Gibt es eigentlich etwas, wofür Obmann Erich Korherr beim TSV Hartberg nicht zuständig ist?
Als Seifedin Chabbi, Ried-Stürmer mit Hartberg-Vergangenheit, bei seinem Ex-Chef vorstellig wurde, wo er denn Bier für seine Mannschaft herbekommen würde, stellte Korherr gleich seine Hilfe in Aussicht.
Einen aufgelegten Grund, um anzustoßen, hatten schließlich beide Kontrahenten mit dem geschafften Klassenerhalt.
Lediglich der Obmann hielt sich beim TSV Hartberg gewohnt unaufgeregt im Hintergrund. Als nach dem Schlusspfiff auf dem Platz Halligalli herrschte, ließ er sich nicht feiern.
"Ich habe den Spielbericht bei den Schiedsrichtern unterschreiben müssen. Das sind wichtige Dinge. Man darf auch in der Euphorie seine Arbeit nicht vergessen", sagt Korherr, während er in sicherer Entfernung das Party-Geschehen verfolgt und irgendwie bringt alleine diese Schilderung seine generelle Herangehensweise auf den Punkt.
Der Traum wird weitergelebt
Für die besonders herzliche Freude ist bei den Oststeirern Präsidentin Brigitte Annerl zuständig - und in dieser Disziplin kann ihr in Fußball-Österreich bekanntlich kaum jemand das Wasser reichen.
"Mein Herz schlägt gerade sehr hoch, das sind die schönen Emotionen im Fußball. Wir fiebern gemeinsam mit, wir feiern gemeinsam", jubelt Annerl im Gespräch mit LAOLA1 und meint:
"Wir leben den Traum, den wir damals im Mai 2018 begonnen haben, jetzt weiter."
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
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Warum wird Hartberg noch unterschätzt?
Wie die Zeit vergeht - die kommende Saison wird bereits die fünfte der Hartberger in der Bundesliga.
"Das bedeutet uns unendlich viel, denn das hätte uns keiner vorausgesagt - das Gegenteil war der Fall. Wir sind immer unterschätzt worden. Vielleicht ist das unser Geheimnis", mutmaßt die Vereins-Chefin, die vor dem Spiel mit einer Kabinenansprache für zusätzliche Motivation gesorgt hat.
Warum Hartberg immer noch unterschätzt werde, weiß sie selbst nicht: "Was ich weiß: Dieser Klassenerhalt war wieder ein Sieg des Willens, der Leidenschaft und ein Sieg unseres Traums von der Bundesliga."
Rückenwind für den Stadion-Plan
Und Rückenwind für die ambitionierten Pläne des Klubs. Zwar betonte man im Vorfeld, dass Akademie und Stadion unabhängig von der Liga-Zugehörigkeit umgesetzt werden sollen.
"Sagen wir mal so: Es hilft", meint Annerl dennoch.
Korherr dazu: "Natürlich ist ein Verbleib in der Bundesliga besser, denn die Zeit drängt. Man hat gegen Ried wieder gesehen, dass es für die Oststeiermark wunderschön wäre, wenn wir ein richtiges Fußball-Stadion hätten."
Die Erfüllung dieser Vision wäre auch eine Belohnung für die diversen Personen, die jede Menge Freizeit in den Verein stecken.
Das Ehrenamt in Österreich
Annerl: "Wir haben nach wie vor, im bald fünften Bundesliga-Jahr, zwei Mitarbeiter. Der Rest arbeitet nach der Arbeit und setzt sich für den Verein ein. Das ist wahrscheinlich genau das, was man spürt, was auf die Mannschaft übergeht. Wir sind nach wie vor der Verein mit dem geringsten Budget der Liga, trotzdem schaffen wir Unglaubliches - und das gelingt nur wegen der Menschen bei uns, allen voran Erich."
Korherr dehnt Lob für seine ehrenamtliche Tätigkeit lieber auf andere aus: "In Hartberg sind es viele helfende Hände, die das leisten, oder generell in ganz Österreich, wenn man den Fußball anschaut. Das Ehrenamt gibt es ja nicht nur in Hartberg. Es gehört dazu, dass man ein bisschen etwas tut für die Bevölkerung. Die Spieler und das Publikum haben es uns heute zurückgegeben. Das war mega!"
Auch der Trainer hat das Vertrauen in seine Person zurückgezahlt.
"Er hat einen riesigen Anteil", betont Korherr bezüglich Klaus Schmidt, "er hat die Spieler wieder zu jener Leistung gebracht, die sie zuletzt geboten haben. Wir haben sehr guten Fußball gespielt, das muss man absolut mit dem Trainer in Verbindung bringen."
Annerl: "Biiiiiitte nicht wieder so spannend!"
Die Präsidentin freut sich nun auf eine Saison, in der Schmidt "in Ruhe arbeiten" könne, nachdem die Hilfe als Feuerwehrmann in den finalen zehn Runden gut funktioniert hat.
Annerls klarer Auftrag: "Biiiiiitte nicht wieder so spannend!"
Korherr weiß, wie man die dann sechste Hartberger Bundesliga-Saison garantiert etwas früher sicherstellen könnte.
"Dafür bräuchten wir mehr Geld", lacht der Obmann. Also wird weiter harte Arbeit gefordert sein.