"Für einen Bundesligisten war es eine Wahnsinnswoche. Jeder Gebietsligist hat bessere Bedingungen als wir", schüttelt Thomas Silberberger den Kopf.
Der Trainer der WSG Tirol wähnte sich in den vergangenen Tagen im falschen Film. Bei "Sky" berichtet er: "Die Situation war ein Wahnsinn. Wir haben einen nagelneuen Kunstrasen, auf den sich der Platzwart erst einspielen muss. Er hat den Traktor auch noch geschrottet, weil er die Kupplung durchbrennen hat lassen, wir mussten auf das Ersatzteil warten. Dann kam der Kälteeinbruch, wir mussten den Platz erst eisfrei bekommen."
An Training am Platz war fünf Tage lang also eigentlich nicht zu denken. Doch all den Widrigkeiten zum Trotz legten die Wattener einen Traumstart ins neue Jahr hin, feierten einen 4:2-Auswärtssieg beim LASK und stehen plötzlich auf dem fünften Tabellenrang.
Die Highlights der Partie als VIDEO:
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Der Schachzug mit Frederiksen
"Es macht Spaß, der Mannschaft bei ihrer aktuellen Performance zuzuschauen. Ein toller Auftakt. Das war von Oswald bis Yeboah eine überragende Leistung", jubelt der Coach der Tiroler. Nikolai Baden Frederiksen ergänzt: "Wir haben ein wirklich gutes Spiel gemacht, es war eines unserer besten in dieser Saison."
Der Däne war einer der Matchwinner der Gäste - das erste Tor von David Gugganig aufgelegt, die nächsten zwei selbst gemacht und dann auch noch den Elfer zum vierten Tor herausgeholt. Es hat sich aus Sicht der Wattener ausgezahlt, den Offensivspieler vom rechten Flügel ins Sturmzentrum zu ziehen. "Das passt besser zu mir, wenn ich weiter vorne spiele. Ich bin offensiv besser als in der Defensive, das ist kein Geheimnis", grinst die 20-jährige Juve-Leihgabe.
Beim Blick auf die Tabelle drängt sich die Frage nach der Zielsetzung der Tiroler auf. "Mich freut die Tabellensituation, wir stehen zurecht dort. Wir haben uns diesen Tabellenplatz mehr als verdient. Am meisten freut mich, dass wir den Vorsprung nach hinten ausgebaut haben", sagt Silberberger. Auf eine mögliche Teilnahme an der Meistergruppe angesprochen, winkt er aber ab: "Wir nehmen das bewusst nicht in den Mund, das haben wir so beschlossen. Aber natürlich haben wir intern eine Zielsetzung. Von mir werdet ihr nichts hören."
Auch David Gugganig schielt in der Tabelle eher nach unten: "Wir beschäftigen uns nicht mit der Meistergruppe. Das ist bei uns kein Thema. Wenn es passiert, ist es sicher schön. Aber unser Ziel sollte immer der Klassenerhalt bleiben. Für so einen kleinen Verein sind in der Bundesliga die Top 6 ein bisschen zu hoch."
Thalhammer ist sauer
Beim LASK indes hängen die Köpfe. Coach Dominik Thalhammer analysiert: "Es war sicher ein Problem, dass wir unsere Angriffe nicht gut genug vorbereitet, zu schnell tief gespielt haben und dadurch den Ball nicht in den Zonen verloren haben, in denen wir ihn verlieren sollen, weshalb wir nicht gut ins Gegenpressing gekommen sind und in der Restverteidigung nicht gut organisiert waren. Wattens hat das sehr gut gemacht und mit relativ einfachen Mitteln die Räume hinter der Kette angespielt. Das war ein Strukturproblem in unserem Spiel."
Der Trainer der Athletiker weiter: "Es ärgert mich schon. Wattens wollte das unbedingt, wir waren in vielen Phasen nicht bereit genug. Wir haben den Rückstand nicht gut weggesteckt. Eine Spitzenmannschaft muss in so einer Situation anders reagieren."
Auch Gernot Trauner lässt zwischen den Zeilen durchklingen, dass die Einstellung vielleicht nicht ganz gepasst hat: "Wir haben zu wenige Zweikämpfe gewonnen, waren von der ersten Sekunde an nicht hundertprozentig bereit, die letzten Meter zu gehen – so kommt so ein Spiel zustande. Das war eine sehr ernüchternde Vorstellung."