Dianes Langes, Präsidentin von Fußball-Bundesligist WSG Tirol, bezeichnet den Umgang mit dem ehemaligen spanischen Fußball-Präsidenten Luis Rubiales als "maßlos übertrieben".
Die gesellschaftliche Reaktion auf dessen Kuss bei der WM-Siegerehrung sei nicht verhältnismäßig, betonte die Spitzenfunktionärin. Ihrer Ansicht nach läuft "im Moment vieles in die falsche Richtung".
"Ich bin mir nicht sicher, ob die Richtung stimmt, wenn, ein wenig überspitzt formuliert, der Mann vor einem Date eine schriftliche Erlaubnis dafür einholen muss, die Frau anreden zu dürfen", sagte Langes der Tiroler Tageszeitung (Freitag-Ausgabe), nachdem sie sich bereits zuvor in sozialen Netzwerken kritisch geäußert hatte.
"Das eine oder andere Gesetz hat sicher seine Berechtigung. In Summe betrachtet, gehen mir die Regelungen aber eindeutig zu weit", sagte Langes.
Langes: "Weiß, wie man sich wehrt"
Bei der Siegerehrung nach dem Final-Triumph der Spanierinnen über England am 20. August in Sydney hatte Rubiales den Kopf der Spielerin Jennifer Hermoso mit beiden Händen gepackt und sie auf den Mund geküsst. Aktuell wird in einem Verfahren der Verdacht der sexuellen Aggression und Nötigung geklärt.
Der widerwillig von seinem Amt zurückgetretene Rubiales beteuert, Hermoso habe dem Kuss zugestimmt. Die Spielerin erklärte, sie habe sich "als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe".
"Dass der offensichtliche Emotionsausbruch von Rubiales, der ganz sicher über das Ziel hinausging, am Ende aber medial so brutal ausgeschlachtet wird, finde ich persönlich, obwohl ich eine Frau bin, weit überzogen", sagte nun Langes, die sich seit Jahren in der Männer-Domäne Fußball behauptet und seit 2018 als ÖFB-Botschafterin fungiert.
Sie habe und mache "auch heute noch ab und an" ihre Erfahrungen, meinte Langes. "Aber ich weiß, wie man sich wehrt. Jede Frau hat das Recht, mal auf den Tisch zu hauen und zum Ausdruck zu bringen, dass das, was gerade passiert, zu weit geht."