Man kann getrost behaupten, dass Christoph Urdl der Umstieg von der Regionalliga Mitte in die Admiral Bundesliga gelungen ist.
Der 23-jährige Angreifer wechselte im Juli vom Deutschlandsberger SC zum TSV Hartberg, wo Onkel Markus Schopp das Trainer-Zepter schwingt.
Nach zwei Kurzeinsätzen zu Beginn der Bundesliga-Saison gegen Austria Lustenau und Blau-Weiß Linz, wo er bereits einen Assist verbuchen konnte, durfte der Rechtsfuß just im Auswärtsspiel gegen den SK Rapid Wien über eine gesamte Halbzeit ran.
Es gibt bestimmt leichtere Pflaster als das Allianz-Stadion, um erstmals zumindest 45 Minuten auf dem Platz zu stehen - doch Urdl hat seine Chance am Schopf gepackt, stand in der 68. Spielminute in Torjäger-Manier goldrichtig und erzielte den 1:0-Siegtreffer für die Oststeirer.
Urdl schiebt wie Thomas Müller ein
"Es ist ein Wahnsinn. Ich muss das erst einmal realisieren, eine Nacht drüber schlafen. Es gibt nicht viel geilere Orte, beim größten Verein Österreichs, das 1:0-Siegtor zu schießen", ist der 23-Jährige sprachlos.
"Er muss den Ball im Prinzip nur mehr über die Linie schieben, Thomas-Müller-like", lacht Stürmer-Kollege Maximilian Entrup.
Der Ex-Rapidler war einer der Initiatoren der Torszene, nachdem Christoph Lang den Ball mit einem guten Pressing-Verhalten gegen Maximilian Moormann erobert hatte. Über Entrup und Ruben Providence wanderte das Leder zu Urdl, der nach seinem Treffer vom gesamten Team geherzt wurde.
"Ein super Bua, der wird seinen Weg machen. Solche Spieler brauchen wir in Hartberg."
"Das hat er sich selbst nicht erträumt. Ich bin richtig stolz", sagt Kapitän Jürgen Heil. Er kann sich in Urdls Situation hineinversetzen: "Er kommt aus der Regionalliga, ich habe selbst mit Hartberg in der Regionalliga gespielt. Da weiß ich, wie es ist, wenn du plötzlich gegen Rapid spielst. Da bist du etwas nervös."
Onkel Schopp schwärmt von seinem Neffen
Diese Nervosität hat sich der 23-Jährige jedoch nicht anmerken lassen, gemeinsam mit Providence brachte er nochmal den nötigen Schwung in die Hartberger Offensive.
Heil bestätigt: "Wie er reingekommen ist, auch das letzte Mal schon (gegen Blau-Weiß Linz, Anm.), da hat er einen Assist gemacht - ein super Bua, der wird seinen Weg machen. Solche Spieler brauchen wir in Hartberg."
Davon ist auch Onkel und Cheftrainer Markus Schopp überzeugt. "Christoph ist ein fantastischer Fußballer, der technisch fantastische Anlagen hat. Er ist in der letzten Zone gefährlich, aber nicht nur selbst. Er schafft es auch, jemanden mit dem letzten Ball in eine tolle Position zu bekommen."
Sein Neffe habe sich bewusst für den großen Schritt aus der Regionalliga in Österreichs höchste Spielklasse entschieden, entsprechend viel habe er auch noch zu lernen. "Aber der Lernprozess ist einfacher, wenn er mit einem Tor und einem Sieg belohnt wird", weiß der Coach.
Urdl: "Viel geilere Siege gibt es nicht"
Für den Gold-Torschützen gibt es nicht "viel geilere Siege. Rapid auswärts zu schlagen, mein erster Bundesliga-Sieg, mein erstes Tor - es kommt alles zusammen. Aber das ist zweitrangig, wir haben drei Punkte eingefahren", denkt er an das Große Ganze.
Denn die beiden Auftakt-Runden waren für Hartberg alles andere als leicht zu verdauen, sowohl gegen Lustenau als auch in Linz wurden jeweils Zwei-Tore-Vorsprünge verschenkt. "Diese Siege hätten wir über die Zeit bringen müssen", betont Urdl.
Umso stolzer ist er nach dem ersten Saisonsieg auf sich, aber auch die Mannschaft. "Wir verdienen es uns einfach. Wenn wir jetzt mit neun Punkten dastehen würden, sagt keiner was. Jetzt sind es fünf, das ist auch nicht schlecht. Neun wären aber besser."
Der Sieg soll gebührend gefeiert werden. "Das werden wir im Bus schon machen", lacht der 23-Jährige. Wird mit einem Bier angestoßen? "Das glaube ich nicht", sagt Urdl mit einem Augenzwinkern.
Immerhin wartet am nächsten Wochenende das Heimspiel gegen Bundesliga-Krösus Red Bull Salzburg.