So furios der Auftakt des SK Rapid Wien mit dem 8:1-Sieg gegen den Wolfsberger AC in die Meistergruppe auch war, so glanzlos verliefen aber auch die vergangenen beiden Auftritte gegen Salzburg und Sturm Graz.
Während die Hütteldorfer gegen Salzburg noch hoffnungslos unterlegen waren, darf das Remis gegen Sturm am Sonntag (Spielbericht >>>) durchaus als enttäuschend angesehen werden. Dies liegt aber einzig an der Tatsache, dass Rapid nach dem Ausschluss von Kelvin Yeboah in der 39. Spielminute in Überzahl agierte, die numerische Überlegenheit jedoch nicht im Geringsten auszunutzen wusste.
Ein Problem, das nicht zum ersten Mal in der laufenden Saison im Lager des SCR auftritt. Genauso, wie die eine oder andere zusätzliche Unzulänglichkeit, die Rapid das Leben nicht nur im Spiel gegen Sturm Graz am Sonntag, sondern auch zuvor, im Laufe der aktuellen Spielzeit, das eine oder andere Mal bereits erschwerte.
Das sind die grün-weißen Problemzonen:
1. Fehlender Killer-Instinkt in Überzahl
Gegen Sturm Graz zeigte sich abermals ein Problem, mit welchem Rapid in dieser Saison bereits auffallend oft konfrontiert wurde. Das Spiel gegen Sturm ist die zweite Partie in der laufenden Spielzeit, in der Rapid nach einem Ausschluss auf der gegenüberliegenden Seite in Halbzeit eins nicht über ein 0:0 hinauskam - bereits gegen den SCR Altach in Runde 17 des Grunddurchgangs ereignete sich dieses Phänomen.
"Es sind zwei verschiedene Spiele. Gegen Altach haben wir auch die Chancen gehabt auf ein Tor. Gegen Sturm haben wir nicht die großen Möglichkeiten gehabt. Die Chancen, die wir gehabt haben, hätten wir in Überzahl aber besser ausspielen müssen", bekrittelte Rapid-Trainer Kühbauer das Verhalten mit einem Mann mehr gegen Sturm am Sonntag im Interview mit "Sky".
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Auch Thorsten Schick zieht nach dem Spiel gegen Sturm einen Vergleich zur Partie im Ländle. "In Altach haben wir noch mehr Torchancen gehabt in der zweiten Halbzeit. Das ist uns heute leider nicht geglückt", meinte er nach dem Remis am Sonntag.
"Wenn du im Großen und Ganzen über 45 Minuten ein Mann mehr bist, muss einfach mehr Zwingendes rausschauen. Das haben wir nicht geschafft, das müssen wir uns ankreiden lassen. Der Punkt ist natürlich enttäuschend", brachte Schick die Mängel der Wiener auf den Punkt.
Wer sich erinnert, hätte die Liste der 0:0 in Überzahl durchaus um ein Spiel länger sein können. Auch in Runde 19 gegen die SV Ried spielte man lange Zeit mit einem Mann mehr. Vieles deutete auch auf ein torloses Remis hin, ehe ein Geniestreich von Yusuf Demir in der 90. Minute Rapid doch noch den Sieg brachte.
2. Fehlende Kreativität/Geschwindigkeit im Kombinationsspiel
Ein Punkt, der sich leicht mit dem fehlenden Killer-Instinkt in Überzahl vereinbaren lässt, ist die fehlende Kreativität im Passspiel. Immerhin gehen die beiden Bulletpoints Hand in Hand. Ein nicht funktionierendes Kombinationsspiel war es, das Rapid am Sonntag davon abhielt, die Überzahl-Situation mit einer gewissen Kaltschnäuzigkeit auszunützen.
"Ich denke, dass Sturm mit einem Mann weniger versucht hat, hinten dicht zu machen", beschrieb Kühbauer die Situation gegen die Grazer. "Wir haben einfach zu wenig Bewegung in unseren Aktionen gehabt. Wir waren zu statisch, haben den Ball nicht schnell genug zirkulieren lassen, haben Sturm eigentlich im Spiel drinnen lassen. Das hätte nicht passieren dürfen, das war eher eine schlechte Leistung von uns."
Eine große System-Umstellung habe es bei Sturm am Sonntag nicht gegeben, dennoch taten sich im Offensivspiel der Hütteldorfer aufgrund des Ausschlusses mehr Räume auf. Räume, die Rapid nicht zu nutzen wusste.
"Eine Mannschaft mit einem Mann weniger muss natürlich mehr laufen. Es fehlt ihnen ein Stürmer, aber das System ist dasselbe. Da muss man Lösungen finden und die haben wir heute leider nicht gefunden", meinte Kühbauer.
"Wir haben es zu langsam gemacht im Ballbesitz. Kurz gesagt, hat uns die Rote Karte heute nicht gutgetan", befand Schick nach der Partie.
3. Fehlende Präsenz in den Zweikämpfen
Alles andere als ideal präsentierte sich das Zweikampfverhalten der Wiener am Sonntag. Bereits in einer über weite Strecken zerfahrenen ersten Halbzeit, zog man gegen den etwas aktiveren SK Sturm oft den Kürzeren.
Verdeutlicht wurde das Problem aber vor allem in der zweiten Halbzeit, in der Rapid trotz numerischer Überzahl den Grazern oft nur hinterherlief. "Die Spieler wissen ganz genau, dass es nicht das war, was man braucht", kritisierte Kühbauer die Leistung seines Teams.
"In der zweiten Halbzeit war es so, dass eigentlich alle gefühlten 30 Sekunden ein Foul war. Da hat man dann nicht diesen Rhythmus bekommen", fand Kühbauer. "Mir wäre es fast lieber gewesen, wenn wir 11-gegen-11 gespielt hätten, dann hätten wir vielleicht nicht alle 30 Sekunden ein Foul gesehen", legte der Burgenländer nach.
Im Großen und Ganzen lässt sich die mangelnde Leistung der Hütteldorfer gegen Sturm auf diesen Punkt runterbrechen, wie Kühbauer meinte: "Wir waren in den Zweikämpfen nicht da – und das war das größte Problem."