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Was muss im Rapid-Kader passieren?

Viele Ab-, wenig Zugänge. Und Murg? Ist Rapids-Kader qualitativ gewappnet?

Was muss im Rapid-Kader passieren? Foto: © GEPA

Der SK Rapid ist im Wandel, der Umbruch größer als anfangs vermutet.

Aber in Wirklichkeit blieb diesen Sommer kein Stein auf dem anderen. Insgesamt neun bei den Profis verankerte Spieler haben den Verein in dieser Transferperiode verlassen, nur vier wurden neu verpflichtet.

Die angestrebte Kader-Reduzierung ist definitiv gelungen. Viel mehr stellt sich jedoch die Frage, ob der Kader dadurch qualitativ besser geworden ist oder ob sich nicht doch die eine oder andere Baustelle aufgetan hat.

Auf einigen Positionen besteht definitiv noch Handlungsbedarf. Die Verkäufe von Mert Müldür und Marvin Potzmann binnen weniger Stunden haben Löcher ins dichte Aufgebot gerissen, zudem könnte ein möglicher Transfer von Thomas Murg für weitere Probleme sorgen.

LAOLA1 hat sich angeschaut, wie es aktuell um den Rapid-Kader bestellt ist.

Nach außen hin wird bei den Hütteldorfern die heile Welt vorgespielt. Sportdirektor Zoran Barisic bleibt seiner Linie treu, nicht auf Gerüchte oder Namen einzugehen, ehe deren Unterschrift unter dem Vertrag trocken ist.

Das zahlte sich bei den überraschenden Transfers von Maximilian Ullmann oder Koya Kitagawa aus, auch auf der Abgabe-Seite kam der Potzmann-Wechsel zum LASK eher überraschend und wurde hinter den Kulissen vorbereitet.

Immer wieder wurde betont, dass die Wiener für den Fall der Fälle gerüstet seien, sollte es Abgänge geben. Bei Personalien wie Murg, Müldür oder Richard Strebinger wurde am ehesten mit einem Transfer spekuliert.

Durch die neue Unausgeglichenheit im Kader muss aber etwas passieren - zumindest auf einzelnen Positionen.

TOR:

Rapid-Fans können beruhigt werden - um Richard Strebinger ist es zuletzt ruhig geworden. Anfängliche Gerüchte über einen Auslandswechsel der klaren Nummer 1 sorgten für Spekulationen, doch der Familienvater hat immer wieder betont, dass er nicht unbedingt weg muss von Rapid, wenn nicht das für alle Seiten passende Überangebot kommt. Somit bleibt die Hierarchie im Tor - sollte nichts Unerwartetes passieren - gleich. Strebinger bleibt die Nummer 1, mit Tobias Knoflach hat man einen verlässlichen Backup und der dritte Keeper Paul Gartler wird mit mittlerweile 22 Jahren und Leihen in den vergangenen Saisonen darauf hoffen, bald einmal den nächsten Schritt machen zu können.

AUßENVERTEIDIGUNG:

Hier drückt der Schuh gewaltig. Marvin Potzmann war der letzte Abgang auf dieser Position. Mert Müldür rückte auch immer wieder auf die Außenposition, zumindest in der Viererkette und ist jetzt nicht mehr verfügbar. Auch Manuel Thurnwald und Boli Bolingoli verließen den Verein. Heißt zusammengefasst: Vier Außenverteidiger wurden abgegeben, mit Maximilian Ullmann wurde aber nur einer nachgeholt. Hier muss noch gehandelt werden, obwohl nach der Umstellung auf das 3-5-2 die Außenverteidiger im ursprünglichen Sinn nicht mehr so gebraucht werden. Allerdings bleiben bei einer flexiblen Rückkehr zur Viererkette mit Ullmann und Allrounder Stephan Auer eigentlich nur mehr zwei Kandidaten übrig - ansonsten müsste schon improvisiert werden. In der Fünferkette würden etwa Thorsten Schick oder sogar Taxiarchis Fountas die Aufgaben auf den Außenbahnen erledigen können. Ein weiterer Neuzugang ist aber fast unumgänglich. Nicht umsonst wird der Name von Filip Stojkovic von Roter Stern Belgrad ins Spiel gebracht. Barisic und Kühbauer wollen den Namen des montenegrinischen Teamspielers nicht kommentieren, müssen aber darauf angesprochen lächeln. Der 26-jährige, rechte Verteidiger könnte für rund 300.000 Euro plus Weiterverkaufsbeteiligung nach Wien wechseln, wie die serbische Sportseite "Mozzart Sport" berichtet.

INNENVERTEIDIGUNG:

Quantitativ hat man trotz des Abgangs von Müldür wohl kein Problem, beim genaueren Hinsehen auf das Personal jedoch schon. Der eigentlich gesetzte Christopher Dibon neigt zur Verletzungsanfälligkeit. Zumindest nach dem Sturm-Spiel dürfte ihn das Cut unter dem Auge keine Einsätze kosten, weil er mit Maske aufläuft. Trotzdem war er die vergangenen Jahre alles andere als ein Dauerbrenner. Mario Sonnleitner war zuletzt noch einer der Verlässlicheren, ist aber mit 32 Jahren schon ins Alter gekommen und kleine Blessuren machen auch vor ihm nicht Halt. Maximilian Hofmann ist ein Ur-Rapidler und einer der Lautsprecher in der Mannschaft, aber meist nur zweite Wahl, wenn alle fit sind. Aktionen wie die zwei rotverdächtigen Fouls gegen St. Pölten sind keine Einzelfälle. Dazu kommt noch Mateo Barac, den Rapid eigentlich loswerden wollte und der nach einem schwachen ersten Jahr erst seine Stärken beweisen muss. Der Fünfte im Bunde ist der junge Leo Greiml, der mit 18 Jahren schon gute Ansätze zeigte, jedoch scheinbar noch nicht soweit ist, um Stammspieler zu werden. Da man mit Müldür ein Top-Talent verloren hat, sollte in dieser Hinsicht entweder wieder mehr Augenmerk auf die eigene Jugend geholt oder die Qualität mit einer Neuerwerbung erhöht werden.

DEFENSIVES MITTELFELD:

Der Ausfall von Srdjan Grahovac schmerzt. Er wird mit einem Muskeleinriss in der Wade längere Zeit fehlen, doch sein Ersatzmann steht mit dem vor einigen Wochen wiedergenesenen Dejan Ljubicic schon parat. Ansonsten kann auch Schwab wieder wie in der Vergangenheit defensiver agieren, auch Auer wäre eine Alternative auf dieser Position. Handlungsbedarf herrscht keiner, da auch Grahovac noch im Herbst zurückkehren sollte. Auch Manuel Martic bekommt sporadisch Einsätze, wenn er im Kader steht. Für den Langzeitverletzten Ivan Mocinic wurde ja bekanntlich eine Lösung gefunden.

OFFENSIVES MITTELFELD:

Hier steht und fällt alles mit der Zukunft von Thomas Murg. Mit starken Leistungen hat sich der 24-jährige Steirer für höhere Aufgaben empfohlen, doch einen Spieler wie ihn verliert Rapid nicht gerne. Deshalb bleiben die Grün-Weißen, wie man hört, in puncto Ablöse stur und beharren auf vier Millionen Euro. Bisher war keiner bereit diese Summe zu zahlen. Interesse gab es von vielen Seiten, konkrete Angebote scheinbar nicht. Das Gerücht mit dem 1. FC Köln wurde wieder aufgewärmt, obwohl Murg an diesem Tag laut Rapid gar in Deutschland gewesen sein konnte. Was nicht heißt, dass Köln möglicherweise doch noch ernst macht. Geht Murg, verliert Rapid einen der auffälligsten Spieler in der Offensive und einen Antreiber. Ein Ersatzmann von ähnlicher Qualität wäre wohl ein Muss für Rapid. Wo man den noch herbekommt vor Transferschluss? Der Name Konstantin Kerschbaumer geisterte herum, würde aber mit Sicherheit einiges kosten. Mit Thorsten Schick hat sich ein Neuzugang auf der rechten Außenbahn etabliert, Fountas und Philipp Schobesberger können außen aushelfen. Zentral spielte Schwab zuletzt wieder abgeklärter als noch zuvor. Wenig Spielzeit unter Kühbauer bekommt jedoch Christoph Knasmüllner, der seine Defizite in der Rückwärtsbewegung hat. Tamas Szanto musste neuerlich unters Messer und fällt weiter aus. Dem 18-jährigen Nicholas Wunsch gehört die Zukunft, die bisherigen Auftritte waren bereits vielversprechend. Im Mittelfeld bieten sich doch einige Möglichkeiten, einen Spielertyp wie Murg hat man jedoch keinen zweiten im Kader, deshalb wäre für den Fall der Fälle ein Handeln unabdingbar. Mit Kelvin Arase und Andrei Ivan hat man auch im offensiven Mittelfeld Spieler abgegeben.

STURM:

Viele Fragezeichen gibt es noch im Angriff! Bisher funktioniert nämlich nur Taxiarchis Fountas, der sich mit seiner Lauffreudigkeit, seinen Pressing-Qualitäten und drei Saisontoren gut eingefügt hat. Philipp Schobesberger hat hingegen noch immer nicht seine Form erreicht, zudem scheitert das System wie gegen Sturm bei langen Bällen. Aliou Badji kommt seither im 3-5-2 meist nur als Joker, weil der Senegalese verunsichert wirkt und jene Stärke am Ball vermissen lässt, die er im Frühjahr schon gezeigt hat. Schlechte Ballannahmen, schlechte Abschirmung bzw. Verarbeitung machen ihn derzeit nicht zu einem echten Kandidaten für die Startelf. Bleibt noch Koya Kitagawa. Mit vielen Vorschusslorbeeren gekommen, wurde daraufhingewiesen, dass er einige Zeit benötigen wird, um sich einzufügen - obwohl sofortige Hilfe gut getan hätte. Nun sind bereits einige Wochen vergangen, doch über die Ersatzbank kam der Japaner noch nicht hinaus. Die Verständigung soll dank eines Dolmetschers nun besser laufen, fußballerisch muss er sich aber erst an den Rapid-Stil und die neuen Anweisungen gewöhnen. Aller Voraussicht nach wird das "Langzeitprojekt" mit ihm, aber noch seine Zeit dauern. Ein wahrer Knipser ist nicht in Sicht, die Variante mit Fountas und Schobesberger zwar beweglich, agil und gefährlich, aber bisher nicht durchschlagskräftig genug. Ein anderer Stürmertyp würde Rapid noch gut tun, es ist aber eher unwahrscheinlich, dass man auf dieser Position nach Abgängen von Andrija Pavlovic und Deni Alar noch nachrüstet.

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