Wie weit ist Yusuf Demir?
Dies ist eine jener spannenden Fragen, die zum Saisonstart beim SK Rapid aufpoppen. Der Rückkehrer vom FC Barcelona hat eine neue Welt in der spanischen La Liga kennengelernt, trotzdem wollte er nach dem Hin und Her um seinen Leihvertrag zurück nach Wien.
Eine große Sache für die Hütteldorfer, auch für Sportchef Zoran Barisic, der dabei die Fäden zog und das nicht für möglich geglaubte "Wunder" realisieren konnte. Wie sich der 18-jährige Ballzauberer bei Rapid wieder eingefügt hat, freut ihn umso mehr.
"Er fühlt sich in erster Linie einmal wohl, das ist ganz wichtig, dass er mit Freude dabei ist. Dass er Talent hat, wissen wir. Er hat aber trotzdem einiges nachzuholen, vor allem, was den physischen Aspekt betrifft", orteten "Zoki" und Trainer Ferdinand Feldhofer schnell Nachholbedarf.
Die Ankündigungen des FC Barcelona, Demir bis Sommer auf der Bank schmoren zu lassen, um nicht die Einsatz-bezogene Ablöse von zehn Millionen Euro zahlen zu müssen, sorgten für Stirnrunzeln. Bisher hielt man sich bei den Rapid-Verantwortlichen zurück. Was den körperlichen Zustand betrifft, muss Barisic aber schon ehrlich zugeben:
"So viel dürften sie bei Barcelona nicht gearbeitet haben in gewissen Bereichen. Das klingt jetzt möglicherweise provokant, aber es ist so. Deshalb wird er sich Schritt für Schritt wieder einklinken in die Mannschaft. Das Talent, den Ehrgeiz und den Willen dafür hat er."
Reifer, gesprächiger - "vor allem lacht er wieder"
Druck will man auf den Youngster nicht aufbauen. Der große Wunsch wäre jedoch, dass Demir zur Schaltzentrale im offensiven Mittelfeld hinter den Spitzen wird und dort seine Stärken ausspielt.
In seiner ersten Ära bei den Grün-Weißen hat er seine Genialität schon öfters aufblitzen lassen, auch wenn er sich noch nicht auf Dauer durchsetzen konnte und auf überschaubare Einsatzzeiten kam.
Doch sportlich könnten die Erfahrungen bei einem der größten Klubs der Welt ebenso die Entwicklung gefördert haben wie menschlich. Denn Barisic sieht durchaus Veränderungen bei seinem Schützling, der vor dem Wechsel nach Spanien schüchtern, introvertiert und nicht gerade als Mann der großen Worte galt.
"Vielleicht ist er ein bisschen reifer geworden", meint Barisic darauf angesprochen. "Vielleicht ist er gesprächiger oder kommunikativer geworden. Vor allem lacht er wieder, und noch viel mehr. Man merkt, dass er eine Freude hat, wieder retour zu sein, zu Hause bei seiner Familie und dass er mit den Ex-Kollegen wieder zusammen kicken kann."
Das ist eine durchaus gute Grundlage, um Demir bei Rapid wieder aufblühen zu sehen. Auch wenn noch einiges an Arbeit bevorsteht, ist man sich bei den Wienern sicher, dass der Eigenbauspieler dem SCR noch viel Freude bereiten wird.