Dass Tore nachträglich annulliert werden, ist im Fußball seit der Einführung des Videobeweises keine Besonderheit mehr.
Wenn dies in Österreich, wo die Schiedsrichter erst ab kommenden Sommer auf die Unterstützung des VAR bauen können, geschieht, sorgt dies aber für Diskussionen. So geschehen bei der Partie der WSG Tirol gegen den SK Sturm, die schlussendlich mit 1:1 unentschieden (Spielbericht>>>) endete.
In Minute 63, beim Stand von 0:0, köpfte Thanos Petsos die Wattener vermeintlich in Führung und drehte bereits zum Jubeln ab. Nach großer Grazer Aufregung und einigen Minuten der Beratung zwischen Hauptschiedsrichter Manuel Schüttengruber und Linienrichter Roland Brandner wurde der Treffer aber zurückgenommen, da in der Entstehung Johannes Naschberger von außerhalb des Spielfelds kommend im Abseits stand.
"Der Moment, in dem die Sturm-Spieler interveniert haben, war mir klar, dass er die Hosen voll hat und das Tor zurücknimmt", ärgert sich WSG-Coach Thomas Silberberger bei "Sky" über die Entscheidung von Schüttengruber unter vermeintlicher steirischer Einflussnahme.
Wurde WSG ein Tor "gefladert"?
Der Tiroler gibt aber auch zu, dass die Entscheidung schlussendlich in Ordnung ging und auch mithilfe des Videobeweises so entschieden worden wäre: "Es passt eh, aber das kann kein Linienrichter der Welt sehen, dass Naschberger von außerhalb des Feldes kommt. Das war Intervention von außen."
Silberberger freut sich bereits auf die Einführung des Videoassistenten in der Bundesliga: "Mit dem VAR haben wir das Problem nicht mehr. Aber wenn er das gesehen hat, darf er das Tor nicht geben. Ansonsten muss er sagen, dass er es nicht gesehen hat und dann hätte das Tor gezählt."
Silberbergers unentspannte Stimmung lässt sich auch damit erklären, dass seine WSG mittlerweile seit sechs Runden auf einen vollen Erfolg in der Bundesliga wartet. Dazu wurde den Wattenern beim 1:1 gegen die Admira in der Vorwoche ebenfalls ein Treffer nach einer strittigen Entscheidung von Schiedsrichter Stefan Ebner vorenthalten. "Gegen die Admira haben's uns auch schon eins gefladert. Aber nutzt eh nichts, wir müssen den Blick nach vorne richten", erklärt der 47-Jährige.
Die Szene im VIDEO ab Minute 0:48 (Text wird unterhalb fortgesetzt):
Funkloch im Tivoli ist schuld
Schiedsrichter Schüttengruber selbst will Silberbergers Vorwürfe so nicht stehen lassen. Er hat eine viel profanere Erklärung für die nachträgliche Aberkennung des Treffers durch Petsos. "Das Problem, warum es so lange gedauert hat, war, dass wir in diesem Eck sehr selten einen Empfang mit dem Kommunikationssystem haben und ich mit meinem Assistenten nicht kommunizieren kann."
Zudem soll es unterschiedliche Wahrnehmungen bei Schüttengruber und Brandner bezüglich des ballabgebenden Spielers in Richtung Naschberger gegeben haben. "Ich habe versucht, ihm das mitzuteilen, aber das hat nicht funktioniert. Das Spiel ist aber weitergegangen, indem der Angriff nicht unterbrochen wurde. Wir haben dann die Kommunikation eingestellt, weil es eh nicht funktioniert hat", so Schüttengruber.
Der Oberösterreicher zeigte zwar zügig in Richtung Anstoßpunkt, nachdem Petsos seinen Kopfball im Grazer Gehäuse unterbrachte, wusste aber sofort, dass es Diskussionen mit seinem Linienrichter bedarf: "Als der Ball im Tor war, war uns klar, dass wir das besprechen müssen, weil er nicht die Abgabe und ich nicht, wo der der letzte Verteidiger war, gesehen habe."
Schüttengruber freut sich, im Endeffekt die korrekte Entscheidung getroffen zu haben: "Es ist das Wichtigste, dass im Fußball das Richtige rauskommt und das ist heute Gott sei Dank aufgrund unserer Wahrnehmung passiert."