Heile Welt bei RB Salzburg?
Möchte man meinen, nachdem der Doublesieger des vergangenen Jahres mit dem 1:1 beim SK Rapid einen wichtigen Schritt zur Titelverteidigung gesetzt hat.
Doch erstaunlicherweise war es nur das Ergebnis, welches die Stimmung im Lager der Mozartstädter heben konnte.
Abgesehen davon zeigten sich alle Beteiligten selbstkritisch, beinahe peinlich berührt, dass man mit dieser Leistung doch noch etwas Zählbares aus Wien entführen konnte.
„Unser Spiel war stark verbesserungswürdig“
„Wir müssen mit dem 1:1 hochzufrieden sein. Das Ergebnis spielt uns natürlich in die Karten, aber unser Spiel war bis zum 0:1 stark verbesserungswürdig“, stimmte Rene Aufhauser kritische Töne an.
Der Co-Trainer rückte zusammen mit dem spanischen Assistenz-Coach Ruben Martinez in den Blickpunkt, da Chefbetreuer Oscar Garcia krankheitsbedingt nicht auf der Bank Platz nehmen konnte.
Auch unter der Regie der beiden gelang es den Gästen aber wie schon in den letzten Auswärtsspielen nicht, ihre beste Performance abzuliefern. Somit blieb es bei einem Sieg in den letzten neun Auftritten in der Fremde.
„Es war eigentlich nicht mehr drin, wenn man sich unsere Leistung anschaut. Deswegen sind wir mit dem Punkt zufrieden“, musste deshalb auch Andreas Ulmer gegenüber LAOLA1 zugeben.
Ungewohntes Lob für Gegner Rapid
Die auf Meisterkurs befindlichen „Bullen“ hatten ungewohnte Probleme, das Spiel zu gestalten und sich Torchancen zu erarbeiten.
Außerdem machten sie das eigene Versagen an der Stärke des Gegners fest, der ihnen früh in dieser Partie die Schneid abkaufte.
„Es war sicher nicht unser Plan, nur auf die Defensive zu schauen. Wir haben von Rapids Stärke gewusst, es aber nicht geschafft, ihre ständigen Seitenwechsel zu unterbinden, die ihnen viel Platz verschafft haben. Rapid hat es uns ganz schwer gemacht und Druck erzeugt. Wir können von Glück sagen, dass wir mit einem 0:0 in die Pause gekommen sind“, analysierte Aufhauser die ersten 45 Minuten.
Die Bestrafung folgte aber erst nach dem Seitenwechsel, unmittelbar nach der Rückkehr auf den Platz in der 46. Minute durch Schaubs Führungstreffer für Rapid.
Erst „Weckruf“, dann Punkt für „Oscar“
Auch wenn es komisch klingt, war dieser jedoch ausschlaggebend, dass ein Ruck durch den Tabellenführer ging.
„Man kann sagen, dass das 0:1 wie ein Weckruf war. Danach ist es um einiges besser gegangen“, gab Ulmer zu.
Auch der in ungewohnter Position agierende Aufhauser bestätigte das: „Wie wir mit dem Gegentor umgegangen sind, verdient Anerkennung und zeigt, dass wir unbedingt den Ausgleich erzielen wollten.“
Dass dieser „nur“ aus einer Standard-Situation entstand, war schlussendlich nebensächlich. Verteidiger Duje Caleta-Car widmete seinen Premierentreffer prompt dem kranken Oscar Garcia:
„Dieser Punkt ist für ihn. Ich wünsche ihm gute Besserung. Das hat es nicht leichter gemacht, ohne Trainer aufzulaufen.“
Vertauschte Rollen und SMS-Kontakt
Der 42-jährige Spanier, der die Salzburger erst Ende Dezember übernommen hatte, ließ es sich aber nicht nehmen, Kontakt mit seinen Kollegen zu halten.
Zwar nicht mit seinen direkten Vertretern Martinez und Aufhauser, aber mit einem weiteren Verantwortlichen der „Bullen“ – via SMS.
Ulmer wollte das Fehlen des Cheftrainers nicht überbewerten und stellte indes die gemeinsame Vorbereitung unter der Woche in den Vordergrund. Trotzdem war es eine neue Situation, mit der auch die sonstigen Assistenz-Trainer erst umzugehen lernen mussten.
Rapid | Salzburg | |
---|---|---|
Ballbesitz | 54,3% | 45,7% |
Zweikämpfe | 51,94% | 48,06% |
Torschüsse | 14 | 13 |
Torschüsse außerhalb Strafraum | 8 | 8 |
Torschüsse innerhalb Strafraum | 6 | 5 |
Kopfballchancen | 1 | 4 |
Eckbälle | 2 | 3 |
Flanken | 11 | 8 |
Abseits | 0 | 6 |
Fouls | 17 | 22 |
Während Aufhauser den ruhigeren Part und die darauffolgende Pressekonferenz übernahm, beanspruchte sein spanischer Kollege die Coaching-Zone für sich.
„Ich habe ihn schwer halten können. Da ist das spanische Temperament durchgekommen. Dass er ein Vollblut-Fußballer ist, hat man dann beim Tor gesehen“, meinte der österreichische Ex-Profi.
„Das ist absolut noch zu verspielen“
Am Ende steht ein 1:1, das freilich Salzburg mehr Vorteile verschafft als dem Konkurrenten aus dem Westen Wiens. Und trotzdem stimmt man im „Bullen“-Lager ruhige Töne an.
„Es ist ein ganz kleiner Vorteil, noch nicht sehr komfortabel. Das ist absolut noch zu verspielen, vier Punkte sind schnell weg“, zeichnete sich Ulmer nicht gerade als Optimist aus.
Die kommenden Spiele entscheiden darüber, wer schlussendlich den Meisterteller stemmen darf. Die Tendenz geht klar in die Richtung des Titelverteidigers.
Auch wenn von der heilen Welt bei RB Salzburg nach dem Schlusspfiff keiner etwas wissen wollte.
Alexander Karper/Martin Wechtl