"Im ersten Spiel zwei Tore. Er wird jeden Cent wert sein. Das ist eine absolute Vollmaschine."
Dieser Sager über Rasmus Höjlund kommt nicht von einem Vertreter des SK Sturm Graz, sondern von jemandem, der die Urgewalt des Dänen in dessen ersten Bundesliga-Spiel und somit seinen Doppelpack hautnah erlebt hat.
Sein Gegenspieler Raffael Behounek, beim 2:2 zwischen der WSG Tirol und den Steirern selbst Torschütze, kann am "Sky"-Mikrofon nur den Hut ziehen.
"Wenn er Raum hat, ist er wirklich schwer zu verteidigen, obwohl wir es trotz allem gut gemacht haben", so der Innenverteidiger, "wir haben gegen die zweitstärkste Mannschaft in Österreich einen Punkt geholt - mit dem neuen Stürmer haben sie noch einmal ein neues Element."
Es tut der Bundesliga fraglos gut, wenn sie im neuen Sturm-Angreifer einen neuen Charakterdarsteller gefunden hat.
Wenn der erste Eindruck zählt, ist es fraglos ein guter. Denn im Vorfeld war der Druck für den "Millionen-Stürmer" ob der Höhe der Ablöse (kolportierte 1,8 Millionen Euro) ebenso vorhanden, wie - etwas unabsichtlich - durch seinen Haaland-Sager.
Ilzer weiß nicht, was Höjlund kostet
"Ich bin hier, um Tore zu schießen", betont der 19-Jährige nach dem Schlusspfiff in Innsbruck immer wieder. Je früher und öfter ihm das gelingt, wird die Ablöse gar kein Thema mehr sein.
Es ist umso verständlicher, dass Trainer Christian Ilzer auf in diese Richtung zielende Fragen erst gar nicht einsteigen möchte.
"Ich habe darauf vertraut, dass Andi Schicker einen Top-Ersatz für Kelvin Yeboah holt. Über irgendwelche Summen habe ich nie Bescheid gewusst - ich weiß bis heute nicht, wie viel Sturm für ihn ausgegeben hat", behauptet der Coach und fährt fort:
"Mich interessiert viel mehr, was er am Platz kann, was sein Profil ist. Ich denke, wir haben einen Stürmer geholt, der sehr gut in unser Anforderungsprofil passt. Viel besser, als dass der junge Bursche sein Debüt mit zwei Toren feiert, kann es nicht gehen. Was gefehlt hat, war der Sieg."
Höjlunds Frust
Damit spricht Ilzer seinem Neo-Schützling wohl aus dem Herzen. Denn, ja eh, er sei schon happy, dass ihm im ersten Spiel ein Doppelpack gelungen ist: "Aber jetzt im Moment bin ich gerade frustriert und enttäuscht."
So unnötig sei der Punkteverlust. Vor dem gegnerischen Tor hätte man viel präziser agieren können, und defensiv hätte man gerade bei den Gegentoren besser verteidigen müssen, gerade bei Standards habe man zu wenig aufgepasst. Die WSG hätte eigentlich nur aus solchen Situationen für Gefahr gesorgt.
Dies spricht für einen Ehrgeiz, der jedem Team gut tut. Vor dem Spiel galt es als unsicher, ob Ilzer den Teenager wirklich schon ins kalte Wasser wirft. Schließlich würde es eine Zeit lang dauern, bis man Sturms Spielprinzipien intus habe.
Letztlich entschied sich der 44-Jährige dafür, den Neuzugang nicht erst langsam heranzuführen. Zurecht.
Schon richtig gut integriert
Denn vor allem Höjlunds erstes Tor zeigt, dass er sich schon vorzeigbar ins Sturm-Spiel integriert hat.
Ilzer: "Er hat sich für Mani Sarkaria super in Position gebracht, ist richtig gut in die Tiefe gegangen. Er hat natürlich eine extreme Schnelligkeit und Dynamik, was man beim Abschluss gesehen hat."
Schon davor hätte er eine gute Chance gehabt, sowie eine für Jakob Jantscher aufgelegt: "Also er war richtig gut integriert, und beim zweiten Tor hat er Torriecher bewiesen, dass er in den Raum geht."
Ilzer: "Wir lassen die Bäume nicht in den Himmel wachsen"
Dass man bei Sturm bemüht ist, die Euphorie und somit auch die Erwartungshaltung nicht zu riesig werden zu lassen, ist irgendwo verständlich.
"Es war ein richtig starkes Debüt, aber man darf nicht vergessen, er ist erst 19 Jahre alt", unterstreicht Ilzer, "also lassen wir die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Er hat es sehr gut gemacht, aber wir werden weiter versuchen, ihn sukzessive aufzubauen. Aber das Spiel hat ihm sicher viel Selbstvertrauen gegeben. Man hat gesehen, dass er innerhalb kürzester Zeit schon absolut bei uns angekommen ist."
Welche Erwartungshaltung Höjlund selbst hat? "Ich versuche in jedem Spiel die beste Version von mir selbst zu sein - und für Sturm weiter Tore zu schießen."
Wenn er den ersten Eindruck bestätigen kann...
Höjlunds Doppelpack auf Video: