Dass es ein Vater-Sohn-Duo schafft, auf ähnliche Weise im Sport aufzuzeigen, hat Seltenheitswert. Leo und Stefan Lainer haben das im Fußball sogar auf der gleichen Position zustande gebracht.
Im Doppel-Interview auf "quattro.at" sprechen die beiden über viele Aspekte, in denen sich der Fußball mittlerweile verändert hat: Taktiken, Trainer-Mentalitäten, aber auch die Bedeutung von Einzelspielern: "Die Burschen heute sind laufstärker, schneller und auch fußballerisch besser. Wir haben mehr von unserer Kameradschaft gelebt - und das richtig gut", schätzt Leo Lainer, der als Betreuer der U16 von Red Bull Salzburg tätig ist.
Sein Sohn stimmt zu: "Früher gab's mehr Individualisten, die den Unterschied ausgemacht haben. Wenn ich mir unsere Mannschaft anschaue, wüsste ich keinen, der in dieser Saison nicht eins zu eins ersetzt worden ist. Individualisten, von denen die ganze Mannschaft lebt, gibt's kaum noch. Unser Credo lautet: Unser Star hat elf Köpfe."
Was sich besonders geändert hat
Taktisch seien Pressing und Gegenpressing die bestimmenden Begriffe, die den modernen Fußball von "früher" unterscheiden: "Wir haben das nicht trainiert - hätten es aber wahrscheinlich auch ganz gut hingekriegt. Es gab auch bei uns laufstarke Typen wie Feiersinger, Artner und noch einige andere. Es bedarf natürlich einer enorm guten Vorbereitung, um das über 90 Minuten spielen zu können. Damals konnten mehr einzelne Spieler, so wie es Stefan sagt, ein Match im Alleingang entscheiden. Ich denke da bei Rapid an Panenka, Brucic oder Krankl", schätzt Leo Lainer ein.
Auch Stefan ist sich sicher: "Mannschaftstaktisch sind wir heute auf einem ganz anderen Level, ein Leistungseinbruch eines einzelnen Spielers wirkt sich nicht so stark aus."
Happel? Würde heute nicht mehr gehen
Auch die Betreuung, unter der ein einzelner Spieler und die ganze Mannschaft stehen, haben sich deutlich gewandelt. Mittlerweile kümmert sich ein ganzer "Staff" um die Fortschritte. "Wir hatten damals den Chef-Trainer, einen Co-Trainer, Tormann-Trainer aus", so Leo Lainer.
"Happel war einzigartig, aber ich könnte ihn mir heute nicht als Trainer vorstellen. Mit seiner Art würden viele Spieler nicht zurechtkommen. Da musste man schon viel schlucken, sensibel durfte man nicht sein."
Typen, wie es Ernst Happel waren, könne er sich im heutigen Fußball gar nicht mehr vorstellen: "Happel hat dir zweimal erklärt, was er sich von einem rechten Verteidiger erwartet. Ein drittes Mal hätte er es dir nicht mehr erzählt. Happel war einzigartig, aber ich könnte ihn mir heute nicht als Trainer vorstellen. Mit seiner Art würden viele Spieler nicht zurechtkommen. Da musste man schon viel schlucken, sensibel durfte man nicht sein."
Dass Vater wie Sohn die gleiche Position bekleide(te)n, sei laut Stefan übrigens Zufall: "Wir sind beide lauf- und zweikampfstark und haben ganz viel Offensivdrang. Überspielt werden wir auch nicht so leicht. Das sind ein paar Dinge, die für einen Außenverteidiger ganz gut passen. Deswegen haben meine Nachwuchstrainer irgendwann dort bei mir das meiste Potenzial gesehen. Ich glaube, sie hatten Recht."
Daran ist der Auslands-Wechsel gescheitert
Und noch eine Parallele gibt es in der Familie Lainer, die durch Stefan aber bald ausgeräumt werden soll: Der fehlende Auslands-Transfer.
"Das Ausland wäre mein Wunsch gewesen, aber du bist als rechter Verteidiger nicht so leicht wo untergekommen. 1984/85 hab ich richtig gut gespielt, ich hab mir gedacht, jetzt ist es soweit. Aber im Finale gegen Everton (mit Rapid im Europapokal der Pokalsieger, Anm.) hat ein Fehler von mir zum 0:1 geführt. Da war für mich klar, jetzt interessiert sich kein Mensch mehr für mich", bedauert Leo.
Bei Stefan dürfte das Gegenteil der Fall sein, auch wenn er im Vorjahr ebenfalls recht knapp an einem europäischen Titel vorbeigeschrammt ist. "Grundsätzlich kann ich mich überall verbessern. Ich hab nicht das Gefühl, dass ich den Zenit schon erreicht habe", ist dieser von seinem Verbesserungspotenzial überzeugt.