"Ich habe den lässigsten Job in ganz Tirol – ich bin Bundesliga-Trainer", grinst Thomas Silberberger.
Der 49-Jährige geht in seine zehnte Saison als Chefcoach der WSG Tirol, seine vierte in der Bundesliga.
Das Ziel ist wie immer der Klassenerhalt, alles andere wäre eine Draufgabe. Logisch, haben die Wattener doch wohl auch in dieser Saison das kleinste Budget der Liga.
Der Kader ist dünner als zuletzt. Giacomo Vrioni, Fabian Koch, Maxime Awoudja, Thomas Sabitzer, Markus Wallner, Thomas Anselm, Felix Kerber, Renny Smith und Mario Andric sind weg.
"Wir wissen, dass es bis jetzt zu wenig ist"
Gekommen ist hingegen noch nicht viel. "Wir wissen, dass es bis jetzt zu wenig ist. Wir haben doch neun Abgänge und nur sechs Neuzugänge. Wir müssen mit Sicherheit noch etwas tun", sagt Silberberger.
Zu den Neuzugängen zählt der Tiroler mir David Jaunegg, Cem Üstündag, Thomas Geris und Florian Tipotsch auch vier Spieler, die von den eigenen Amateuren hochgezogen wurden. Das hat in der Vorsaison bei Stefan Skrbo schon gut funktioniert, soll in Zukunft Schule machen.
Denn es ist schwer. Silberberger erklärt: "Der Markt ist dort, wo wir suchen, extrem dünn. Das Anforderungsprofil: Junger Österreicher. Das ist nicht so einfach, wie man sich das immer vorstellt."
Die wichtigste Frage vor dem Start in die neue Saison ist aber: Wer soll die Tore schießen? Mit Vrioni und Sabitzer sind die beiden Top-Torschützen der Vorsaison weg, sonst hat kein WSG-Kicker öfter als zwei Mal getroffen.
Prelec soll der nächste Stürmer-Star werden
Geht es nach den Vorstellungen der Wattener, lautet die Antwort auf diese Frage: Nik Prelec. Der Slowene ist von Sampdoria Genua nach Tirol gewechselt, hat dort einen längerfristigen Vertrag unterschrieben.
Der Angreifer hat bis zuletzt im slowenischen U21-Nationalteam gespielt, ist als 16-Jähriger nach Genua gewechselt und war im vergangenen Frühjahr in seine Heimat an Olimpija Ljubljana verliehen.
"Nik ist genau der Stürmer, den wir gesucht haben. Er hat einen tollen linken Fuß, einen super Tiefgang und ist extrem schnell", beschreibt Silberberger den 21-Jährigen, der auch durch seine körperliche Präsenz überzeugt.
Prelec hat im Nachwuchs regelmäßig getroffen, im Erwachsenen-Fußball ist er bisher aber noch nicht so richtig angekommen. Im Frühjahr schaffte er es bei Olimpija Ljubljana kein einziges Mal in die Startelf, schrieb bei elf Kurzeinsätzen ein Tor und einen Assist an.
"Hoffentlich wird auch das dritte Blind-Date eine Liebesbeziehung"
Dass sich Stürmer bei der WSG aber entwickeln können, ist vor allem in Italien längst kein Geheimnis mehr. Kelvin Yeboah hat es über Wattens zum SK Sturm, in Italiens U21-Nationalteam und danach zum Genoa CFC geschafft.
Nikolai Baden Frederiksen etablierte sich über die Tiroler im Profi-Fußball, traf in Österreich in 32 Partien 18 Mal und wurde anschließend von Vitesse Arnheim verpflichtet.
Und Giacomo Vrioni erzielte in 30 Pflichtspielen 21 Tore, wurde Bundesliga-Schützenkönig und zuletzt für rund 3,5 Millionen Euro von Juventus in die MLS zu New England Revolution verkauft.
"Ähnlich wie in den Jahren davor ist es wieder ein Blind-Date mit einem italienischen Serie-A-Klub. Uns wird ein junges, hoffnungsvolles Talent zur Verfügung gestellt und jetzt liegt es an uns, etwas daraus zu machen. Hoffentlich wird auch das dritte Blind-Date eine Liebesbeziehung", sagt Silberberger.
Der Coach weiter: "Ich erwarte sehr viel von ihm, allerdings sind die Fußstapfen, die Baden-Frederiksen und Vrioni hinterlassen haben, immens groß."
Dass von Juventus auch noch ein Stürmer kommt, schließt er indes "kategorisch aus".
Auch ein argentinischer Stürmer ist gekommen
Dafür ist ein weiterer Angreifer gekommen, nämlich aus Argentinien. Lautaro Rinaldi wurde von CA Aldosivi aus der höchsten argentinischen Spielklasse in den Westen Österreichs gelotst.
Der 28-Jährige hat schon zwei Jahre in Europa verbracht, kickte 2016/17 bei Panathinaikos in Griechenland und 2017/18 bei Brescia in Italien, ehe es über Mexiko und Peru zurück in die Heimat ging.
Silberberger sagt über ihn: "Er spielt das, was Sabitzer bei uns gespielt hat. Er behauptet Bälle gut, leitet sie gut weiter. Er ist für uns ein Ankerspieler vorne drinnen. Ich erwarte mir aufgrund seiner Erfahrung, dass er sofort funktioniert."
Und so bringt es der "lässigste Job in ganz Tirol" für den WSG-Coach mit sich, dass er in der Kabine mitunter auf ein babylonisches Sprachgewirr trifft.
"Die Ansprache in der Kabine ist großteils Englisch und Deutsch. Dann haben wir noch eine slowenische Fraktion, eine große Balkan-Fraktion. Einige Spieler können perfekt Italienisch, wie Prelec und Rinaldi. Es ist ein Mischmasch. In Englisch bin ich sattelfest, Serbokroatisch kann ich auch schon ein bisschen", grinst er.