Familie, Freunden, Weggefährten, Teamkollegen und Medienvertretern offiziell seinen Rücktritt bekanntgab.
Im Kursalon Hübner in Wien war der mittlerweile 37-Jährige zu Tränen gerührt:
"Ich fühle mich überwältigt, so einen Abschied zu bekommen. Ich habe mir sehr viele Gedanken gemacht. Doch darauf ist man nicht vorbereitet, man schiebt es hinaus und hinaus. Man will es nicht wahrhaben, aber irgendwann ist es soweit. Der Tag ist da, wo ich meinen Abschied bekanntgebe", zog Hofmann nach 539 Pflichtspielen (zwei weitere Chancen bieten sich noch) einen Schlussstrich unter seine eindrucksvolle Rapid-Zeit.
Karriereende! "Es ist für mich alles andere als leicht"
Dass das nicht seine Lieblingsaufgabe war, merkte man dem verdienstvollen Mittelfeldspieler an. Immer, wenn er bekannte Gesichter im Publikum erspähte oder seine Frau samt seinen drei Kindern anblickte, überkamen ihn die Emotionen.
"Es ist für mich alles andere als leicht, aber es überwiegen die tollen Zeiten mit diesem Verein. Alles, was ich hier erleben durfte, ist einfach überragend. Der Tag musste irgendwann kommen, jetzt ist es soweit. Ich habe noch zwei Mal die Möglichkeit zu spielen und hoffe, dass das auch irgendwie funktioniert. Als aktiver Spieler ist es für mich dann vorbei bei Rapid."
Daheim gegen Altach wartet noch eine emotionale Verabschiedung von den Heimfans, eine Woche später folgt beim Wolfsberger AC der endgültige Schlusspunkt.
Nur Hofmanns Kinder stehen noch vor seiner Frau und Rapid
Doch Hofmann nützte die Gelegenheit, um seine Karriere Revue passieren zu lassen und sich bei seinen treuesten Weggefährten gebührend zu verabschieden und sich zu bedanken.
"Ich bin hier, um Danke zu sagen. Danke an meine Familie, meine Frau, die es nicht immer leicht mit mir hatte, mich aber immer unterstützt hat und immer für mich da war, auch in Zeiten, in denen es nicht so gut gelaufen ist. Auch davon gab es mehr als genug. Meinen drei wunderbaren Kindern, die es sogar schaffen, in meinem Leben noch vor meiner Frau und vor Rapid zu stehen und die mir so viel Kraft geben. Dann gibt es noch so viele Menschen: Meine Eltern, die es mir ermöglicht haben, diesen Weg einzuschlagen, Fußball-Profi zu werden, und die mit mir überall hin gefahren sind und alles getan haben, dass ich jetzt hier stehen kann. Ich bedanke mit auch bei meinem Ex-Verein, egal ob bei mir im Dorf, Würzburg oder Bayern – ich möchte mich bei allen bedanken."
Doch damit nicht genug. Abseits der engen Verwandten gab es natürlich auch bei Rapid zahlreiche Leute, die ihm diese Karriere ermöglicht haben und ihn auf diesem Weg unterstützt haben.
"Ich möchte mich bei all meinen Trainern bedanken, ausnahmslos bei allen. Bei allen super Kollegen für eine unglaubliche Zeit, ihr habt es geschafft, dass ich mich in meinem Alter noch irgendwie jung fühle. Bei allen Betreuern und allen im Verein. Ich hoffe, dass ich immer korrekt war zu euch, euch immer fair behandelt habe und ich immer in Ordnung zu euch war. Denn das war mir immer ein großes Anliegen."
Spezieller Dank an zwei Förderer
Obwohl er die Dankesrede pauschal gestalten wollte, musste Hofmann dann doch zwei Leute aus der Rapid-Vergangenheit herausstreichen, denen ein besonderes Lob gebührt.
"Rudi Edlinger, mein erster Präisdent, der mich damals fast im Alleingang nach einem schwierigen halben Jahr von 1860 zurückgeholt hat. Er hat das durchgezogen, danke, dass er bei mir in München war."
Und die zweite Person? "Josef Hickersberger, mein erster Trainer, den ich als junger Bub mit 22 Jahren im Ausland hatte. Er war eine Art Vaterfigur für mich, hat mich in den Verein eingeführt und mir gezeigt, worauf es ankommt - damals schon mit einem tolle Trainerteam. Ansonsten danke ich den Fans, wir hatten schon eine sehr spezielle Bindung. Für mich gab es nichts Schöneres als für euch, vor euch und für diesen Verein zu jubeln. Danke!"
Karriereende "wie als kleiner Bub, dem man den Ball wegnimmt"
Ein Highlight herauszustreichen, fällt Hofmann nach 16 Saisonen bei den Hütteldorfern sichtlich nicht einfach, denn der gebürtige Deutsche, der in Wien eine Heimat gefunden hat, hält fest:
"Das ist schwer, ich hatte 16 überragende Jahre. Ich habe so viele tolle Dinge erleben dürfen, es war mir immer eine riesengroße Ehre hier zu spielen, Kapitän zu sein und ich habe über all die Jahre tolle Menschen kennengelernt. Was aber natürlich überbleibt, sind die zwei Meisterschaften, auch einzelne Spiele die man nicht vergisst. Aber vor allem das Familiäre, jeden Tag in die Kabine zu kommen - das wird das Schlimmste sein, nicht mehr jeden Tag so hinzukommen."
Doch Hofmann hängt ja nur seine Fußballschuhe an den Ngel, dem Verein wird er in Zukunft als Talenteförderer erhalten bleiben. Eine reizvolle Aufgabe, aber erst einmal gilt es den Abstand zu seinem Traumberuf herzustellen.
"Das war der schönste Beruf, den ich mir vorstellen kann, den ich so lange Zeit gemacht habe. Ich fühle mich wie damals als kleiner Bub, wenn man mir den Ball weggenommen hat, das ist jetzt noch immer so schlimm wie damals."
Talente sollen bei Hofmann in guten Händen sein
Trotzdem ist er froh, nun Gewissheit zu haben und eine neue Berufung gefunden zu haben.
"Es hat mir immer Spaß gemacht, außerhalb meiner Familie war Rapid mein Leben. Wenn es in zwölf Tagen aus ist, wird das was Neues, aber ich freue mich auch darauf. Es ist eine richtig tolle Aufgabe für mich, eine super Geschichte, auch für die Talente im Verein und den Verein selber, die Jungs in die Kampfmannschaft einzuführen. Da kann ich sicher helfen und es gibt noch viele andere Dinge, mit denen ich mich beschäftigen kann."
Seinen Status als "Fußballgott" wird so schnell - wenn überhaupt - keiner einnehmen. Auch die österreichische Bundesliga verliert einen Spieler, der die Liga über viele Jahre geprägt hat.
Danke und Servus, Steffen Hofmann.