Der Videobeweis kommt nach Österreich!
Von vielen Spielern, Trainern, Schiedsrichtern und Experten seit Wochen und Monate gefordert, dürfte nun der Video Assistant Referee (VAR) auch in der heimischen Bundesliga nicht mehr aufzuhalten sein.
Wie der ÖFB und die Bundesliga bei einer gemeinsamen Pressekonferenz bekanntgeben, gibt es einen klaren Zeitplan zur Einführung des neuen Tools. Demnach soll der VAR ab März 2021 in Österreich zum Einsatz kommen.
Damit würden die Playoff-Spiele im Frühjahr nach der Punkteteilung bereits unter technischer Mithilfe über die Bühne gehen.
Die Kosten für die Umsetzung sind enorm. Die Einführung und der Betrieb für die ersten fünf Jahre soll rund 8,5 Millionen Euro kosten.
Schiedsrichter traten an Windtner heran
ÖFB-Präsident Leo Windtner ist erfreut darüber, positive Nachrichten vermitteln zu dürfen:
"Wir haben im Präsidium den Grundsatzbeschluss getroffen, dass der VAR bei uns eingeführt wird und in der Bundesliga ab dem Finaldurchgang 2021 zum Einsatz kommt", erklärt der Oberösterreicher.
Wie es dazu kam? "Ich bin im Frühjahr von den Schiedsrichtern zum Gespräch gebeten worden, wo es um die Einführung des VAR ging. Es haben alle darauf hingewiesen: Wenn wir im internationalen Kontext wieder auf dem Top-Level bei Schiedsrichtern ankommen wollen, muss zuerst die Einführung des VAR geschafft werden."
"Riesenschritt im österreichischen Fußball"
Bei einem UEFA-Meeting vor ein paar Wochen wurde dann klar, dass die meisten Nationen in Österreichs Größenordnung aktiv an die Umsetzung des Video-Assistenten nachdenken. Demnach wollte der ÖFB und die Bundesliga nicht als Nachläufer abgestempelt werden und hat sich für die Umsetzung eingesetzt.
Windtner schwärmt: "Das ist ein Riesenschritt im österreichischen Fußball!" Auch Julian Weinberger meint stellvertretend für die Schiedsrichter-Zunft: "Ein absolut toller Tag für die Schiedsrichter. Damit bricht eine neue Ära in Österreich an und es ist schön, ein Teil davon zu sein."
Enorme Kosten, die zum Teil auch die Klubs tragen
Dass die neueste Technologie jedoch für große Kosten sorgt, ist kein Geheimnis. Wie Windtner verrät, stellt der ÖFB eine Million Euro einmal für die Einführungsphase zur Verfügung.
"Die Kosten für den laufenden Betrieb betragen dann 1,5 Millionen Euro per anno. Das ist ein gewaltiger Aufwand, den die Bundesliga leistet. Wenn man das zusammenrechnet, kommen für die ersten fünf Jahre mit Einführung und Betrieb zusammengerechnet 8,5 Mio. Euro heraus – das ist zwar viel Geld, aber wirklich eine nützliche Investition zum Wohle des heimischen Fußballs", findet Windtner.
Auch Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer geht mit einem "sehr positiven Gefühl" in das neue Projekt, da alles zu begrüßen sei, das den Sport und Fußball gerechter macht. Dabei betont er auch, dass die Kosten für den VAR dann auch auf die Bundesliga-Klubs aufgeteilt und bei der Lizenzabgabe abgerechnet werden.
Keine Torlinientechnik geplant
Allerdings haben die Klubs sonst keine Voraussetzungen zu erfüllen und somit hat die VAR-Einführung keinen direkten Einfluss auf die Lizenzvergabe. Durch Vermarktungsmöglichkeiten erhofft man sich, weitere Einnahmen zu erzielen, um die Kosten für die Klubs zu senken.
Vorerst definitiv kein Thema ist die Torlinientechnik, die in anderen Linien parallel zum Video-Assistenten eingeführt wurde. Ebenbauer stellt klar: "Die Torlinientechnik ist derzeit nicht geplant. Das ist eine finanzielle Hürde, die wir uns derzeit nicht leisten können."
Einstimmige Entscheidung der Klubs
Trotz einiger Diskussionen in letzter Zeit konnte man die Klubs von der Idee des VAR überzeugen.
Der Bundesliga-Vorstand konkretisiert: "Es war eine einstimmige Entscheidung aller Klubs. Im Dezember sei der Grundsatzbeschluss gefallen, dieses Unternehmen mit der neuen Vergabe der TV-Rechte zu starten.
Ebenbauer findet es gut, dass nun schon früher Schritte gesetzt werden, um im März 2021 das neue System zu integrieren und dass in dieser Hinsicht ein Zahn zugelegt wurde.
2017/18 waren Deutschland und Italien die ersten der Top-Ligen, die auf das VAR setzten. Inzwischen haben Spanien, Frankreich und zu Beginn der aktuellen Saison England nachgezogen. Auch in Österreichs Nachbarland Schweiz kommt das System seit Sommer 2019 zum Einsatz.
Wie ist die weitere Vorgehensweise? Und was gibt es für zusätzliche Neuigkeiten? Als Gesprächspartner bei der Pressekonferenz standen ÖFB-Präsident Leo Windtner, Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer, BL-Spielbetriebsleiter David Reisenauer und Schiedsrichter Julian Weinberger zur Verfügung.