Acht Tore aus acht Bundesliga-Spielen - und plötzlich derer fünf gegen Hartberg. Zwar im ÖFB-Cup, aber gegen einen Bundesligisten. Es schien, als hätte die Wiener Austria zu einem ganz wichtigen Zeitpunkt beweisen wollen, dass sie es doch kann.
Mit dem Aufstieg ins Viertelfinale wurde der Grundstein für eine Woche gelegt, die mit einer Derby-Überraschung einen Turnaround für das Jahres-Finish anstoßen könnte.
Eine Überraschung - denn nicht immer gibt es im Derby eine klare Rollenverteilung, aber mit zwei Punkten aus den letzten vier Bundesliga-Auftritten bleiben Ansprüche gegen einen Europacup-Starter, der letzte Woche den Sprung an die Tabellenspitze verpasste, im Rahmen.
"Ich würde die Ausgangssituation, wenn es möglich wäre, gern tauschen. Wenn ich mir die letzten Wochen ansehe, muss ich sagen: Das Momentum spricht eher für Rapid", ist Peter Stöger bewusst.
"Aber ich weiß nicht, ob man von Favoriten sprechen kann. Es ist mit den jetzigen Rahmenbedingungen für alle schwierig. Wir haben bei Rapid auch gesehen, dass sie eine Situation liegen gelassen haben, an die Spitze zu kommen."
Ein Derby, das viel wettmacht?
Unter Zugzwang ist trotz der knappen Konstellation an der Spitze eher die Austria, die dringend ein Erfolgserlebnis in der Liga braucht. Sonst könnte sich früh der erneute Kampf gegen den "ominösen Strich" abzeichnen.
"Wir haben registriert, dass dass Rapid hier zuletzt Probleme hatte. Wir haben zu Beginn der Saison aus Standards sehr viel herausgeholt und haben Jungs, die prädestiniert sind, in diesem Bereich Bälle zu verwerten. Das hat in den letzten Spielen nicht optimal funktioniert, aber darauf legen wir Wert."
Trotzdem ist Stögers Zugang jener des Optimismus: "In einer Woche ein Cup-Sieg und dann Rapid, da kann viel ins Positive gehen. Es ist auch wegen des Zeitpunkts ein besonderes Spiel. Wenn es nicht funktioniert, wird der Rückstand auf die Top sechs größer und größer. Wir könnten aber von der Tabelle und der Stimmung her sehr viel wettmachen."
Mit dem Cup-Erfolg ist ein erster Schritt getan, besonders positiv: Wie viele Akteure sich direktes Selbstvertrauen einimpfen konnten. Sechs Spieler waren an den fünf Treffern beteiligt.
"Einen positiven Geist bringst du mit jedem Sieg in die Mannschaft. Auch mit einem, wo ein Knipser fünf Tore schießt und dann voller Adrenalin ist. Aber es ist gut, wenn fünf, sechs Spieler positive Energien haben", hofft der Trainer und Sportchef in Personalunion.
Wissen um Rapids Stärke
Ein erster Quell für Selbstbewusstsein, in dieser Saison noch nicht häufig - der Gegner kommt aber mit einem Europa-League-Erfolg und vor allem offensivem Schwung daher, dem die Niederlage in Ried zumindest in Dublin keinen merkbaren Abschwung verpasst hat.
"Für mich war das Spiel gegen Dundalk auch ziemlich souverän", meint Stöger, für den Reisestrapazen nicht ins Gewicht fallen.
So viel neue Zuversicht das 5:3 gegen Hartberg auch gegeben hat, in der Schlussphase zog hinten der Schlendrian ein. Gegen Rapid können sich die Veilchen so etwas nicht leisten.
"Die Stärke bei Rapid liegt in der Offensive. Es ist ihr großes Plus, dass sie da nicht so leicht auszurechnen sind, fußballerisch etwas drauf haben, eine gute Trefferquote vorweisen. Es wird keine Spezialaufgaben geben, aber wir sind schon vorbereitet."
Die Standards als Schlüssel?
"Es war für Rapid gut, dass Kühbauer schon zu einem Zeitpunkt Trainer war, zu dem man nicht unter die Top sechs gekommen ist. Weil er das Standing hatte, weitermachen zu können und Stellschrauben zu drehen, darum sind sie jetzt erfolgreich. Ein anderer Trainer wäre vielleicht ausgetauscht worden."
Hinten seien die Hütteldorfer im Defensiv-Verbund aber verwundbar. Insbesondere bei Standards.
"Wir haben registriert, dass dass Rapid hier zuletzt Probleme hatte. Wir haben zu Beginn der Saison aus Standards sehr viel herausgeholt und haben Jungs, die prädestiniert sind, in diesem Bereich Bälle zu verwerten. Das hat in den letzten Spielen nicht optimal funktioniert, aber darauf legen wir Wert."
Ein 0:0 ist mit solchen Vorzeichen fast ausgeschlossen, obwohl der Austria mit Kapitän Alexander Grünwald der große Strippenzieher gesperrt fehlt.
Kehrtwende dank Kühbauer-Kontinuität
Gewissermaßen kann sich die Austria auch etwas vom ewigen Rivalen abschauen, wenngleich diese Betrachtungsweise in die langfristige Perspektive fallen muss.
Aber vor nicht allzu langer Zeit hatte Rapid auch den Anschluss an die oberen "Player" der Bundesliga verloren. Dass dem nicht mehr so ist, hat für Stöger etwas mit Didi Kühbauer zu tun.
"Es war für Rapid gut, dass Kühbauer schon zu einem Zeitpunkt Trainer war, zu dem man nicht unter die Top sechs gekommen ist. Weil er das Standing hatte, weitermachen zu können und Stellschrauben zu drehen, darum sind sie jetzt erfolgreich. Ein anderer Trainer wäre vielleicht ausgetauscht worden."
Umgelegt auf die Austria eine Aussage, die vielleicht als Abwinken an andere Aufgaben - vor allem den Gerüchten in Köln (HIER nachzulesen>>>) - verstanden werden kann.
Denn was er bei Rapid als "Erfolg der Gruppe" sieht, zu der auch Zoki Barisic gehört, liegt bei Violett sogar komplett in seinen Händen.
Zuerst muss im Hier und Jetzt ein Ruder herumgerissen werden. Am liebsten im Duell mit Kühbauer. "Ich hoffe, er ist gesund am Wochenende!"